Joshua Reynolds „Lady Caroline Howard“ (Öl auf Leinwand, 1778, 143 cm x 113 cm, National Gallery of Art, Washington D.C.)
Joshua Reynolds „Lady Caroline Howard“ (Öl auf Leinwand, 1778, 143 cm x 113 cm, National Gallery of Art, Washington D.C.)


Berlin – Einer der bedeutendsten englischen Maler des 18. Jahrhunderts war Joshua Reynolds. Er gilt neben Thomas Gainsborough als herausragender Vertreter der „English School“, welche sich kaum als Stilepoche im strengeren Sinne auffassen läßt, jedoch als ein Zeitabschnitt innerhalb der englischen Malerei, in welchem diese einen starken Anstieg in Qualität und Themenvielfalt erlebte. Reynolds gilt als großer Reformierer der englischen Porträtkunst, etablierte die englische Historienmalerei und schuf Landschaften, aufgrund deren Tiefe des Naturerlebens er bisweilen als früher Romantiker betrachtet wird.

 

Der Sohn des Priesters und Schuldirektors Samuel Reynolds wurde 1723 bei Plymouth in der südwestenglischen Grafschaft Devon geboren. Seine Ausbildung erhielt er ab 1740 bei dem damals beliebten Londoner Porträtisten Thomas Hudson. Vier Jahre sollte die Ausbildung gehen, doch bereits nach zweieinhalb Jahren war Reynolds der Ansicht, bei Hudson nichts Wesentliches mehr lernen zu können und begab sich zunächst nach Plymouth, wo er sich als noch nicht sehr reifer Porträtist zeigte.

 

Ein zwischenzeitlicher Aufenthalt in London und weitere Jahre in Plymouth brachten ihn voran, insbesondere das Studium alter holländischer Meister kam ihm zugute. Ein Italienaufenthalt von 1750–52 ermöglichte ihm die Vollendung seiner Ausbildung, die Begeisterung für Antike und Hochrenaissance, vor allem für Raffael, Michelangelo und Tizian, beeinflußte ihn nachhaltig.

 

1753 ließ er sich für den Rest seines Lebens in London nieder, wo er sich als Porträtmaler rasch einen Namen machte. Dabei führte er zahlreiche Neuerungen ein. Mit der offen betriebenen Methode des „borrowing“ bediente er sich an den Bildelementen und Techniken alter Meister, etwa der besonderen Beachtung von Licht und Schatten bei Tizian, idealisierte die im Porträt dargestellten Personen im Stil der Historienmalerei.

 

Eben jene war seinerzeit in England unentwickelt, Historiengemälde wurden bevorzugt von französischen und italienischen Künstlern erstanden – Reynolds gelang es, eine englische Historienmalerei zu begründen, welche den europaweiten Vergleich nicht zu scheuen brauchte. Mit der Zeit wurden Reynolds Arbeiten barocker, gediegener, doch auch konventioneller, orientiert an der antikisierenden Mode. Nichtsdestotrotz blieb er der größte englische Porträtist seiner Zeit, selbst wenn heutzutage seine tatsächlichen Fähigkeiten kritischer gesehen werden.

 

Auch für das Kunstleben insgesamt war der Einfluß Reynolds beachtlich: Öffentliche Ausstellungen zeitgenössischer Künstler in London gab es nicht – bis Reynolds 1760 die „Society of Artists of Great Britain“ mitgründete und ein reges Ausstellungswesen ins Leben rief. In der 1754 von William Shipley gegründeten „Royal Society of Arts“ war er unter den frühen Mitgliedern. 1768 ersuchten englische Künstler König George III. um Unterstützung für das Projekt. Dieser war nicht gerade ein Bewunderer Reynolds’, doch dessen hohe Popularität sorgte dafür, daß er dessen ungeachtet zum ersten Präsidenten der „Royal Academy of Arts“ ernannt und 1769 überdies zum Ritter geschlagen wurde.

 

In seiner Präsidentschaft machte er sich weiterhin um die Erhöhung und Ausdifferenzierung der englischen Malerei verdient. Im Jahr 1773 wurde neben Porträts in der Royal Academy mit „Ugolino und seine Söhne im Hungerturm“ erstmals ein Historiengemälde ausgestellt – seinerzeit durchaus gewagt. Als Kunsttheoretiker bewarb er den für die Historienmalerei seines Erachtens einzig angemessenen heroisch-vornehmen „Grand Style“, seine ab 1769 jährlich vorgetragenen „Diskurse“ gehören zu den bedeutendsten kunsttheoretischen Dokumenten ihrer Zeit.

 

Auf einer Reise durch Flandern, Holland und das westliche Deutschland 1781 entdeckte er Rubens für sich und ließ sich von dessen eher malerischem Stil und stärker differenziertem Farbauftrag beeinflussen. Auch seine Beschäftigung mit der Landschaft fiel in diese spätere Zeit. In jenen Jahren war Reynolds bereits taub, was zur Verfeinerung seiner optischen Wahrnehmung beigetragen haben könnte.

 

Eine besondere Ehrung war die Ernennung zum königlichen Hofmaler 1784, doch verschlechterte sich seine Gesundheit seit einem Schlaganfall 1782 zusehends, und Differenzen innerhalb der Royal Academy setzten ihm zu. 1789 erblindete er, 1790(91?) hielt er seinen letzten Diskurs an der Akademie; er starb 1792 und wurde in der St. Paul’s Cathedral beigesetzt.

 

Verweise:

https://www.britannica.com/biography/Joshua-Reynolds

https://www.nationalgallery.org.uk/artists/sir-joshua-reynolds

https://artuk.org/discover/artists/reynolds-joshua-17231792

https://www.wga.hu/frames-e.html?/bio/r/reynolds/biograph.html

http://www.abcgallery.com/R/reynolds/reynolds.html

http://www.artnet.de/künstler/joshua-reynolds/

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