Jan van Beers „Stelldichein im Bois de Boulogne“ (Öl auf Holztafel, 1889, 23 cm x 22,5 cm)
Jan van Beers „Stelldichein im Bois de Boulogne“ (Öl auf Holztafel, 1889, 23 cm x 22,5 cm)


Berlin – Wieder möchten wir Ihnen einen Künstler aus dem Umfeld der akademischen Salonmalerei vorstellen. Jan van Beers war ein Flame, der in Paris zu großen Erfolgen kam. Er schuf vor allem Porträts und Genrebilder, welche derart minutiös ausgearbeitet waren, daß sie der Fotografie recht nahe kamen und als Vorform des Hyper- oder Fotorealismus gesehen werden können.

Wie so manche Biografie beginnt auch diese mit der Geburt des Künstlers, wobei jene 1852 in Lier bei Antwerpen stattfand. Sein Vater war nicht nur ein bedeutender Dichter, sondern hieß ebenfalls Jan van Beers, weshalb unser Mann zur Unterscheidung bislang auch mit dem Namenszusatz „der Jüngere“ versehen wird.

Er soll in sehr frühen Jahren bereits Talent gezeigt haben (naheliegend) und studierte an der Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, wo er eine Reihe junger Künstler wie Piet Verhaert, Alexander Struys und Jef Lambeaux um sich scharte. Die Gruppe wurde als „van-Beers-Clique“ bekannt, was allerdings nur bedingt an deren künstlerischen Leistungen lag und wohl eher an allerhand ekzentrischem Schabernack, welchen die jungen Männer trieben.

1878 (auch 1880 ist zu lesen) ging van Beers nach Paris, magischer Magnet für unzählige Künstler aus aller Herren Länder. Die Maler müssen sich damals auf dem Montmartre wirklich gestapelt haben. Zunächst mietete er sich im Atelier seines Landsmannes Alfred Stevens ein, hatte jedoch bald sein eigenes, in welchem er zudem den polnischen Kollegen Émile Eisman-Semenowsky als Assistenten beschäftigte.

In seinen frühen Werken übte er sich als Historienmaler mit Renaissance-Bezügen, doch Ruhm erlangte er mit Porträts mondäner Damen und Genreszenen aus dem Leben der gehobenen Kreise Paris’. Er erklärte, zu malen, was ihn in Paris am meisten interessiere, und das seien nun einmal die Frauen. Auch Anleihen des Japonismus lassen sich vermuten.

Dabei war sein Schaffen durchaus umstritten. Einerseits erfuhr seine altmeisterlich orientierte Technik große Bewunderung, andererseits galten seine Motive als banal, ja vulgär. Im wilhelminischen Deutschland, wo er durch die Galerie Gurlitt vertreten wurde, galt er wegen seiner erotischen Tendenzen als pikant.

Auch seine hyperrealistische Technik stieß nicht immer nur auf Zustimmung. Beim Salon von Brüssel 1881 hatte er sein Bild „Le Yacht «La Sirène»“ ausgestellt, und angesichts der äußersten zeichnerischen Präzision verdächtigten die Kunstkritiker Solvay und De Mons van Beers, das Bild auf der Unterlage einer Fotografie gefertigt zu haben.

Statt die beiden zum Duell zu fordern, schlug der so Gescholtene ihnen vor, ihnen eine große Summe an Franken zu zahlen, sollten sie ihre Vorwürfe belegen können; sollten diese sich jedoch als haltlos erweisen, müßten sie die gleiche Summe für wohltätige Zwecke spenden.

Darauf wurde Farbe von dem Bild abgekratzt, wobei es zwei Deutungen des Geschehens gibt: Sowohl von Vandalismus als auch von einer halb-offiziellen Untersuchung ist zu lesen. Jedenfalls wurde dadurch der Streit im Sinne van Beers' entschieden, was erheblich zu dessen Ruhm beitrug.

Neben den Bildern von Damen entstanden auch Herrenporträts und orientalistische Szenen sowie Werbeplakate, welche Einflüsse altniederländischer Feinmalerei verarbeiteten. Jan van Beers starb 1927 in Fay-aux-Loges im Département Loiret in Zentralfrankreich. 

Verweise:

https://art-depesche.de/malerei/708-der-belgische-luminist-évariste-carpentier.html

https://www.auktionshaus-stahl.de/de/kuenstler/13697-jan-van-beers

https://www.catplus.de/tiermalerei/jan-van-beers/

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