„Nosferatu“-Filmplakat von Albin Grau, 1921
„Nosferatu“-Filmplakat von Albin Grau, 1921

 

Berlin – 1922 erlebte Friedrich Wilhelm Murnaus legendärer Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ mit dem mittlerweile selbst von Mythen umrankten Max Schreck in der Hauptrolle im Marmorsaal des Zoologischen Gartens seine Urafführung. Die Sammlung Scharf-Gerstenberg widmet diesem Meisterwerk mit „Phantome der Nacht. 100 Jahre Nosferatu“ eine durchaus bemerkenswerte Sonderausstellung.

 

Noch bis zum 23. April 2023 wird der Freund der morbiden Kunst Gelegenheit haben, in Charlottenburg aufzukreuzen, um dem Museum einen Besuch abzustatten. Dieses ist bekanntermaßen auf surrealistische und dem verwandte Kunst spezialisiert, und der Bogen dazu ist schnell gezogen.

 

So war es kein Geringerer als der surrealistische Theoretiker André Breton, welcher „Nosferatu“ als surrealistisches Schlüsselwerk betrachtete, und umgekehrt wäre der Film ohne kunsthistorische Vorbilder und eine in der Zeit und ihrer Kunst liegende Stimmung nicht denkbar gewesen. Dis wird mit zahlreichen außergewöhnlichen Leihgaben untermauert.

 

Für die Rückblicke auf Stimmungsbilder der Romantik von Carl Gustav Carus, Caspar David Friedrich oder Georg Friedrich Kersting gibt es keine originalen Gemälde, sondern Reproduktionen als Kunstdrucke. Immerhin genügen diese, um zu veranschaulichen, was gemeint ist.

 

Die zentrale Rolle spielt hingegen Albin Grau (1884-1971). Dieser hatte nicht nur als Gründer der Prana-Film den Regisseur Friedrch Wilhelm Murnau für sein Projekt eines Vampirfilms gewonnen, sondern dabei selbst die Position des künstlerischen Leiters übernommen und eigenhändig Kostüme, Werbegrafiken, Szenen und Dekorationen entworfen.

 

Und hier wurde auch Beeindruckendes zusammengetragen; von Aquarell-Plakatentwürfen über Bleistiftzeichnungen zu Szenebildern bis zu Einladungskarten gewinnen wir einen Eindruck über das Engagement Graus für seinen Film, welcher, nachdem aufgrund eines Rechtsstreits mit der Bram-Stoker-Witwe seine Vernichtung aller Kopien angeordnet worden war, nur durch Glück für die Nachwelt erhalten geblieben ist.

 

Dabei ist die Nähe der Werke Graus zum Surrealismus und, mehr noch, zum Symbolismus alles andere als zufällig, war Grau doch selbst an okkulten Phänomenen interessiert. Ergänzend gibt es Handzeichnungen und Druckgrafiken verschiedener Künstler, deren Schaffen stilistisch und thematisch ins Konzept paßt.

 

Odilon Redon, Edvard Munch, Franz Sedlacek, Max Kinger, Stefan Eggeler und vor allem Alfred Kubin tragen mit Leihgaben und Werken aus dem Bestand des Hauses zu einer nicht sehr umfassenden, aber durchaus gelungenen Ausstellung bei.

 

Also: Auf, Geschöpfe der Nacht, in die Sammlung Scharf-Gerstenberg! Diese befindet sich in der Schloßstr. 70 in 14059 Berlin und hat von Dienstag bis Freitag 10-18 sowie am Sonnabend und Sonntag von 11-18 Uhr geöffnet; der Montag ist Schließtag. Der Eintritt kostet regulär 12,-, ermäßigt 6,- Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Verweise:

https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/sammlung-scharf-gerstenberg/ausstellungen/detail/phantome-der-nacht/

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