Berlin – Er war erst tätig, als die Romantik als Kunstepoche bereits abgeklungen war; bürgerlicher Realismus und Naturalismus blühten, und der Impressionismus stand bereits in den Startlöchern. Doch in seinem kurzen Leben verschaffte Adolf Kosárek der tschechischen Romantik mit seinen Stimmungslandschaften Böhmens und Mährens einen verspäteten, aber grandiosen Höhepunkt.
Geboren wurde er 1830 im böhmischen Herálec. Seine Eltern waren Diener des Adelshauses Trautmannsdorff. Als er drei Jahre alt war, zog die Familie nach Chlumek auf der Böhmisch-Mährischen Höhe, wo der Vater eine Anstellung als Verwalter eines Meierhofes bekommen hatte. Kosárek zeigte früh Neigungen zur Zeichenkunst, doch der Vater wollte ihn gerne als Angestellten im öffentlichen Dienst sehen, weshalb er ihn zu einem Verwandten schickte, um diese Profession zu erlernen.
Nach seiner Grundausbildung war er zunächst auch als Angestellter tätig, doch zu seinem großen Glück wurde Friedrich zu Schwarzenberg, Erzbischof von Salzburg und Prag, auf sein großes Talent aufmerksam. Der Gottesmann ermöglichte ihm die Teilnahme an den Eintrittsexamen der Akademie der Bildenden Künste Prag und stattete ihn mit einem kleinen Stipendium aus.
Die Eintrittsprüfung fiel gut aus, und nach den Einführungskursen trat er in die Landschaftsklasse des Romantikers Max Haushofer ein. 1853 hatte er seine erste Ausstellung, und bald konnte er sich durch den Verkauf seiner Bilder eine Studienreise in die Bayerischen Alpen leisten.
Er war ein überaus romantischer, empfindsamer Mensch, welcher die Natur liebte und vorzugsweise bei stürmischem Wetter oder einbrechender Nacht hinausging, und die empfangenen Eindrücke gleich unmittelbar danach in Skizzen festhielt.
1855 ließ er sich in Prag nieder und eröffnete ein Atelier. Finanziell mußte er nun auf eigenen Füßen stehen, und da die Bilder meist nicht viel einbrachten, war er zu einem hohen Arbeitstempo genötigt. Ein ungewöhnlich profitabler Verkauf ermöglichte ihm immerhin, sich mit der Schneiderin Františka, der Tochter seiner Vermieterin zu verloben. Er leistete sich auch eine Studienreise nach Rügen, welche er jedoch wegen „Heimwehs“ frühzeitig beendete.
Im Alter von nur 28 Jahren wurde ihm eine (damals kaum heilbare) Tuberkulose diagnostiziert. Františka beschloß, ihn dennoch zu heiraten. Es gibt ein Gemälde des Malers Josef Mánes namens „Švadlenka“ (Schneiderin); dieses zeigt Františka beim Nähen ihres Hochzeitskleides, nachdem sie von der Krankheit des Verlobten erfahren hat.
Eine andere Darstellung besagt hingegen, daß Kosárek schon vorher an Tuberkulose gelitten und sich während der rührenden Pflege durch die junge Frau in diese verliebte und ihr die Ehe angetragen habe. Es soll eine kurze, aber glückliche Ehe gewesen sein; Kosárek starb 1859 in Prag, kurz nach der Geburt ihrer Tochter.
Zwar erfuhr die Witwe Unterstützung von Freunden und Kollegen ihres Mannes, doch eine angedachte Gedenkausstellung mit seinen Werken wurde nie umgesetzt. Heute befinden sich zahlreiche der Bilder, die zumeist stimmungsvolle Gebirgslandschaften seiner böhmisch-mährischen Heimat darstellen, in der Nationalgalerie Prag, darunter auch sein bekanntestes, unser Titelbild „Winternacht“ von 1857.
Verweise:
https://sbirky.ngprague.cz/en/katalog?author=Adolf Kosárek
https://www.deutsche-biographie.de/sfz44625.html
https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kosarek_Adolf_1830_1859.xml