Berlin – „Hej Rup!“ (tschechisch für „Auf geht's“) ist der Titel der aktuellen Ausstellung im Bröhan-Museum in Berlin-Charlottenburg. Diese soll noch bis zum 3. März 2023 zu sehen sein und befaßt sich mit Kunst und Kunsthandwerk der frühen tschechischen Moderne. Malerei und Grafik stellen den geringeren Anteil, verdienen aber dennoch Beachtung.
Abgesteckt werden soll nach eigenem Anliegen der Zeitraum vom Ende der Habsburger Monarchie 1918 bis zur Auflösung der Tschechoslowakei 1938; besonders streng hält man sich jedoch nicht daran. Allerdings bleibt man zumindest in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei es sich bei den gezeigten Werken größtenteils um Leihgaben handelt, unter anderem aus dem Museum der Tschechischen Literatur und der Tschechischen Nationalgalerie in Prag sowie der Kunsthalle Prag.
Vorab erwähnen möchte ich, worum es in diesem Artikel nicht gehen soll, denn ein Großteil der Ausstellung befaßt sich mit angewandter Kunst und Design, mit Keramik, funktionalistischen Möbeln, moderner Architektur, Theater sowie Fotografie. Diese Dinge sind gewiß sehenswert, befinden sich jedoch nur bedingt im Zuständigkeitsbereich dieser Seite.
Malerei und Grafik sind im Wesentlichen in zwei bis drei Räumen konzentriert, wobei der erste vornehmlich im Zeichen von Expressionismus und Kubismus steht. Hier gibt es eine Auswahl von Ölgemälden von Václav Špála, Josef Čapek, Emil Filla (recht nahe an Georges Braque), Antonín Procházka und František Muzika.
Als Grafiker begegnen uns Jaroslaw Rössler, seine Arbeiten gehen schon in Richtung geometrische Abstraktion, sowie der Architekt Jiří Kroha mit einigen Studien. Die Bildhauerei ist exemplarisch durch Jan Štursa und Stefan Bedřich vertreten.
Dann geht es weiter zu Dada und Surrealismus, wobei beide Strömungen, wie auch in Westeuropa, eng miteinander zusammenhängen. Als wichtigster Theoretiker der tschechischen Avantgarde wird uns Karel Teige mit seinem „Poetismus“ vorgestellt, wobei die eigenen Beiträge Teiges, welche gezeigt werden, Fotografien, Collagen und einige grafische Versuche sind. Teige war es auch, der 1934 in Prag nach Pariser Vorbild die tschechische Surrealistengruppe ins Leben rief.
Und was aus diesem Umfeld an Malerei zu sehen ist, ist wiederum nicht viel, doch durchaus sehenswert. Wieder begegnet uns Emil Filla, neben zwei surrealistischen Gemälden ist ein realistisches Frühwerk zu sehen, dazu kommen Arbeiten von František Janovšek, im Stil des organischen Surrealismus, sowie ein Werk von Marie Čermínová, welche sich als Toyen auch in Pariser Künstlerkreisen einen Namen machte.
Nicht im Programm ist übrigens František Kupka, der wohl bedeutendste und innovativste Maler der tschechischen Avantgarde, welcher von Neoimpressionismus und magischem Symbolismus zur reinen Abstraktion gelangte und nicht nur innerhalb seines Landes, sondern auch im Weltmaßstab zu den Pionieren des Metiers gehört – man sollte also nicht zuviel erwarten ... doch wäre eine Kupka-Ausstellung in einem der Berliner Museen nicht einmal erstrebenswert?
Wir fassen zusammen: Es handelt sich um einen kleinen, aber durchaus interessanten Einblick in die tschechische Kunst, bildend und angewandt, der Zeit der „klassischen Moderne“ – Hej Rup! Das Bröhan-Museum befindet sich in der Schloßstr. 1a in 14059 Berlin (gegenüber dem Schloß Charlottenburg) und hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 8,– und ermäßigt 5,– Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.
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