Berlin – Der Jugendstil und die im ausgehenden 19. Jahrhundert erscheinende zweite Welle des Symbolismus sind dicht verwoben; viele Künstler lassen sich beiden Strömungen zurechnen, darunter Carl Strathmann – ein weiterer Beitrag in unserer wirklich sehr berühmten Reihe biographischer Skizzen …
Strathmann kam 1866 in Düsseldorf zur Welt. Der Vater war überaus erfolgreicher Unternehmer und später Konsul von Chile, die Mutter englischer Abkunft und musisch veranlagt, sie förderte ebensolche Neigungen in ihrem Erstgeborenen.
Sein Kunststudium begann er 1882 an der angesehenen Düsseldorfer Akademie, unter seinen Kommilitonen waren u.a. Thomas Theodor Heine, mit welchem er seit Kindheitstagen befreundet war, außerdem die später vor allem im Kontext der Künstlerkolonie Worpswede berühmt gewordenen Carl Vinnen, Otto Modersohn und Fritz Mackensen.
Zusätzlich zum üblichen Studium der Malerei besuchte er die Klasse für Ornamentik und Dekoration des Architekten und Kunstgewerblers Adolf Schill, was sich für sein Werk als prägend erweisen sollte. Im Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten“ war er sehr aktiv. Aufgrund von Streitigkeiten, offiziell „Talentlosigkeit“, wurde ihm allerdings nach 1886 der weitere Besuch der Akademie verwehrt.
Dafür besuchte er nun bis 1889 die Kunstschule in Weimar. Der dort lehrende Leopold von Kalckreuth scheint von Strathmanns Talent mehr gehalten zu haben, denn 1888/89 wurde dieser sein Meisterschüler.
1891 wandte Strathmann sich nach München, wo er eine lebenslange Freundschaft mit Lovis Corinth schloß und sich als freischaffender Künstler in dessen Umfeld bewegte. Er hatte um 1900 ein gemeinsames Atelier mit Alexander von Salzmann und Adelbert Niemeyer, schuf, beeinflußt von Pointillismus, Impressionismus, Symbolismus, und japanischen Farbholzschnitten, in einer märchenhaft-grotesken eigenen Art bedeutende Werke des Münchener Jugendstils, darunter das wegen seiner Morbidität skandalisierte „Salambo“ (1894/95) oder „Die Liebeserklärung“ (um 1900). Sein malerisches Schaffen umfaßte Blumenstilleben und Landschaften, aber auch mythisch-historische Darstellungen und Märchenillustrationen.
Zu den wesentlichen Periodika des Jugendstils, dem „Pan“ wie den in München verlegten „Fliegenden Blättern“, „Simplicissimus“ und „Jugend“, welche der Bewegung auch gleich den Namen lieferte, steuerte er Zeichnungen bei. Wie viele dieser Künstler ließ er die Grenze zwischen Kunst und Handwerk bewußt verschwimmen.
In mehreren Künstlervereinigungen war er Mitglied, namentlich dem Deutschen Künstlerbund, der von Franz von Lenbach 1873 ins Leben gerufenen Allotria, zeitweise auch der Münchener Secession, der Freien Vereinigung der XXIV, dem Deutschen Werkbund, dem Verein Münchener Aquarellisten und schließlich der Berliner Secession, wo er 1917 eine eigene Ausstellung hatte.
Er starb 1939 in München, auf dessen Waldfriedhof er bestattet wurde. Sein künstlerischer Nachlaß, welcher 447 Objekte umfaßt, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Druckgraphiken, Textilien und Möbel, ist Teil der Sammlung des Münchener Stadtmuseums, welches diesen Schatz im Jahr 2019 erstmals dem Publikum zugänglich machte. Zu der „Jugendstil skurril“ betitelten Ausstellung erschien im Wienand Verlag ein umfassender Begleitband.
Verweise:
http://www.artnet.de/künstler/carl-strathmann/
https://www.dorotheum.com/de/k/carl-strathmann/
https://www.suppes.de/carl-strathmann-jugendstil-skurril/
https://www.wienand-verlag.de/Programm/Kunst-vor-1900/Jugendstil-skurril-Carl-Strathmann.html