Sergey Nazarov „Tandem“ (Öl auf Leinwand, 130 cm x 150 cm)
Sergey Nazarov „Tandem“ (Öl auf Leinwand, 130 cm x 150 cm)


Berlin – Mittlerweile läßt sich schon von einer Tradition sprechen; bereits zum vierten Mal veranstaltet die Galerie Ars Pro Dono ihr „Festival der Kunst aus den postsowjetischen Ländern und Osteuropa“. Vom 4. Mai bis 30. Juli 2024 werden 19 verschiedene Künstler Ölgemälde und graphische Arbeiten vorstellen.

 

Wie üblich besteht das Programm zu einem Großteil aus Künstlern, welche bereits zuvor in der Galerie ausgestellt haben, dazu sind einige Neuzugänge zu verzeichnen. Jeder Künstler ist mit mehreren (etwa drei bis sechs) Werken vertreten. Hier nun unser kurzer Überblick.

 

Beginnen wir mit den russischen Malern. Nadja Egorowa ist mit ihren humorigen Frauengestalten und gekonnten Stilleben für regelmäßige Besucher der Galerie eine alte Bekannte, und auch Ksenya Zavarzova hatte dort bereits ausgestellt. Neu im Programm ist Anastasya Bazanova. Ihre weiblichen Halbakte stellen eine eigenwillige Zwischenlösung aus Realismus und Kubismus dar. Herausragend sind die Arbeiten Sergey Nazarovs; hier haben wir es mit einem außerordentlichen Könner einer magisch-symbolhaften Malerei zu tun.

 

Stark vertreten sind die ukrainischen Maler. Stammgäste bei Ars Pro Dono sind Leonid Bagriy, dessen expressive Malerei über die Jahre an Kraft gewonnen hat, Vasiliy Yolokhov, der vom klassischen Impressionismus zu einer etwas rauheren Malweise gefunden hat und Sergey Luchishin. Dieser hat seit langem einen eigenen, minimalistischen Stil gefunden, in der Intensität der Ausführung sind die neuen Werke deutlich überzeugender.

 

Auch Yury Kozyar und seine Frau Valentina Kozyar hatten hier schon mehrfach ausgestellt; beide sind ihrem jeweiligen Stil treu geblieben. Während er flächig aufgebrochene Frauenakte auf die Leinwand bringt, wirken ihre Bilder von den Farben und dem Umgang mit der Fläche ähnlich, sind jedoch der Abstraktion zuzurechnen. Erstmals dabei sind Svitlana Volokitina (Svitlana Vol) aus Odessa, welche jetzt in Berlin lebt und einen freundlichen Realismus pflegt, sowie Elena Neminuschaya mit ihren dekorativen Kleingemälden, denen man die Wurzeln in der angewandten Kunst ansieht.

 

Die Moldau ist mit der Malerin Olesea Muntean mit ihren farbenfrohen Arbeiten vertreten, aus Georgien kommt der folkloristisch orientierte Gizo Khubua. Bereits mehrfach bei Ars Pro Dono ausgestellt hat Madikhan Kalmakhanov aus Kasachstan, seine Arbeiten können als magischer Realismus mit starkem Lokalkolorit eingeordnet werden.

 

Die Grafik-Abteilung wird von den russischen Künstlern bestimmt. Elena Litvinenko überzeugt mit eigenständigen Landschaftsaquarellen; Irina Dobryak (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Malerin aus Kiew) und Irina Gatina-Obrusnik haben ebenfalls die Wasserfarben als Medium gewählt und liefern Arbeiten in einem dezidierten Individualstil.

 

Mit Jordan Mazhlekov stellt ein Bulgare, der in der Galerie zuvor mit Keramikskulpturen vertreten war, einige expressive Gouachen vor. Als besonderes Glanzlicht zuletzt aufgeführt sei Valeriy Tebekov, ein Grafiker aus dem Altai-Gebirge, der in überaus filigranem und verspieltem Reichtum landestypische Themen zu Papier bringt.

 

Anders als in den Jahren zuvor sind Skulptur und angewandte Kunst dieses Mal nicht Teil des Programms, doch auch so gibt es allerhand zu sehen. Zudem sind die Besucher auch dieses Jahr wieder angehalten, ihren Lieblingskünstler auszuwählen – und wer die meisten Stimmen bekommt, wird mit einer Einzelausstellung belohnt.

 

Die Galerie Ars Pro Dono befindet sich in der Prenzlauer Allee 191 in 10405 Berlin; geöffnet hat sie von Montag bis Freitag 14–19 Uhr und am Sonnabend von 11–16 Uhr. Telefonisch erreichbar ist sie unter 030-66868136.

 

Verweise:

https://www.arsprodono.de/shop_content.php?coID=3210127

http://www.dennitsa.net/downloads/Katalog 2021.pdf

https://art-depesche.info/eigenwillig-malerei-von-nadja-egorowa-in-berlin

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