Berlin – Der Symbolismus als moderne Neuauflage der Romantik hatte seinen Schwerpunkt sicher im deutschsprachigen Raum sowie in Belgien, Frankreich und England, doch auch in anderen europäischen Staaten hatte er bedeutende Ausläufer. Für Italien wäre unter anderem Glauco Cambon zu nennen, den wir unseren Lesern heute vorstellen möchten.
Geboren wurde unser Mann 1875 im norditalienischen Triest, damals Teil des Habsburgerreiches. Sein Vater war Luigi Cambon (1838 – 1904), ein renommierter Anwalt und Abgeordneter im Wiener Parlament; die Mutter Elisa Tagliapietra führte einen der beliebtesten Salons der Stadt.
Zunächst begann Cambon ein klassisches Studium in seiner Heimatstadt, zog jedoch dann nach München, und 1892 schrieb er sich an der Kunstakademie der bayrischen Metropole ein. Im Januar 1893 bereits erhielt er für sein Gemälde „Die Musik“ eine lobende Erwähnung in einem Kompositionswettbewerb.
Bis 1895 blieb er in München, und von 1900 bis 1905 hielt er sich in Rom auf, um sein Studium abzuschließen. Er nahm an den Biennalen von Venedig 1897 und 1907 teil, zunächst mit dem Pastell „Porträt einer Dame“ und dann mit dem „Porträt des Künstlers Benussi“.
Nach der Zeit in Rom ging er wieder nach Triest, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieb. In jenen Jahren beschäftigte er sich, wie zahlreiche dem Symbolismus nahestehende Künstler (etwa Henri de Toulouse-Lautrec, Théophile Steinlen oder Alphonse Mucha), auch mit der Werbegrafik.
Gemälde wie „Mondlicht“ (1917) verbinden impressionistisch beeinflußte Maltechnik mit dem Zwielicht der dunklen Romantik; das Leben der gehobenen Gesellschaft erscheint mythenschwer – elegante Selbstinszenierung im Geiste des fin de siècle.
Wie viele bildende Künstler Italiens ließ er sich von der Faszination für den Dramatiker Gabriele D'Annunzio packen, und auch in seiner Kunst vertrat er ein neoromantisches und heroisches Ideal von Traditionalismus. Bemühungen Tommaso Marinettis, ihn für die junge Avantgarde des Futurismus zu gewinnen, blieben entsprechend fruchtlos.
Dennoch ließ er sich in Mailand, dem Zentrum der neuen ästhetischen Bewegung nieder. Er heiratete die Malerin Gilda Pansiotti und blieb dort die letzten Lebensjahre. Der Tod ereilte ihn 1930 plötzlich in Biella, wohin er gekommen war, um ein Porträt zu malen.
Verweise:
https://www.berardiarte.com/artists/glauco-cambon/
http://www.artnet.de/künstler/glauco-cambon/
https://www.invaluable.com/artist/cambon-glauco-qo3eoc3fra/sold-at-auction-prices/
https://www.hampel-auctions.com/a/archive-catalogue-detail.html?la=en&a=99&s=424&id=523195