Arttrade: Wie seriös läuft die Tokenisierung von Kunstwerken?
Arttrade: Wie seriös läuft die Tokenisierung von Kunstwerken?



Düsseldorf – Sind Kunstwerke in erster Linie etwas ideell Wertvolles, um das eigene Zuhause zu verschönern? Oder vielmehr besondere Geldanlagen, die mit Gewinn weiterverkauft werden? Die Frage, ob sich Kunstinvestments lohnen, stellen sich in Zeiten hoher Inflation und schwankender Zinsen viele. Wer für sich zu einer positiven Antwort kommt, weiß aber oft nicht so genau, was beim investorengleichen Einstieg in den Kunstmarkt zu beachten ist und wo die versteckten Risiken lauern. Die über allem schwebende Frage ist, ob das Investieren in Kunst nur etwas für Vermögende ist?

„Der Kunstmarkt ist exklusiv und bisher nur wenigen sehr wohlhabenden Menschen zugänglich“, räumt Claudio Sander ein. Um das zu ändern, schuf er im Jahr 2021 zusammen mit Julian Kutzim und David Riemer eine Plattform, damit sich Anleger anteilig an hochpreisigen Kunstwerken beteiligen und so einen Fuß in diesen abgeschotteten Markt setzen können. Anlagesicherheit bieten in der Regel nur die Werke renommierter Künstler, für die aber oft sechsstellige Beträge und mehr zu zahlen sind. Die innovative Blockchain-Nutzung via Tokenisierung bietet nun auch Kleinanlegern die Chance, in die attraktive Anlageklasse hochwertiger Kunstwerke einzusteigen. Das erklärte Ziel von Sander, Kutzim und Riemer war es, den Markt für Kunstwerke zu öffnen und die Kunst in die Öffentlichkeit zurückzubringen. Dieser Demokratisierungsaufgabe hat sich ihr Blockchain-Startup Arttrade verschrieben. Es vermittelt Anteile an teurer Kunst per Token und sorgt dafür, dass die von der Arttrade-Community erworbenen Kunstwerke nicht in Privatgemächern oder Lagerräumen landen, sondern öffentlich gezeigt werden. In welchen Galerien oder Ausstellungen die Kunst zu sehen ist, entscheiden alle Anteilseigner einvernehmlich. Die in Düsseldorf ansässige Arttrade GmbH wird heute durch Julian Kutzim, David Riemer und Svenja Heyer vertreten. Sie werben für Portfolio-Diversifizierungen durch ausgewählte Kunstinvestments und versprechen ab einer Mindestinvestitionssumme von 1.000 Euro „außergewöhnliche Wertentwicklungen“. Streng juristisch formuliert betreiben sie die Vermittlung von Finanzinstrumenten gemäß § 2 (2) Nr. 3 WpIG über eine Internetdienstleistungsplattform als vertraglich gebundener Vermittler ausschließlich für Rechnung und unter der Haftung eines Wertpapierhandelsunternehmens (§ 2 (2) WpIG).

Die Führungsleute von Arttrade sprechen gerne von ihrer Faszination für Kunst, aus der sie ein innovatives Geschäftsmodell gemacht haben. Die emotionale Wirkung von Kunstwerken interessiere sie genauso wie deren großes Wertsteigerungspotenzial. Sie kritisieren den klassischen Kunstmarkt als „intransparent und abgeschlossen“ und betonen, bisher selbst nur Beobachter und nicht Teilnehmer gewesen zu sein. Warum? Weil sie nicht das Geld gehabt hätten, um die Werke der großartigsten Künstler zu kaufen. So sei Idee für Arttrade entstanden. Das rheinländische Blockchain-Startup fragt: „Wie wäre es, wenn ein Kunstwerk vielen Menschen gehört, statt einem allein? Wenn jeder und jede an der Wertentwicklung partizipieren kann, statt nur ganz wenige? Wenn die Werke öffentlich zugänglich sind und nicht in Privaträumen oder Kunstlagern weggesperrt werden? Passt das nicht viel besser in unsere Zeit?“ Das ist natürlich eine rhetorische Frage: „Wir glauben ja. Deshalb haben wir uns zusammengetan und unser Know-how zu Finanzen, Blockchain, Kommunikation und Kunst gebündelt. Nun arbeiten wir mit aller Kraft daran, um aus der Idee Wirklichkeit zu machen.“

