John Butler Yeats „Porträt von John O'Leary“ (Öl auf Leinwand, 1904, 91 cm x 71 cm, Nationalgalerie Irland, Dublin)
John Butler Yeats „Porträt von John O'Leary“ (Öl auf Leinwand, 1904, 91 cm x 71 cm, Nationalgalerie Irland, Dublin)


Berlin – Hinsichtlich seiner Verankerung in der Allgemeinbildung steht John Butler Yeats deutlich hinter seinen ungleich berühmteren Söhnen, Jack Butler und William Butler Yeats, zurück. Für die irische Kunstgeschichte ist er dennoch einer der großen Namen, und seine ausdrucksstarken, realistischen Porträts haben uns auch heute noch etwas zu sagen.

 

Geboren wurde er 1839 im nordirischen Dorf Lawrencetown als erstes von neun Kindern. Er studierte am Trinity College in Dublin Rechtswissenschaften und arbeitete zunächst auch in diesem Metier.

 

1863 ehelichte er eine Susan Pollexfen (1841–1900); aus der wohl wenig glücklichen Ehe gingen sechs Kinder hervor: William Butler Yeats (1865–1939), Lily Yeats (1866–1949), Elizabeth Corbet „Lolly“ Yeats (1868–1940), Robert Corbet Yeats, Jack Butler Yeats (1871–1957) und Jane Grace Yeats.

 

Einige der Sprößlinge sollten später selbst sehr erfolgreich werden, zum Teil den Vater diesbezüglich in den Schatten stellen. William Butler ist sicher einer der bekanntesten irischen Schriftsteller und Jack Butler gilt mit seinen expressiven Landschaften und Genreszenen als größter irischer Maler des 20. Jahrhunderts; Lolly machte sich als Kunsterzieherin einen Namen und Lily schuf im Bereich der Bildstickereien Bedeutendes.

 

Doch zurück zu unserem Helden selbst: Dieser entschied sich 1867, anscheinend recht spontan und zum Mißvergnügen der Gattin, in London an der Heatherly School of Fine Art Kunst zu studieren, wobei er früh schon seinen Schwerpunkt auf die Porträtmalerei legte.

 

Damit scheint er schnell gute Erfolge erzielt zu haben; Aufzeichnungen über Yeats' Verkäufe sind jedoch kaum erhalten, weshalb es wenig Klarheit über die Bestände an Yeats-Gemälden in Privatsammlungen und auch kein Werksverzeichnis gibt; zudem soll ein Teil seiner Bilder im Zweiten Weltkrieg einem Brand zum Opfer gefallen sein.

 

An Aufträgen hat es ihm nicht gemangelt, seine Gemälde und Zeichnungen finden sich in zahlreichen irischen, britischen und amerikanischen Privatsammlungen. Insbesondere Zeichnungen tauchen immer wieder auf und werden auch des Öfteren in Auktionshäusern angeboten.

 

Mit der Zeit entwickelte er in seinen realistischen, farblich gedämpften Porträts ein bemerkenswertes psychologisches Feingefühl, wobei unser Titelbild, das „Porträt von John O'Leary“ von 1904, als sein Meisterwerk gilt. Auch ein Porträt seines Sohnes William Butler Yeats (1900) wurde recht bekannt.

 

Als Geschäftsmann scheint er allerdings weniger Talent gehabt zu haben, denn trotz der guten Auftragslage war er in beständigen finanziellen Schwierigkeiten. Auch die häufigen Wohnortwechsel zwischen Irland und England dürften sein Leben erschwert haben.

 

1907 machte er sich mit seiner Tochter Lily via Ozeandampfer auf den Weg nach New York, wo er den Rest seines Lebens verbringen würde. 1909 mietete er sich in einer Pension ein, es war dies sein letzter Wohnortwechsel. Er unterhielt in New York freundschaftliche Kontakte zu den frühmodernen Malern der Ashcan School.

 

Yeats starb 1922 in seiner Pension und wurde auf dem Chestertown Rural Cemetery in New York beigesetzt; neben ihm wurde dort später (1970) die mit ihm eng befreundete, erheblich jüngere Dichterin Jeanne Robert Foster bestattet. Edmund Quinn, ein Künstler aus dem Umfeld Thomas Eakins', fertigte eine Totenmaske Yeats', welche heute Teil der Sammlung der Yeats Society in Sligo, Irland, ist.

  

Verweise:

https://www.artnet.com/artists/john-butler-yeats/

https://www.sothebys.com/en/articles/john-butler-yeats-the-artist

https://www.adams.ie/irish-artist-directory/john-butler-yeats-rha-art-sold-at-auction

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