„Liebermann zeichnet“ (Ausstellungsansicht)
„Liebermann zeichnet“ (Ausstellungsansicht)


Berlin – Nein, Liebermann hat nicht posthum das Wahrzeichen Berlins bemalt: Anläßlich des 175. Geburtstags des wohl bekanntesten deutschen Impressionisten hat das Liebermann-Haus (welches eben neben dem Brandenburger Tor steht) die Bestände des Kupferstichkabinetts der Nationalgalerie durchforstet und präsentiert in seinen Räumlichkeiten eine Auswahl der Zeichnungen des Meisters. Noch bis zum 5. März 2023 soll „Liebermann zeichnet. Das Berliner Kupferstichkabinett zu Gast im Max Liebermann Haus“ zu sehen sein.

Vom usprünglichen Bau des berühmten preußischen Architekten August Stüler, welchen Max Liebermann von 1892 bis zu seinem Tod 1934 bewohnte und als Atelier nutzte, ist nichts mehr übrig; dieser fiel 1943 den alliierten Bombardements zum Opfer. Seit 1999 steht dort ein flüchtig am Original angelehnter Neubau, welcher seither ein von der „Stiftung Brandenburger Tor“ betriebenes Museum zu Leben und Werk Liebermanns beherbergt.

Die Handzeichnungen Liebermanns aus dem Kupferstichkabinett wurden von der Nationalgalerie, was relativ unüblich ist, größtenteils noch zu Lebzeiten des Künstlers zusammengetragen, so hoch war dessen Ansehen bei den Direktoren der Staatlichen Kunstsammlung; mit Hugo von Tschudi (Direktor von 1896 bis 1908) verband ihn auch eine persönliche Freundschaft.

Konfliktreicher war das Verhältnis zu dessen Nachfolger Ludwig Justi (Direktor von 1909-1933, abweichend: 1911-1931), teilweise sicher auch aufgrund des zahlreichen Berichten zufolge nicht ganz einfachen Charakters Liebermanns. Während der NS-Zeit gab es wegen der jüdischen Abkunft des Malers keine weiteren Ankäufe.

Nach Kriegszeiten kamen sporadisch weitere Ankäufe staatlicher Sammlungen in Ost und West, die Nationalgalerie konnte zuletzt 2020 das erste Skizzenbuch Liebermanns erstehen – sicher eines der bemerkenswertesten Objekte der aktuellen Schau.

Ansonsten sind rund 90 Bilder zu sehen, thematisch geordnet und zurückhaltend kommentiert, von der Bleistiftzeichnung über die Kohle- bis zur Tuschezeichnung, darunter Landschaften, Gartenbilder, Porträts, Figurenstudien, Massenszenen und Genrebilder.

Ein durchaus repräsentativer Überblick über Liebermanns Handzeichnungen, der zum einen die Vielseitigkeit, scharfe Beobachtungsgabe und technische Meisterschaft des Künstlers belegt, zum anderen eindrucksvoll zeigt, daß dessen Wurzeln weit eher im deutschen Realismus eines Adolph von Menzel als im französischen Impressionismus eines Claude Monet zu suchen sind. Fazit: Sehr schön.

Es gibt übrigens auch eine Dauerausstellung, welche in großen Tafeln über das Leben des Künstlers berichtet, jedoch weitgehend ohne originale Kunstwerke auskommt. Für Einsteiger sicher informativ. Das Max-Liebermann-Haus befindet sich am Pariser Platz 7 in 10117 Berlin. Geöffnet hat es von Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet regulär 6,-, ermäßigt 4,- Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

 

Verweise:

https://stiftungbrandenburgertor.de/aktuell/liebermann-zeichnet/

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