Die Arttrade GmbH wurde im Herbst 2021 gegründet

Das Arttrade-Prinzip fußt auf den fünf Teilschritten von Kuratieren, Tokenisieren, Investieren, Halten beziehungsweise Traden und Verwalten. Zunächst einmal sucht ein unternehmensnahes Netzwerk aus angesehenen Kunstexperten und Galeristen nach passenden Werken berühmter Künstler. Der Fokus liegt ausschließlich auf der sogenannten Blue Chip Art. Damit sind die Werke zeitgenössischer Künstler mit einem hohen Bekanntheitsgrad, einer starken Ausstellungspräsenz und guten Verkaufszahlen gemeint. Nach einer datenanalytisch unterfütterten Prognose zur Wertentwicklung werden die erfolgversprechendsten Werke für die potenziellen Anteilskäufer ausgesucht und auf der Plattform präsentiert.

Das Stamm- und Haftungskapital der Arttrade GmbH wurde im Mai 2022 von 25.000 Euro auf nominell 26.333 Euro erhöht

Mit deutschen Tech-Partnern werden die Kunstwerke tokenisiert, sodass jeder Arttrade-Token einen Teil des Werkes repräsentiert. Der Token-Erwerb ist bereits ab 1.000 Euro möglich und bietet somit breiten Kreisen den Einstieg in diese exklusive Anlageklasse. Die Arttrade GmbH hat eine Vermittlerfunktion und ermöglicht den Erwerb von tokenisierten Schuldverschreibungen. Emittentin dieser Schuldverschreibungen ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft, deren ausschließlicher Zweck der Erwerb, das Halten und Verwalten der Kunstwerke ist. In den Besitz dieser Zweckgesellschaft gehen die Kunstwerke über. Die Token-Käufer sind an ihnen mittelbar über die Schuldverschreibungen beteiligt und haben einen Beteiligungsanspruch an der Wertentwicklung. Ziel ist es immer, die Werke leicht unter dem Marktwert zu emittieren. „Dafür wird ausschließlich mit renommierten Galeristen zusammengearbeitet, die exzellenten Zugang zum Markt und direkte Verbindungen zu den Künstlern haben“, heißt es unternehmensseitig. „So können mehrere Handelsschritte gespart werden, die jeweils eine Verteuerung mit sich bringen würden. Diese Ersparnis wird in Teilen an die Anleger weitergegeben.“

Im Frühjahr 2022 kam Geschäftsführerin Svenja Heyer hinzu

Prinzipiell verbleiben die Werke unbefristet im Arttrade-Portfolio. Sollte jedoch ein lukratives Kaufangebot vorliegen, entscheiden die Token-Besitzer ganz demokratisch über das Verkaufen oder Halten des Objektes. Wenn alle Token eines Kunstwerkes verkauft sind, können sie auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden. Der Veräußerungsgewinn ist definitionsgemäß der Preis für den anteiligen Verkauf eines Kunstwerkes abzüglich der anfallenden Steuern und Abgaben sowie aller Kosten, Gebühren und sonstigen Aufwendungen, die im Zusammenhang mit dem Verkauf und der Verwahrung des Kunstwerkes entstanden sind. Werden die künstlerischen Anlageobjekte nicht verkauft, sorgt das Düsseldorfer Startup für deren sachgerechte Versicherung und Verwahrung. Außerdem kümmern sich die Blockchain-Profis darum, dass die Kunst in Ausstellungen und Galerien der gesamten interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Damit wird das Kunst- und Kulturerlebnis demokratisiert und ganz nebenbei der Wert der gezeigten Werke gesteigert. Im Kurznachrichtendienst Twitter schreibt Arttrade von der „Demokratisierung des traditionellen Kunstmarktes durch die Blockchain“.

Genaue Renditezusagen können nicht gemacht werden, weil viele Faktoren renditerelevant sind. Die entscheidende Rolle spielt natürlich der Künstler selbst und sein spezifisches Werk. Über die historische Wertentwicklung und die zu erwartende Rendite informiert Arttrade im jeweiligen Produktblatt. Bislang erzielte das Marktsegment Blue Chip Art durchschnittlich zweistellige Jahresrenditen.

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