„Häuser und Menschen. Die Halberstädter Altstadt in Zeichnungen von Erhard Wolf“ (Gleimhaus in Halberstadt, Ausstellungsansicht)
„Häuser und Menschen. Die Halberstädter Altstadt in Zeichnungen von Erhard Wolf“ (Gleimhaus in Halberstadt, Ausstellungsansicht)


Halberstadt – Vor einigen Tagen stellten wir unseren Lesern das Gleimhaus in Halberstadt, ein Literaturmuseum zur Aufklärung mit einer großen Sammlung von Porträts der Größen jener Zeit, in einem allgemeinen Überblick vor. Nun soll es noch einmal um die Sonderausstellung „Häuser und Menschen. Die Halberstädter Altstadt in Zeichnungen von Erhard Wolf“ gehen, welche noch bis zum 3. September 2023 zu sehen sein wird.

 

Über Wolfs Leben und Wirken ist nicht allzuviel bekannt. Geboren wurde er 1907, machte zunächst (allerdings nicht gleich nach der Geburt) eine Zimmermannslehre, studierte schließlich Architektur in Dresden und reiste, vornehmlich zu Studienzwecken, ausgiebig.

 

1935 erhielt er eine Stelle in der Bauleitung der Halberstädter Luftwaffe. Das Kriegsende und die unmittelbare Nachkriegszeit verbrachte er in Kriegsgefangenschaft, ging dann wieder nach Halberstadt. 1947 fand er Anstellung beim Stadtbauamt, wo er am Wiederaufbau der Stadt, unter anderem an der Planung des HO-Warenhauses am Fischmarkt, der Schule der Sargstedter Siedlung und des Theaters, beteiligt war.

 

1950 ging es in die Halberstädter Außenstelle des Landesprojektierungsbüros für das Bauwesen Sachsen-Anhalt in Magdeburg (später „VEB Hochbauprojektierung“ und ab den späten 1960er Jahren dem Wohnungsbaukombinat zugehörig). 1976 trat er in den späten Ruhestand. Die letzten Jahre bis zu seinem Tod 1980 war Wolf nicht zuletzt intensiv damit beschäftigt, die Halberstädter Altstadt in zahlreichen Zeichnungen festzuhalten.

 

Der historischen Architektur galt seine besondere Vorliebe, und Halberstadt hatte trotz der allierten Bombenangriffe 1945 noch Einiges davon. Doch in den 1970er Jahren wütete der Modernismus in der DDR ebenso wie in Westdeutschland, und obgleich die Altstadt als Flächendenkmal in die Denkmalliste des Bezirks Magdeburg aufgenommen worden war, wurde 1975 beschlossen, die fast komplett erhaltenen Fachwerkbauten der Unterstadt abzureißen und durch Plattenbauten zu ersetzen.

 

Der Abbruch begann in den frühen 1980er Jahren, und erst das Ende der DDR setzte diesem antihistorischen Barbarentum ein Ende. Die Bauten, die Wolf 1976 und 1977 festhielt, waren damals bereits zu weiten Teilen dem Untergang geweiht.

 

Die Handzeichnungen, welche zur graphischen Sammlung des Gleimhauses gehören, sind somit nicht zuletzt von einem großen historischen Wert. Ein Teil ist in Schwarz-Weiß gehalten, andere sind farbig; neben Kohle und Bleistift verwendete Wolf immer wieder Aquarell- und Deckfarben und sogar Buntstifte.

 

Dabei handelt es sich nicht um reine Architekturzeichnungen, eher um Veduten traditionellen Stils, denn die Ansichten der Stadt sind mit zahlreichen bei ihren Tätigkeiten festgehaltenen Personen bevölkert, wir sehen ebenso Fahrräder und Kraftfahrzeuge. Anläßlich der Ausstellung ist auch eine Bildermappe erschienen, welche Wolf und den Halberstädter Fachwerkbauten ihren Platz im Gedächtnis der Stadt sichern soll.

 

Das Gleimhaus befindet sich am Domplatz 31 in 38820 Halberstadt. Geöffnet hat es von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen (mit Ausnahme des 24., 25. und 31. Dezember und 1. Januar) von 10 bis 16 Uhr (November bis April) bzw. 10 bis 17 Uhr (Mai bis Oktober). Der Eintritt kostet regulär 7,– Euro, es gibt verschiedene Ermäßigungen (dazu verweisen wir auf den Netzauftritt des Hauses).

 

Verweise:

https://art-depesche.info/das-gleimhaus-in-halberstadt-und-die-portratsammlung-im-freundschaftstempel

https://www.gleimhaus.de/ausstellungen-veranstaltungen/sonderausstellung/haeuser-und-menschen-die-halberstaedter-altstadt-in-zeichnungen-von-erhard-wolf-1907-1980.html

https://www.halberstadt.de/de/veranstaltungskalender-kultur/event/276339,1032/ausstellung-haeuser-und-menschen-die-halberstaedter-altstadt-in-bildern-von-erhard-wolf-16-06-2023.html

https://art-depesche.info/das-harzmuseum-in-wernigerode-und-die-regionale-malkunst

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