Carl Moll „Meister Schindler's Fenster“ (Öl auf Leinwand, 1886, 33,5 cm x 24,5 cm)
Carl Moll „Meister Schindler's Fenster“ (Öl auf Leinwand, 1886, 33,5 cm x 24,5 cm)


Carl Moll gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Wiener Secession. Sein Werk wird üblicherweise dem Art Nouveau bzw. Jugendstil zugerechnet, doch auch (neo-)impressionistische Einflüsse sind klar erkennbar.

 

Geboren wurde er 1861 in Wien. Ein frühes Vorbild fand er in seinem Onkel mütterlicherseits, dem Landschaftsmaler Karl Schmid (1837-1871), welcher sein Interesse an der Kunst förderte. Wie bei manch anderem Maler (etwa Guy Rose oder Henri de Toulouse-Lautrec) war ein Unglück bzw. eine Krankheit in jungen Jahren der Kunst förderlich: Moll litt unter Anämie, Blutarmut, und konnte deshalb zeitweilig nicht die Schule besuchen. Aus jenen Jahren stammen erste Aquarelle und Zeichnungen.

 

Mit 16 nahm er Unterricht bei Carl Haunold (1832-1911), ebenfalls ein Wiener Landschaftsmaler. Nach dem Realschulabschluß 1879 schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ein. Dort studierte er 1880/81 bei Christian Griepenkerl. Später wurde er zunächst Privatschüler, dann Assistent und enger Freund von Emil Jakob Schindler, dessen Witwe er später sogar heiraten sollte. Molls Frühwerk (etwa unser Titelbild) steht noch sehr unter dem Eindruck Schindlers; ab dessen Tod 1892 wagte er sich in neue Gefilde.

 

1896 wurde er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin mit einer kleinen Goldmedaille geehrt; 1897 wurde er einer der Mitbegründer der Wiener Secession, zu deren weiteren prominenten Mitgliedern u.a. Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich, Koloman Moser und Josef Hoffmann gehörten. Molls Einsatz war es wesentlich zu verdanken, daß 1903 die staatliche „Moderne Galerie“, aus welcher später die heutige „Österreichische Galerie Belvedere“ hervorging, entstehen konnte.

 

Moll organisierte zahlreiche Ausstellungen, u.a. 1903 zum Impressionismus, auch brachte er in seiner Eigenschaft als künstlerischer Leiter der Galerie Miethke (1904-1912) erstmals Werke van Goghs nach Wien. Gemeinsam mit Klimt, den er sehr förderte, trat er 1905 aus der Wiener Secession aus. 1931 erhielt er die goldene Staatsmedaille und zudem die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien.

 

In der Zeit des katholischen Austrofaschismus wurde Moll zu einem Anhänger des damals oppositionellen Nationalsozialismus, allerdings verließ seine Stieftochter Alma Mahler-Werfel (aus der Ehe seiner Frau mit Emil Schindler, Witwe Gustav Mahlers und danach Ehefrau Walter Gropius') Österreich nach dem Anschluß 1938 mit ihrem dritten Ehemann, dem jüdischstämmigen Dichter Franz Werfel.

 

Moll selbst wurde Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Insgesamt lebte er eher zurückgezogen, doch wurde im Jahr 1943 mit einem eigenen Saal in der Frühjahrsausstellung der Gesellschaft bildender Künstlerin in Wien geehrt. Im April 1945 nahm er sich nach dem Sieg der Roten Armee in der Schlacht um Wien gemeinsam mit seiner Tochter und dem Schwiegersohn das Leben.

 

Molls Arbeiten waren zu Zeiten der Wiener Secession vor allem Holzschnitte und Farblithographien, mit denen er Berühmtheit erlangte. Seine Gemälde, vorrangig Landschaften und Intérieurs, wurden mit der Zeit zunehmend naturnah, lichtvoll und waren erst stark von der neoimpressionistischen Malweise beeinflußt, verbunden mit der Eleganz des Jugendstils, später näherten sie sich dem Expressionismus an.

 

Bilder von Carl Moll können unter anderem in der Österreichischen Galerie Belvedere, im Leopold Museum und der Sammlung Jenö Eisenberger (alle drei in Wien), im Museum Niederösterreich (St. Pölten) sowie im Museum der Schönen Künste Budapest bewundert werden.

 

Verweise:

https://artinwords.de/carl-moll/

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Carl_Moll

https://sammlung.belvedere.at/objects/2803/der-maler-carl-moll

https://www.dorotheum.com/de/k/carl-moll/

https://www.deutsche-biographie.de/sfz64371.html

https://werkverzeichnisse.belvedere.at/groups/carl-moll-biografie;jsessionid=C73C49F809899C0E292F850DC8826639

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