Tivadar Kosztka Csontváry „Die einsame Zeder – Zeder im Libanon“ (Öl auf Leinwand, 1907, Museum der Schönen Künste / Ungarische Nationalgalerie Budapest)
Tivadar Kosztka Csontváry „Die einsame Zeder – Zeder im Libanon“ (Öl auf Leinwand, 1907, Museum der Schönen Künste / Ungarische Nationalgalerie Budapest)


Budapest – Tivadar Kosztka Csontváry war einer der bedeutendsten Maler der frühen ungarischen Moderne. Dieses Jahr wäre er 170 Jahre alt geworden, was das Museum der Schönen Künste Budapest mit einer herrlichen Gedenkausstellung feiert. „Csontváry 170“ wird noch bis zum 16. Juli 2023 zu sehen sein. Wir waren für Sie vor Ort!

 

Wenn Ihr Schreiberling auf Reisen geht, bringt er für die Leserschaft der ART-DEPESCHE selbstverständlich den einen oder anderen Bericht mit. In den letzten Tagen war er also in Budapest und stattete dem Museum der Schönen Künste ebenso wie dem Haupthaus der Nationalgalerie einen Besuch ab. Beide Häuser können mit atemberaubenden Sammlungen wie derzeit erstrangigen Sonderausstellungen aufwarten.

 

Doch hier und heute soll es nur um die Sonderausstellung zu Csontváry gehen. Mihály Tivadar Kosztka, wie er eigentlich hieß, lebte von 1853 bis 1919. Er schuf ein vollkommen einzigartiges Oeuvre, welches kaum einzuordnen ist. Erst mit 41 Jahren hatte der gelernte Apotheker sich für das Leben als Maler entschieden.

 

Er malte vorzugsweise im Freien, wie die Impressionisten, bediente sich kräftig aufgetragener, leuchtender Farben, die den Fauvismus oder Expressionismus vorwegnahmen, bediente sich nach Art der Symbolisten gerne mythologischer Themen und hatte eine unorthodoxe Herangehensweise, welche ihn in Nähe der naiven Malerei rückt, obgleich er sein Handwerk sehr wohl beherrschte.

 

Daß Csontváry heute zu den großen Künstlern zählt, ist keine Selbstverständlichkeit, denn zu Lebzeiten war er ausgesprochen erfolglos und verstarb in Armut. Sein Werk sollte versteigert werden, und es ist dem Architekten Gedeon Gerlóczy zu verdanken, der die Bedeutung des Werkes erkannte und dieses für die Nachwelt vor dem Vergessen bewahrte.

 

Die Gedenkausstellung ist die erste große Csontváry gewidmete Ausstellung in Budapest seit 1963 und vereint die Werke der Budapester Sammlung mit jenen aus dem Bestand des Janus-Pannonius-Museums in Pécs. Von August bis November wird die Zusammenschau in Folge entsprechend in Pécs zu sehen sein, dort allerdings im (privaten) Csontváry-Museum.

 

In den anderthalb Jahrzehnten seiner künstlerischen Laufbahn schuf Csontváry rund 100 Gemälde, von denen hier etwa 40 zu sehen sind. Es beginnt mit seinem vielzitierten frühesten Werk, einer präzisen Abbildung einer (im Original ebenfalls zu sehenden) Schmetterlingssammlung und Porträts in Öl und großformatigen Zeichnungen, welche das trotz der nur bedingt vorhandenen Ausbildung beachtliche technische Können veranschaulichen.

 

Das Wichtigste und Originellste, was Csontváry geschaffen hat, sind jedoch seine auf zahlreichen Reisen durch Europa und in den Orient entstandenen farbenfrohen Landschaften, darunter das berühmte „Einsame Zeder“, welches er im Libanon malte und mehrere seiner Monumentalgemälde wie der „Sonnentempel von Baalbek“.

 

Wichtig ist, daß den zum Teil riesigen Bildern hier großzügig Raum gegeben wurde, um ihre Wirkung ganz zu entfalten, die helle Raumgestaltung paßt zu den lichten und eigenwilligen Werken. Alles in allem eine vorbildliche Ausstellung!

 

Und nun? Auf nach Budapest! In den nächsten Tagen werden wir Ihnen noch weitere Argumente dafür liefern. Das Museum der Schönen Künste (Museum of Fine Arts) der Nationalgalerie befindet sich am Heldenplatz, Dózsa György út 41, in 1146 Budapest. Es hat von Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr geöffnet; der Montag ist Schließtag.

  

Verweise:

https://www.mfab.hu/exhibitions/csontvary-170/

https://wunderbaresungarn.de/nachrichten/inland/csontvary170-ausstellung-mit-werken-von-tivadar-kosztka-csontvary-in-budapest-und-pecs/

https://www.budapest.com/ungarn/pecs/kultur/das_csontvary_museum.de.html

x