Der bekannteste vom Impressionismus und dessen Fortentwicklungen beeinflußte Maler Norwegens dürfte sicher Edvard Munch sein, doch war er beileibe nicht der einzige. Erwähnenswert sind sicher auch Frits Thaulow, Christian Krohg oder eben Ludvig Karsten. Letzterer schuf, vor allem von Munch und zeitgenössischen französischen Vorbildern inspiriert, recht unterschiedliche, oft aber von kräftigen Farben bestimmte Werke.
Geboren wurde Ludvig Peter Karsten 1876 in Kristiania, dem heutigen Oslo, als Sohn eines wohlhabenden Bauuternehmers. Sein Bruder Heinrich wurde Architekt, die Schwestern Marie und Kristine Innenarchitektin bzw. Textildesignerin.
Im Alter von 13 Jahren nahm er erstmals Zeichenunterricht, und 1893 reiste er zu Studienzwecken in die Provinz Telemark, wo er Landschaften skizzierte, Porträts anfertigte und sich dem Maler und Illustrator Hafdan Egedius anschloß. Nach seinem Abschluß der Oberschule entfaltete er eine ausgiebige Reisetätigkeit. Zunächst besuchte er Rom, Florenz und München, und im Folgejahr ging er nach Madrid, wo er etwa zwei Jahre blieb und sich intensiv mit dem Werk Diego Velázquez’ auseinandersetzte.
Nach dem Militärdienst in Norwegen ging er erneut nach München und im Herbst 1900 nach Paris; hier lernte er bei Eugène Carrière und übte sich an lebenden Modellen. Im Jahr 1901 beteiligte er sich erstmals an der Herbstausstellung in Kristiania, und danach ging es wieder für einige Jahre nach Paris, wo er sich im dortigen Kreis norwegischer Künstler durch übermäßigen Alkoholkonsum und Rauflust unbeliebt machte. Eines seiner Pariser Bilder, eine Paraphrase eines Ribera-Gemäldes aus dem Louvre, wurde von seinem Landsmann Frits Thaulow erstanden.
Im Herbst 1904 konnte er in Kristiania seine erste, mit gemischten Reaktionen aufgenommene, Einzelausstellung veranstalten. Im Jahr darauf besuchte er Edvard Munch in Åsgårdstrand, wo Munch ihn etwa lebensgroß porträtierte. Auch hier kam es nach einer durchzechten Nacht zu einer Prügelei zwischen den beiden Exzentrikern, welche von Munch später in einer Radierung festgehalten wurde; der Kontakt blieb allerdings bestehen. 1907 lebte Karsten für einige Zeit in Berlin.
Von 1910 an verbrachte er die meiste Zeit in Kopenhagen, wo er 1913 die dänische Bildhauerin Michaela „Misse“ Frederikke Haslund ehelichte – die Verbindung hielt allerdings nur bis 1917. 1920 erwarb er ein Haus in Skagen, bekannt für seine Tradition der Pleinairmalerei, wo er die Sommermonate verbrachte. Auch Karsten ließ sich von den dortigen Lichtverhältnissen zu impressionistisch geprägten Landschaftsbildern verleiten.
Als er 1926 in Paris infolge eines Treppensturzes starb, hatte er einen bedeutenden Beitrag zur norwegischen Malerei geleistet. Beeinflußt von Munch, Matisse und anderen Post- bis Neoimpressionisten schuf er einen kraftvollen und ausdrucksstarken Stil, für welchen das oben gezeigte „Die blaue Küche“ als herausragendes Beispiel dienen mag.
Verweise:
https://www.wikiart.org/en/edvard-munch/ludvig-karsten-1905
https://www.invaluable.com/artist/karsten-ludvig-dtmjhykqxt
https://www.nasjonalmuseet.no/en/collection/producer/54016/ludvig-karsten