Berlin – Die Schule von Barbizon, welcher auch der heutige Held unserer kunsthistorischen Reihe zugezählt wird, wird insbesondere mit poetisch-realistischen Kleinlandschaften in Verbindung gebracht. Doch unser Künstler fiel etwas raus, denn sein bevorzugtes Motiv waren Nutztiere und deren Hirten, wobei er stark von Alten Meistern Hollands beeinflußt war.
Licht und Unlicht der Welt erblickte Troyon 1810 in Sèvres bei Paris. Sein Vater arbeitete für die berühmte Porzellanmanufaktur des Ortes, und auch Constant begann zunächst als Porzellanmaler. Doch sah er seine Fortentwicklungsmöglichkeiten in dem Metier bald als erschöpft an, weshalb er mit 21 Jahren begann, auf eigene Faust als Landschaftsmaler durch die Lande zu ziehen, solange es seine finanziellen Mittel zuließen, bis er sich wieder genötigt sah, um des Lebensunterhaltes willen in seinem ursprünglichen Gewerbe zu arbeiten.
Dies wiederum nur, bis er sich erneut das Leben als wandernder Landschaftsmaler leisten konnte. Unterrichtet wurde er für kurze Zeit von dem heute weitgehend vergessenen Illustrator Alfred Riocreux und schließlich von dem Romantiker Camille Roqueplan, der sich für seinen Schüler erwärmte und diesen mit einigen Malern der Schule von Barbizon, darunter Jules Dupré und Théodore Rousseau, zusammenbrachte.
So malte auch Troyon zunächst vornehmlich Landschaften im realistischen Stil dieser Schule, bis er 1846 in Den Haag eine Art Erweckungserlebnis hatte, als er das Gemälde „Der junge Stier“ von Paulus Potter sah. Dieser Meister des holländischen Barock, welcher manchen als größter Tiermaler aller Zeiten gilt, beeindruckte ihn schwer.
Unter dem Eindruck Potters und anderer Alter Meister der Niederlande wie Rembrandt oder Aelbert Cuyp entwickelte Troyon seinen ganz eigenen Stil, welcher sich erheblich von dem anderer französischer Realisten unterschied (obgleich auch diese gerne auf altniederländische Einflüsse zurückgriffen).
Troyon aber wurde zu einem Meister der realistischen Tierdarstellung, und mit diesen Werken konnte er bald ein internationales Publikum überzeugen, wobei der bedeutendste Teil seines Werkes zwischen 1850 und 1864 entstand. Auch Napoléon III. fand sich unter seinen Bewunderern. Er hatte eine Reihe von Schülern, deren bekanntester Émile van Marcke gewesen sein dürfte.
1865 verstarb der Künstler nach einer Phase geistiger Umnachtung. Er wurde auf dem Friedhof des Montmartre in Paris beigesetzt. Seine Mutter stiftete anschließend den Troyon-Preis für Tierdarstellungen der École des Beaux-Arts. Durch Reproduktionen fand das Werk weite Verbreitung, und auch deutsche Tiermaler wie Christian Mali und Anton Braith wurden von seinem Schaffen inspiriert.
Verweise:
https://www.dorotheum.com/de/k/constantin-troyon/