Louis Valtat „Frau mit Hund“ (Öl auf Leinwand, ca. 1902, 92 cm x 73 cm, Privatsammlung)
Louis Valtat „Frau mit Hund“ (Öl auf Leinwand, ca. 1902, 92 cm x 73 cm, Privatsammlung)

Berlin – Der Fauvismus war praktisch die französische Entsprechung zum Expressionismus, und seine bekanntesten Vertreter waren wohl Henri Matisse, André Derain und Maurice de Vlaminck. Auch diese Strömung hatte eine zweite und dritte Reihe und ihre Randerscheinungen. Erwähnenswert als früher Vertreter oder Vorläufer des Stils ist Louis Valtat, dessen Leben wir uns heute in unserer kunsthistorischen Reihe widmen wollen.

 

Geboren wurde er 1869 in der Normandie in eine Familie reicher Schiffseigner. Der Vater war selbst ein Amateurlandschaftsmaler und vermittelte dem Sohn das Interesse an der Kunst. Mit 17 entschied dieser sich für eine Karriere als Künstler und ging 1887 nach Paris, nachdem die École des Beaux-Arts seine Bewerbung akzeptiert hatte.

 

Unterricht hatte er dort bei den damals wohl bereits legendären akademischen Malern Gustave Boulanger, Jules Lefebvre und Jean-Joseph Benjamin-Constant. Es folgte ein Studium an der privaten Académie Julian, hier vermittelte ihm der grandiose Landschafter Jules Dupré aus der Schule von Barbizon weitere Kenntnisse.

 

Unter seinen Kommilitonen waren Maurice Denise, Pierre Bonnard und Édouard Vuillard, welche unter der Führung Paul Sérusiers als „Les Nabis“ ins Fahrwasser Paul Gauguins kommen sollten, sowie der Postimpressionist Albert André, welcher ein enger Freund Valtats wurde. Valtat selbst wurde keiner der Nabis, doch befaßte sich durchaus mit deren Auffassungen. Auch im Atelier des Symbolisten Gustave Moreau lernte er zeitweilig.

 

1890 richtete er dann sein eigenes Atelier in Paris ein, und 1893 konnte er erstmals im Salon des Indépendants ausstellen. In den Werken jener frühen Jahre arbeitete er in einem Stil, welcher sich auf unorthodoxe Weise impressionistischer und pointillistischer Elemente bediente. Dabei entstanden Straßenszenen ebenso wie Akte oder Stilleben. 1894 gestaltete er gemeinsam mit Albert André und Henri de Toulouse-Lautrec Theaterdekorationen.

 

Eine Tuberkuloseerkrankung brachte ihn dazu, regelmäßig in den mediterranen Süden Frankreichs zu reisen. Ab 1900 besuchte er dort mehrfach Pierre-Auguste Renoir, den er auch porträtierte, und gemeinsam schufen Valtat und Renoir eine Skulptur Paul Cézannes. Auch mit dem Pointillisten Paul Signac stand er in freundschaftlichem Kontakt.

 

Das mediterrane Licht inspirierte Valtat zu einer lebhafteren Farbgebung, und ab ca. 1903/04 entstanden Gemälde, die (vor allem im Nachhinein) mit dem aufkommenden Fauvismus in Verbindung gebracht wurden, obgleich er mit der Gruppe kaum Kontakt hatte und seine Werke im Vergleich noch zurückhaltend zu nennen sind; bisweilen wird auch von Proto-Fauvismus gesprochen.

 

1914 zog er nach Paris, doch hielt sich auch oft um Rouen und Versailles auf. Gerne hielt er seine Familie in Gemälden fest, zudem entstanden weiterhin Blumenbilder, Genreszenen und Landschaften. Auch der Druckgrafik widmete er sich vermehrt. Valtat blieb lange schöpferisch tätig, doch 1948 erblindete er und mußte die Malerei aufgeben. Er starb Anfang 1952 in Paris.

Verweise:

https://www.kollerauktionen.ch/en/102798-0032-1199-LOUIS-VALTAT.-Femme-avec-chien-1199_498838.html?RecPos=5

https://www.findlaygalleries.com/artists/period/louis-valtat/

https://www.valtat.com/en/

x