Berlin – Der amerikanische Impressionismus ist für Ihren Schreiberling ein besonders lohnenswertes Gebiet, wenn es darum geht, in Deutschland weitgehend unbekannte, doch beachtenswerte Künstler zu entdecken. Der heutige Kandidat unserer Reihe kleiner Biografien, Robert Reid, gehörte zur Ausstellungsgemeinschaft der „Ten American Painters“ und machte sich nicht nur mit Ölgemälden, sondern auch mit Malereien auf Glas und Wänden einen Namen.
Zur Welt kam er 1862 als Robert Lewis Reid in Stockbridge, Massachusetts. Sein Kunststudium begann er an der Schule des Boston Museum of Fine Arts bei dem aus Sachsen stammenden realistischen Maler Emil Otto Grundmann, der eine ganze Reihe später bedeutender amerikanischer Künstler unterrichtete; neben Reid etwa auch Edmund C. Tarbell und Frank Weston Benson.
1884 zog er nach New York und studierte bei der Art Students League, doch schon 1885 ging es weiter nach Paris. Er schrieb sich an der berühmten Académie Julian ein, wo er von Gustave Boulanger und Jules Joseph Lefebvre unterrichtet wurde. In jenen Jahren entstanden einige realistische Szenen des französischen Landlebens, die Sommermonate verbrachte er vornehmlich in der Normandie.
1889 ging er nach New York zurück und verdingte sich zunächst als Porträtist. Für die World's Columbian Exposition in Chicago 1893 malte er mehrere Wandgemälde. Er erhielt Lehraufträge an der Art Students League sowie der „Cooper Union for the Advancement of Science and Art“, und seine hübsche Schülerin Nan Sheets hielt er in zahlreichen Porträts fest.
Als sich 1897 die „Ten American Painters“ als gleichzeitig explizit anti-akademische und auf hohe Qualität achtende Ausstellungsvereinigung zusammentaten, war Reid neben weiteren Größen wie John Henry Twachtman, Julian Alden Weir, Joseph DeCamp, Frank Weston Benson, Edmund C. Tarbell, William Merrit Chase und Willard Leroy Metcalf mit von der Partie.
Ein besonderer Schwerpunkt waren seine Wandgemälde, solche schuf er etwa für dem amerikanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung 1900 oder die Kongreßbibliothek in Washington D.C. Auch mit der Glasmalerei beschäftigte er sich intensiv.
Sein Malstil war zunächst realistisch, doch mit der Zeit wandte er sich immer stärker impressionistischen Pastelltönen und lockeren Pinselstrichen zu, wobei er mit Vorliebe elegante Damen porträtierte. Auch der Einfluß des Japonismus ist bisweilen unübersehbar.
1927 erlitt er einen Schlaganfall und war fortan teilweise gelähmt. Die beiden folgenden Jahre bis zu seinem Tod 1929 verbrachte er in einem Sanatorium des Bundesstaates New York, wobei sein Wille zu schaffen ungebrochen war; es gelang ihm sogar, sich die Fertigkeit des Malens mit der linken Hand anzueignen.
Verweise:
https://americanart.si.edu/artist/robert-reid-3989
https://www.aaa.si.edu/collections/robert-reid-papers-8400
https://www.artnet.com/artists/robert-reid-2/