Berlin – Innerhalb des US-amerikanischen Impressionismus gab es mehrere lokale zw. regionale Schulen. Der kalifornische Impressionismus wurde vor allem durch Guy Rose und William Wendt bekannt. Eine weniger bekannte, doch ebenfalls interessante Künstlerin, welche diesem Umkreis zuzurechnen ist, war die heutige Kandidatin unserer kunsthistorischen Reihe.
Mary Evelyn, auch genannt Eve, McCormick wurde 1862 als Kind irischer Einwanderer in Placerville, El Dorado County, Kalifornien, geboren. Im Folgejahr zog die Familie nach San Francisco, wo der Vater als „Barkeeper“ oder „Spirituosenhändler“ tätig gewesen sein soll.
Ersten professionellen Kunstunterricht erhielt sie in den frühen 1880er Jahren am Irving Institute, einer privaten Kunstschule, welche College-gebundene Mädchen unterrichtete. In jener Zeit befaßte sie sich auch mit Porzellanmalereien, welche auf der California State Fair (1881) und der San Francisco Mechanics' Institute Fair (1882) zu sehen waren.
Weiter ging es an der California School of Design, hier erhielt sie Unterricht von den heute weniger bekannten Ernest Narjot, Virgil Williams und Raymond Dabb Yelland sowie dem Landschafter Thomas Hill und dem großen Stillebenmaler des Tonalismus Emil Carlsen. 1888 erhielt sie eine Goldmedaille für eine Chrysanthemenstudie, und auch in ihren späteren Werken sollten Pflanzen eine herausragende Rolle spielen.
Einige ihrer Mitstudenten sollten es später selbst zu Ansehen bringen, vor allem natürlich der herrliche Guy Rose, der „französischste der amerikanischen Impressionisten“ welcher ebenfalls ein Schüler Emil Carlsens war. McCormick und Rose verliebten sich leidenschaftlich ineinander und gingen 1889 zusammen nach Paris, wo sie ihr Studium an der Académie Julian bei Jules Joseph Lefebvre und Jean-Joseph Benjamin-Constant fortsetzten.
Auch pilgerten die beiden gemeinsam nach Giverny, wo Claude Monet mit seinem damals schon berühmten Garten lebte und arbeitete. Während Rose vornehmlich von Monet ausging, ließ McCormick sich auch von Camille Pissarro, Georges Seurat und anderen französischen Lichtmalern inspirieren. Eines ihrer Bilder der Gärten von Giverny schaffte es 1891 auch in den Pariser Salon, ein weiteres Giverny-Bild wurde in der Berliner Akademie ausgestellt. Im selben Jahr noch gingen McCormick und Rose wieder zurück nach Kalifornien.
Dies markierte jedoch auch die Trennung, und in Folge war McCormick nicht nur ohne Rose auf der Halbinsel Monterey unterwegs, wo sie reichlich Vorlagen für ihre impressionistischen Landschaften fand, sondern begann auch eine kurzzeitige Liaison, vermutlich mit dem Schriftsteller Charles Warren Stoddard, aus welcher eine uneheliche Tochter hervorging, welche allerdings in ein Waisenhaus gegeben wurde.
McCormick wurde jedenfalls eine der führenden Figuren der kalifornischen Kunstszene, malte, organisierte Ausstellungen und unterstützte auch schonmal William Merritt Chase bei seiner Sommerschule in Carmel. Sie starb 1948 an Herzversagen in Monterey. Sie ist heute für ihre Landschafts- und Gartenbilder sowie für die Darstellungen Givernys bekannt. Ihre Bilder hängen vornehmlich in kalifornischen Museen und Privatsammlungen.
Verweise:
https://art-depesche.info/emil-carlsen-meister-des-stillebens-im-tonalismus
https://evelynmccormick.wordpress.com/
https://montereyart.org/embark/artist-maker/info/855?sort=3
https://the-toast.net/2013/10/09/m-evelyn-mccormick-women-artists-monterey/