Berlin – Die französische Historienmalerei des 19. Jahrhunderts wird heute, wie ihr deutsches Gegenstück, recht stiefmütterlich behandelt. Doch bewiesen viele dieser Künstler nicht nur selbst außerordentliches Können, sondern vermittelten dieses auch den jungen Vertretern der angehenden Moderne. Tony Robert-Fleury war einer dieser Maler und Kunsterzieher, welchen zahlreiche Jüngere ihr Handwerk verdanken.
Geboren wurde er 1837 in Paris. Sein Vater Joseph Nicolas Robert-Fleury war selbst bereits ein bedeutender Historienmaler der Romantik und auch der erste Lehrer des Sohnes. Nach der Schulzeit lernte dieser zunächst bei Léon Cogniet und später bei Paul Delaroche an der École des Beaux-Arts, mit dessen sonstigen Schülern wie Gustave Boulanger, Louis Gallet und Ernest Hebert er auch in gutem Kontakt stand.
1866 hatte er mit dem Gemälde „Warschau, Szene des polnischen Aufstands“, welches das Massaker auf dem Warschauer Schloßplatz am 8. April 1861, als russische Truppen die polnische Nationalbewegung niederschlugen, in durchaus blutiger Weise zeigte, einen bedeutenden Erfolg auf dem Pariser Salon.
Es war dies der Auftakt einer ganzen Reihe von Salonbeteiligungen, und auch in Museen waren bald die ersten Werke Robert-Fleurys zu sehen. Historiengemälde, Genreszenen und Porträts waren sein Metier, welches er brillant beherrschte. Wie andere Salonmaler wählte er zudem gerne erotische Motive.
Er unterrichtete viele Jahre als Professor an der renommierten Académie Julian, und auch in seinem eigenen Atelier gab er Lehrstunden. Viele seiner Schüler, darunter auch zahlreiche Frauen, sollten sich später selbst einen Namen machen, unter ihnen Cuno Amiet, Lovis Corinth, Édouard Vuillard, Cecilia Beaux, Ellen Day Hale, Arnold Lyongrün, Emma Löwstädt-Chadwick und Mary Fairchild Low.
Neben einigen Auszeichnungen auf dem Pariser Salon gibt es zahlreiche weitere Punkte, die das hohe Ansehen des Künstlers belegen. So wurde er 1873 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt (1884 dann Offizier und 1907 Kommandant), und auf der Weltausstellung 1878 erhielt er die Ehrenmedaille, 1889 eine Goldmedaille.
Ab 1882 war er festes Mitglied des Salons und ab 1900 auch der Jury, und 1904 wurde er in Nachfolge William Bouguereaus Präsident der Société des Artistes Français. Ab 1908 war er zudem Präsident der Taylor Foundation. Er starb 1911, wobei nicht geklärt ist, ob dies in Paris geschah oder im einige Kilometer nördlich von Paris gelegenen Viroflay.
Verweise:
https://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=113710#Robert-Fleury
http://www.artnet.de/künstler/robert-tony-fleury/
https://www.hellenicaworld.com/Art/Paintings/de/TonyRobertFleury.html