„Belles choses. Art Nouveau um 1900“ (Ausstellungsansicht)
„Belles choses. Art Nouveau um 1900“ (Ausstellungsansicht)


Berlin – Das Bröhan-Museum widmet sich seit nunmehr 50 Jahren der angewandten und bildenden Kunst von Jugendstil und Berliner Secession, Art Déco und Funktionalismus. Ein Grund zum Feiern – was das Museum mit einer Jubiläumsausstellung tut. „Belles choses. Art Nouveau um 1900“ wird bis zum 14. April 2024 zu sehen sein und widmet sich Kunst und Kunsthandwerk des Jugendstils aus Belgien und Frankreich.

 

Der Unternehmer Karl H. Bröhan hatte in den 1960er Jahren begonnen, Kunstobjekte des unter der damals dominierenden abstrakten Moderne von der Kunstgeschichte höchst stiefmütterlich behandelten Jugendstils zu sammeln, wozu er später sagen sollte: „Ich hatte bemerkt, daß in der Epoche um 1900 ein kaum bekannter Schatz lag, der nur darauf zu warten schien, gehoben zu werden.“

 

Ab 1973 war die um Gemälde der Berliner Secession und Design des Funktionalismus erweiterte Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich, damals noch als Privatmuseum in einer eigens erworbenen Villa in Berlin-Dahlem.

 

Als Bröhan 1981 60 Jahre alt wurde, ging die Sammlung als Schenkung an das Land Berlin, und 1983 bezog das Museum seinen heutigen Standort in Berlin-Charlottenburg. 1994 wurde das Bröhan-Museum offiziell zum Berliner Landesmuseum, wobei Bröhan es noch bis zu seinem Tod im Jahr 2000 höchstpersönlich leitete und dabei auch die Sammlung stetig erweiterte.

 

Seit der Eröffnung 1973 sind 50 Jahre und damit etliche größere und kleinere Ausstellungen ins Land gegangen. Zum Jubiläum hat man sich nun auf den Art Nouveau, wie der Jugendstil in Frankreich und dem französischsprachigen Teil Belgiens hieß, besonnen und dazu eine Auswahl aus hauseigenen Beständen mit Leihgaben aus privaten Sammlungen wie der Sammlung Brockstedt und der Münchner Sammlung Paul und Diana Tauchner zusammengebracht.

 

Dabei haben wir es bei einem Großteil der gezeigten Objekte mit Möbeln, Keramik, Schmuck und weiterem Kunsthandwerk zu tun, was sehenswert ist, jedoch weniger in das Blickfeld der ART-DEPESCHE fällt. Doch auch, wenn man sich auf die gezeigten Gemälde und Grafiken fokussieren möchte, lohnt sich der Besuch.

 

Besondere Rolle spielte im Art Nouveau erstmals die Plakatkunst, welche sich vorzugsweise mit floraler Ornamentik und morbiden weiblichen Schönheiten befaßte; hier treffen wir auf Namen wie Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Alfons Mucha (welcher zwar weder Franzose noch Wallone war, jedoch in Frankreich und mit einem französisch geprägten Stil zu seinem Ruhm kam). Im Bereich der „nicht-plakativen“ Druckgrafik stoßen wir unter anderem auf Eugène Grasset oder Henri Meunier.

 

Henri Martin und Lucien Lévy-Dhurmer begegnen uns als Pastellkünstler. Ölgemälde finden wir nicht viele, doch die gezeigten Arbeiten von Edgar Maxence, Georges Clairin oder Marie-Félix-Hippolyte Lucas geben einen Einblick in die oft mystische, schwermütige Malerei des „Fin de siècle“. Auch der Bereich der Skulptur ist mit Künstlern wie Agathon Léonard oder Agnes de Frumerie prominent abgedeckt.

Der Einblick in die Welt des Art Nouveau erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoß des Museums; im ersten Obergeschoß ist noch bis zum 3. März 2024 eine kleine, aber lohnende Sonderausstellung zu den Ursprüngen der tschechischen Avantgarde zu sehen (wir berichteten).

 

Das Bröhan-Museum befindet sich in der Schloßstr. 1a in 14059 Berlin (gegenüber dem Schloß Charlottenburg) und hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 8,– und ermäßigt 5,– Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

 

Verweise:

https://www.broehan-museum.de/ausstellung/belles-choses-art-nouveau-um-1900/

https://art-depesche.info/einblicke-in-die-tschechische-avantgarde-im-brohan-museum

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