Berlin – Es gab tatsächlich eine Kolonie US-amerikanischer Freilichtmaler in den Niederlanden. Diese bestand nicht lange und ein von anderen amerikanischen Impressionisten abgrenzbarer Stil bildete sich nicht heraus. Dennoch ist sie eine kunstgeschichtliche Betrachtung wert: Heute soll es hier um deren zentralen Protagonisten, George Hitchcock, gehen.
Geboren wurde er 1850 in Providence, Rhode Island, fast genau 40 Jahre vor dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt, H. P. Lovecraft. Sein Vater war der heute vergessene Porträtmaler Charles Hitchcock. Er studierte zunächst Jura in Providence und an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. Nach dem Abschluß 1874 arbeitete er als Rechtsanwalt in Providence und New York City.
1877 aber entschloß er sich zu einer fundamentalen Wendung, denn es lockte die Malerei. Ein Versuch, mit einem eigenen Atelier in Chicago Aquarelle zu verkaufen, erwies sich als zu voreilig. Er bemerkte also, daß er noch viel zu lernen hatte und ging 1879 nach London, wo er sich an der Heatherley's School dem Studium der Aquarellmalerei widmete.
War bis dahin sein Weg durchaus ungewöhnlich für einen amerikanischen (künftigen) Impressionisten, ging es nun in bewährte Bahnen, das heißt, an die Académie Julian nach Paris, wo er, wie etliche Vertreter seiner Zunft, von Jules Joseph Lefebvre und Gustave Boulanger geschliffen wurde.
Doch blieb er nicht lange in Paris, denn 1880 ging es weiter nach Den Haag, Holland, wo ihn der Marinemaler Hendrik Willem Meesdag unter seine Fittiche nahm. Im Jahr darauf heiratete er und ließ sich mit seiner Gattin im nordholländischen Egmond ann den Hoef (heute: Bergen) nieder.
Holland sollte ihm mit seinen damals bei US-Amerikanern äußerst populären Blumenmeeren, Mädchen und Mädchen in Blumenmeeren auch die geeigneten Motive für seine farbenfrohe Freilichtmalerei bieten, wobei sich neben impressionistischer Farbenpracht auch die Eleganz des Jugendstils in seinem Werk fand.
1884 besuchte er für zwei Monate die Düsseldorfer Kunstakademie, während ihn in Egmond von nun an regelmäßig sein Malerfreund Gari Melchers aufsuchte, mit dem er sich auch das Atelier teilte. Noch im selben Jahr erwarb die österreichische Kaiserin Elisabeth in Egmond eines der Gemälde Hitchcocks.
Spätestens mit der ehrenvollen Erwähnung auf dem Pariser Salon 1887 hatte er seinen Ruf gefestigt; es folgten zahlreiche Ausstellungen in Europa und den USA. Mit Melchers zusammen rief er 1890 eine Sommerschule ins Leben, welche als Egmonder Malerschule oder Egmonder Künstlerkolonie bekannt wurde.
Unter den Künstlern, die sich nach Egmond begaben, waren die Detschen Heinrich Heimes, Heinrich Petersen-Angeln und, als wohl bekanntester, Hans Herrmann, ebenso wie Amerikaner wie James Jebusa Shannon oder Walter MacEwen. Die Schule fand 1905 ein Ende, als sich Hitchcock von seiner Frau trennte, um wenige Tage später eine einstige Schülerin, die Malerin Cecil Jay, zu heiraten.
Das Paar zog nach Paris, wo Hitchcock immerhin noch den Titel eines Ritters der Ehrenlegion erhielt. Er starb 1913 im Hafen von Marken, Holland, an einer Herzerkrankung. Das Werk geriet für längere Zeit in Vergessenheit, wurde jedoch in jüngerer Zeit wiederentdeckt, und die Gemälde erzielen bei Auktionen zum Teil astronomische Summen.
Verweise:
https://victorianweb.org/painting/hitchcock/index.html
https://www.simonis-buunk.de/kuenstler/george-hitchcock/kunstwerke-zu-verkaufen/4773/
http://www.artnet.de/künstler/george-hitchcock/
https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/244054