Anton Kolig „Die Gattin des Künstlers mit Blumen“ (Öl auf Leinwand, 1913, 71,5 cm x 61 cm, Österreichische Galerie Belvedere, Wien)
Anton Kolig „Die Gattin des Künstlers mit Blumen“ (Öl auf Leinwand, 1913, 71,5 cm x 61 cm, Österreichische Galerie Belvedere, Wien)


Berlin – Neben Egon Schiele, Oskar Kokoschka oder Helene Funke wird nicht selten Anton Kolig genannt, wenn es um die führenden Vertreter des österreichischen Expressionismus geht. Er war in der frühen Moderne seines Landes gut vernetzt und zudem führender Protagonist des „Nötscher Kreises“.

 

Geboren wurde er 1886 als Sohn des Zimmer- und Kirchenmalers Franz Kolig in Neutitschein (Nový Jičín), Mähren. Er studierte von 1904 bis 1906 bei Anton von Kenner und Erich Mallina an der Kunstgewerbeschule in Wien; einer seine Kommilitonen war Kokoschka.

 

1907 setzte er sein Studium bei Heinrich Lefler, Rudolf Bacher und Alois Delug an der Kunstakademie der Stadt fort, wo er die beiden Nötscher Künstler Sebastian Isepp und Franz Wiegele kennenlernte. Bei gemeinsamen Ausflügen begeisterte er sich für den Heimatort seiner Freunde, und Wiegeles Schwester Katharina sollte er 1912 auch heiraten.

 

1909 war er einer der Mitgründer der antiakademischen „Neukunstgruppe“, welcher außerdem Schiele, Wiegele, Anton Faistauer und Albert Paris Gütersloh angehörten. Im Rahmen einer Ausstellung der Wiener Künstlervereinigung „Hagenbund“ waren 1911 erstmals Bilder Koligs in der Öffentlichkeit zu sehen. Auch seine Nötscher Künstlerfreunde Wiegele, Sebastian Isepp und Anton Mahringer waren beteiligt, wobei sie erstmals als Gruppe wahrgenommen wurden; daneben waren auch Bilder Schieles, Kokoschkas und Faistauers zu sehen.

 

1912 erhielten Kolig und Wiegele dank des Einsatzes von Carl Moll und Gustav Klimt ein Reisestipendium für Paris, wo sie die französische Moderne studierten. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, befand er sich gerade in Marseille und mußte Frankreich fluchtartig verlassen, weshalb der Großteil der Bilder seiner Zeit in Frankreich als verschollen gilt.

 

Kolig ging zunächst nach Nötsch zurück, bis er selbst eingezogen wurde und an der italienischen Front und später in Schlesien diente, bis er 1917 auf Empfehlung des von seinem Werk begeisterten Dichters Richard von Schaukal eine Anstellung als Kriegsmaler in der Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers fand.

 

Kurz vor Kriegsende begann er Arbeiten an einem für den Kaiser in Auftrag gegebenen Flügelaltar, welcher jedoch angesichts des Zusammenbruchs der Monarchie nicht vollendet wurde. Seine Kriegsbilder, insbesondere Porträts hoher Militärs, erregten große Aufmerksamkeit, zudem versuchte er sich nach Kriegsende an einer privaten Kunstschule in Nötsch.

 

1928 wurden ihm Professuren in Prag und an der Württembergischen Akademie in Stuttgart angeboten; er zog mit seiner Familie nach Stuttgart, was ihn nicht daran hinderte, der von deutschsprachigen Künstlern gegründeten Prager Secession beizutreten.

 

1929 wurde er anläßlich des zehnten Jahrestags der Volksabstimmung vom Land Kärnten beauftragt, einen Saal im Klagenfurter Landhaus mit Wandgemälden auszustatten, wobei die gemeinsam mit seinen Stuttgarter Schülern ausgeführten Fresken jedoch 1938 unter der NS-Herrschaft zerstört wurden. Im Jahr zuvor bereits war im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ eines seiner Germälde aus der Württembergischen Staatsgalerie Stuttgart entfernt und wohl vernichtet worden.

 

1943 wurde er aus politischen Gründen zwangspensioniert und kehrte nach Nötsch zurück, durfte allerdings im gleichen Jahr in der Wiener Ausstellung „Junge Kunst im Deutschen Reich“ ausstellen; ein Beispiel für die nicht immer einheitliche Kunstpolitik jener Zeit. Ende 1944 wurden Kolig und seine Frau bei einem Bombenangriff verschüttet; er selbst wurde schwer verletzt und zudem ein Teil seines Werkes zerstört. Er starb 1950 in Nötsch.

 

Koligs Werk war recht umfangreich, allerdings sind große Teile dessen bei verschiedenen Anlässen verloren gegangen. Er schuf Ölgemälde in einem sehr farbstarken, expressionistischen Stil, welcher bisweilen vom Fauvismus geprägt scheint, aber auch an Kokoschka erinnert. Seinen erotischen Neigungen entsprechend spielt der männliche Akt eine ungewöhnlich große Rolle, doch sind auch Stilleben und zahlreiche Porträts bekannt.

 

Gemälde Koligs befinden sich unter anderem im Leopold Museum, im Heeresgeschichtlichen Museum und in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, im Lentos Kunstmuseum Linz und in der Kärntner Landesgalerie.

 

 

 

Verweise:

http://alfredflechtheim.com/kuenstler/anton-kolig/

https://austria-forum.org/af/AEIOU/Kolig,_Anton

https://www.leopoldmuseum.org/de/ausstellungen/84/anton-kolig

https://www.antonkolig.at/de/

https://noetscherkreis.at/anton-kolig/

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