Berlin – Das Kunstforum der Berliner Volksbank hat sich seit vielen Jahren als beachtenswerter Ausstellungsort etabliert. In der aktuellen Ausstellung „MENSCHENBILD – der expressionistische Blick“, welche noch bis zum 16. Juni 2023 zu sehen sein wird, wurden aus eigenen Beständen sowie jenen der Kunststiftung Michels solche Werke ausgewählt, die sich in ausdrucksstarker Weise der menschlichen Figurendarstellung widmen, wobei die Zeitspanne vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1990-er Jahre reicht.
Die Sammlung der Berliner Volksbank legt ihren Schwerpunkt auf Künstler aus der ehemaligen DDR und Berlin, hier wurden vor allem Arbeiten des ausgeheden 20. Jahrhunderts ausgewählt, welche den vorwiegend dem frühen 20. Jahrhundert entstammenden Leihgaben der Sammlung Michels gegenüberstehen.
Eine künstlerische Strömung, welche sich zu Beginn der 1980-er Jahre in Westdeutschland und Westberlin stark am Expressionismus orientierte, teils in bewußter Abkehr von der alles beherrschenden, beinahe zur offiziellen Staatskunst gewordenen Abstraktion, waren die „Neuen Wilden“, deren Name sich auf das französische Pendant zum Expressionismus, den Fauvismus, bezog („Les Fauves“ = „Die Wilden“).
Deren Berliner „Abteilung“ ist hier repräsentativ vertreten, genannt seien Salomé, Elvira Bach, Luciano Castelli und der vor allem durch seine kraftvollen Stadtbilder bekannte Rainer Fetting (hier jedoch auch mit einem Großgemälde einer menschlichen Figur). Nicht unmittelbar zu den „Neuen Wilden“ gehörende, jedoch ebenfalls expressiv arbeitende Künstler mit zeitweiligem Wirkungsschwerpunkt in Westberlin waren Georg Baselitz und Max Kaminski.
Von den Künstlern aus der ehemaligen DDR begegnen wir dem Magier Neo Rauch mit gleich zwei Großgemälden, dem eigenwilligen Dresdner Max Uhlig mit seinen gemarterten Gestalten und einigen Prominenten aus der expressiven Strömung der „Leipziger Schule“, namentlich Hartwig Ebersbach, Sighard Gille, Walter Libuda und Werner Liebmann. Es sind beeindruckende Werke darunter. Zur Leipziger Schule, allerdings eher deren magisch-realistischer Strömung, gezählt wird natürlich auch Wolfgang Mattheuer. Dessen kleines Frühwerk läßt schon den Hang zur äußersten Präzision erkennen.
Und nun zum expressiven „Original“ der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Skulpturen von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Georg Kolbe sind zu sehen. Eine für den Künstler sehr untypische großformatige Zeichnung eines Hundes von Otto Dix. Der Brücke-Künstler Otto Dix mit einer kleinen Skizze.
Ein Bleistift-Entwurf für ein Gemälde von Otto Gleichmann. Druckgrafik von Pablo Picasso (Kommentar eines Besuchers: „Picasso halt.“). Besondere Glanzlichter: Eine Gemälde von Alexander Gerbig „Italienische Taverne“ (1913), und vor allem: Eine Kohlezeichnung eines stehenden Aktes von Paula Modersohn-Becker.
Sie ahnen also bereits, daß wir Ihnen den Besuch durchaus empfehlen können. Die Stiftung Kunstforum der Berliner Volksbank hat ihre Ausstellungsräume am Kaiserdamm 105 in 14057 Berlin; diese haben von Dienstag bis Sonntag jeweils 10–18 Uhr geöffnet; der Eintritt kostet regulär 4,–, ermäßigt 3,– Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.
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