Potsdam – Hasso Plattner hat sich als Kunstförderer vor allem mit dem Museum Barberini einen Namen gemacht. Neben der Dauerpräsentation seiner außerordentlichen Sammlung französischer Impressionisten sind dort regelmäßig hochkarätige Sonderausstellungen zu sehen. Doch sammelt der Mäzen bekanntermaßen nicht nur Impressionisten, sondern auch DDR- und Post-DDR-Kunst. Wechselnde Teile dieser Werke gibt es im restaurierten einstigen Café Minsk zu sehen.
Der heutige Abstecher nach Ferch am Schwielowsee, wo Ihr Schreiberling das Museum der Havelländischen Malerkolonie besuchte, führte hin und zurück über Potsdam. Und der Rückweg brachte den Gedanken mit sich, passend zur Tageszeit, noch einen Kaffee zu trinken. Und zwar im Minsk.
Vom Bahnhof sind es nur wenige Minuten und ein paar Höhenmeter den Brauhausberg empor. Dort war der flache Plattenbau in den 1970er Jahren unter den Architekten Karl-Heinz Birkholz und Wolfgang Müller im Stil der DDR-Variante der Nachkriegsarchitektur errichtet worden und fungierte zunächst als weißrussisches Spezialitätenrestaurant.
Das Lokal hatte zu DDR-Zeiten einen hervorragenden Ruf als Ausflugsgaststätte und überlebte als Café Minsk die DDR um einige Jahre, bis ins Jahr 2000. In Folge aber verfiel es und war zwischenzeitlich dem Abriß nahe, doch letztlich sprang Plattner ein und ließ das Haus ab 2019 aufwendig sanieren.
In jener Zeit hieß es schon immer, die bis dahin auch im Barberini ausgestellte Ost-Kunst Plattners werde im Minsk ihre neue Heinstatt finden. Im September 2022 dann die Eröffnung, mit zwei Ausstellungen, die Gemälde Wolfgang Mattheuers und Fotografien von Stan Douglas zeigten. Der Gedanke dabei, so heißt es, sei es, die DDR-Kunst in einen „internationalen Kontext“ zu stellen.
Bereits damals wurde klar: Eine umfassende Sammlungspräsentation ist nicht vorgesehen; man bescheidet sich. Vielleicht geben die Räume es nicht her, vor allem aber ist das Konzept ein anderes. Da wirken die 10,– für den regulären Eintritt relativ hoch (es gibt aber auch die Möglichkeit des Kombi-Tickets mit dem nicht weit entfernten Museum Barberini für 20,–).
Aktuell und noch bis zum 30. August 2023 sind u. a. Werke von Harald Metzkes, Stefan Plenkers, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte, Hartwig Ebersbach, Erika Stürmer-Alex und Werner Tübke zu sehen, welche unter dem Leitspruch „WERK STATT SAMMLUNG“ aktuellen Arbeiten Wilhelm Klotzeks gegenübergestellt werden, um somit in einen Dialog treten zu können.
Doch nach dem mit langen Fußwegen verbundenen Tag am Schwielowsee fehlt mir vermutlich der feine Sinn für dergleichen Subtilitäten, weshalb ich mich für „das nächste Mal“ enscheide. Vielleicht schauen mir die Gestalten auf den Gemälden grimmig hinterher, als ich mich – ausnahmsweise – entscheide, ihnen keinen Besuch abzustatten. Aber wenn, merke ich es nicht.
Und nun sitze ich also auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen (auf ansprechendem Bollhagen-Geschirr) und stelle mir vor, wie es wäre, die schöne Aussicht zu genießen, die möglich wäre, wenn nicht das häßliche Schwimmbad den Großteil der Szenerie verdeckte. Der Kaffee ist übrigens sehr gut.
Das Minsk befindet sich in der Max-Planck-Straße 17 in 14473 Potsdam, etwa fünf Gehminuten vom Potsdamer Hauptbahnhof entfernt. Es hat von Mittwoch bis Montag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet; der Dienstag ist Schließtag.
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