Hans Peter Feddersen „Alte Bauernhäuser in Braderup“ (Öl auf Leinwand, 1921, Nordfriesisches Museum, Nissenhaus Husum, Foto: Anagoria)
Hans Peter Feddersen „Alte Bauernhäuser in Braderup“ (Öl auf Leinwand, 1921, Nordfriesisches Museum, Nissenhaus Husum, Foto: Anagoria)

Berlin – Als einer der bedeutendsten Landschafter Schleswig-Holsteins gilt der heutige Kandidat unserer Reihe kurzer Beschreibungen von Künstlerleben, Hans Peter Feddersen. Zwischen Realismus, deutschem Impressionismus und Expressionismus bewegen sich seine stets kraftvollen und stimmungsvollen Darstellungen zumeist rauher, norddeutscher Landschaften.

 

In das von uns betrachtete Leben trat der Mann 1848 in Westerschnatebüll, Nordfriesland, als Sohn des bereits betagten Porträtmalers Hans Peter Feddersen der Ältere (1788–1860). Als der Junge 1864 seine künstlerische Ausbildung bei dem Stuben- und Porzellanmaler Heinrich Andreas Sutor in Niebüll begann, hatte der Vater sich bereits einige Jahre aus dieser Welt verabschiedet.

 

1866 ging er an die seinerzeit zu Recht berühmte Düsseldorfer Akademie und brachte es zum Meisterschüler des spätromantischen Landschafters Oswald Achenbach. Auch seine Freundschaft mit dem auf Pferde- und Genreszenen spezialisierten Deutschbalten Gregor von Bochmann dem Älteren rührt aus der Düsseldorfer Studienzeit. Dessen Sohn, der Bildhauer Gregor von Bochmann der Jüngere, würde 1905 Feddersens älteste Tochter Marianne ehelichen.

 

1871 ging Feddersen im Gefolge seines Lehrers Theodor Hagen an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar. Um Hagen entstand, noch lange vor der Gruppe um Gotthardt Kuehl in Dresden, der erste akademische Kristallisationspunkt für Freilichtmalerei in Deutschland. Studienreisen führten ihn nach Sylt, in den Harz, in die Masuren, nach Rügen und Polen. 1877 reiste er gar nach Italien.

 

Aus jenen frühen Jahren sind uns bereits zahlreiche Bilder erhalten, welche an die Schule von Barbizon und deutsche Realisten wie Wilhelm Leibl erinnern; vor allem die Italien-Bilder lassen, was nicht zuletzt an dem südlichen Licht liegen dürfte, bereits frühimpressionistische Anklänge erkennen.

 

1879 heiratete er seine langjährige Verlobte Margarethe Hansen, mit welcher er von 1880–1884 in Düsseldorf lebte. Von den vier in jenen Jahren geborenen Töchtern überlebte nur eine. 1885 zog er mit der Familie auf einen Hof nach Kleiseerkroog, wo er sich endgültig niederließ. Die dort geborenen weiteren vier Töchter blieben ihm erhalten.

 

Studienreisen führten ihn nach Holland, München, auf verschiedene Nordseeinseln, nach Thüringen und in die Eifel. Die Frau starb 1908, doch schon im Jahr darauf heiratete er erneut, danach reiste er weniger, zumal er 1910 eine Professur bekam. Zudem hatte sein Hof sich zu einem Anziehungspunkt für Künstlerkollegen entwickelt, unter anderem Fedor Encke, Otto H. Engel und Leopold von Kalckreuth besuchen ihn dort wiederholt.

 

Zumindest eines seiner Werke wurde, im Kontext der Jahrhundertausstellung 1906, von der Nationalgalerie in Berlin erworben, ansonsten stellte Feddersen vor allem in Kiel, Flensburg und Husum aus; in dortigen Museen sind heute noch Bilder Feddersens Teil der Dauerausstellung. Er wurde vielfach geehrt, bekam 1924 die Ehrendoktorwürde der Universität Kiel, wurde 1926 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, und 1938 wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen.

 

Peddersen malte bisweilen Porträts und Genreszenen, sein Hauptinteresse galt jedoch der Landschaft seiner norddeutschen Heimat. Dabei machte er auch in späteren Jahren noch eine beachtliche Wandlung durch, indem er sich einer zusehends flächigen, expressiven Malweise bediente, ohne jedoch der nordisch-kühlen Art untreu zu werden, wie unter anderem unser Titelbild zeigt. Feddersen starb 1941 in Kleiseerkoog.

 

Der Informatiker Gregor von Bochmann, über viele Jahre Professor an der Universität Ottawa, ist Urenkel von sowohl Feddersen als auch Gregor von Bochmann dem Älteren. Er widmet sich ausgiebig der Pflege der Erinnerung an die malenden Vorfahren; auf seiner Netzseite (s. unten) sind weitere Informationen über deren Leben und Werk zu finden.


Verweise:

https://gregor.bochmann.ca/malerfeddersen/

https://www.adk.de/index.htm?we_objectID=53670

https://archiv.adk.de/objekt/2308127

https://www.auktionshaus-stahl.de/de/kuenstler/4949-hans-peter-feddersen

https://www.kettererkunst.de/result.php?kuenstlernr=9745&auswahl=vk&shw=1

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