Nadeschda Egorowa „Drei Freundinnen“ (Öl auf Leinwand, 2022, 100 cm x 100 cm)
Nadeschda Egorowa „Drei Freundinnen“ (Öl auf Leinwand, 2022, 100 cm x 100 cm)

Berlin – Unter dem Ausstellungstitel „Ich lasse dich ...“ bietet uns die Galerie Ars Pro Dono in Berlin-Prenzlauer-Berg noch bis zum 30. Juli 2023 einen Einblick in das eigenwillige Schaffen der Malerin Nadeschda (Nadja) Egorowa aus Sankt Petersburg, welches von Frauengestalten und Stilleben bestimmt wird.

 

Egorowa, die 2009 ihren Abschluß an der Akademie der Künste in Sankt Petersburg machte, ist seit 2010 Mitglied der Union der Künstler der Stadt. Ihr Werk zeigt zahlreiche Rückgriffe in die russische Kunstgeschichte, von der Ikonenmalerei Andrej Rubljows um 1400 bis zur frühmodernen Avantgarde eines Kusma Sergejewitsch Petrow-Wodkin.

 

Diese Rückgriffe können stilistische Anleihen sein oder auch bewußte Zitate; als Beispiel sei ein Frauenporträt genannt, welches sich mit seinem Goldgrund und der stark stilisierten Darstellung des Gesichtes in die Tradition Rubljows oder auch Giottos stellt, doch im Hintergrund das rote Pferd, ein Motiv Petrow-Wodkins auftauchen läßt.

 

Ein weiteres Bild zeigt drei Frauengestalten um einen Tisch mit Samowar versammelt; eine säkulare Neuinterpretation der „Dreifaltigkeitsikone“ Rubljows, eines Schlüsselwerks der altrussischen Malerei.

 

Überhaupt bilden die Frauengestalten den Fokus des Werkes Egorowas. Diese folgen einem durchgängigen Schema, sind eher Verallgemeinerungen als Individuen, bewegen sich in Welten, in denen sich Alltag, Traum und Mythos begegnen; lebensfroh und nachdenklich, ja, etwas seltsam, zugleich. In einem Katalog der Galerie heißt es:

 

„Die Bilder von Nadia Egorova, leicht und ironisch, verbergen eine Bedeutung, die sich dem Betrachter erschließt, wenn er genauer hinschaut. Es sind Bilder von dem, was jedem Menschen nahe ist: Liebe, Einsamkeit, Freundschaft, Traurigkeit und Träume vom Schönen. Sie sind prägnant, nicht mit unnötigen Details beladen. Die Malerin „befreit“ ihre Arbeiten von allem Überflüssigen, es bleibt nur das Wichtigste: Die Idee, die Person und ihre Gefühle.“

 

Die zweite größere Werkgruppe sind die Stilleben. Stärker als in den Figurenbildern gibt die Malerin sich hier dem Spiel mit Raumwirkung und verschiedenen einander widersprechenden Perspektiven hin; Erinnerungen an Paul Cézanne und Marc Chagall werden wach.

 

Was bei Betrachtung der Ausstellung insgesamt auffällt, sind die zahlreichen Bezüge der Bilder untereinander, immer wiederkehrende kleine Bildelemente, Zitate und Selbstzitate, gerne als Spiele mit Spiegelungen und Schatten. Erwähnt sei auch die einzige Landschaft der Schau mit ihrer märchenhaften Atmosphäre; hier kommen wir in die Nähe des magischen Realismus Georg Schrimpfs oder des Symbolismus Heinrich Vogelers.

 

Der Galerie Ars Pro Dono befindet sich in der Prenzlauer Allee 191 in 10405 Berlin und hat von Montag bis Freitag von 14 bis 19 und am Sonnabend von 11 bis 16 Uhr geöffnet.


Verweise:

https://www.arsprodono.de/?cat=c182_Nadja-Egorowa-nadja-egorowa.html

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