Berlin – Im 19. Jahrhundert brachte England, etwa im Umfeld der Präraffaeliten, einige Künstlerinnen hervor, die Bleibendes geschaffen haben. Zu diesen gehört ohne Frage Louise Jopling, eine Porträtmalerin, die den Geschmack ihrer Zeit traf und auch international Beachtung fand.
Zur Welt kam Louise Jane Goode, die unter Louise Jopling bekannt werden, dazwischen Romer und später Rowe heißen sollte, 1843 in Manchester als neuntes Kind eines Eisenbahnunternehmers. Mit nur 17 Jahren heiratete sie einen Francis Romer.
Dieser soll in Paris zeitweilig Sekretär des in London geborenen Bankiers Nathaniel de Rothschild gewesen sein, dessen kunstsinnige Cousine und Gattin Charlotte de Rothschild die junge Louise in ihren aufkommenden künstlerischen Ambitionen unterstützte.
So begann diese 1867 in Paris bei den realistischen Salonmalern Charles Joshua Chaplin und Alfred Stevens ihre Ausbildung zur Malerin. 1867 und 1868 konnte sie bereits im Pariser Salon ausstellen, und in den Jahren 1870 bis 1873 an der Royal Academy in London.
Wenig begeistert von diesen Erfolgen war jedoch ihr Gatte, der die Frau Rothschild verflucht haben mochte, Frau und Kinder verließ und nach den Erfolgen im Pariser Salon gar gedroht haben soll, sich die Bilder zu holen. Dies nutzte ihm anscheinend nicht allzuviel, denn 1872 bereits hatte sich das Problem durch sein vorzeitiges Ableben gelöst.
Mit ihrem nächsten Eheanlauf 1874 scheint Louise mehr Glück gehabt zu haben. Joseph Middleton Jopling war selbst Maler, hatte sich insbesondere als Aquarellist Meriten erworben und sogar als Trauzeige James McNeill Whistlers fungiert, auch mit dem Präraffaeliten John Everett Millais stand er auf gutem Fuß. Dieses Umfeld stand nun auch Louise offen, und der Familienname Joplings war der, unter welchem sie bis heute bekannt ist.
Mit ihren Arbeiten war sie 1876 auf der Weltausstellung in Philadelphia und 1878 auf der Weltausstellung in Paris vertreten; im Haus Rothschild hatte sie ebenso zahlkräftige Abnehmer bzw. Auftraggeber für ihre eleganten Porträts wie unter traditionellen Aristokratenfamilien. 1880 trat sie der 1855 als „Society of Female Artists“ gegründeten „Society of Women Artists“ bei, welche sich, wie der Name vermuten läßt, explizit die Förderung weiblicher Künstler auf die Fahne geschrieben hatte.
Als Herr Jopling 1884 starb, hatte sie sich im Kunstbetrieb etabliert, und daran änderte auch ihre 1887 geschlossene dritte Ehe mit dem Rechtsanwalt George William Rowe nichts. Das gleiche Jahr sah sie auch als Gründerin einer Kunstschule für Frauen, zudem begann sie, theoretische Abhandlungen über den Kunstunterricht zu verfassen.
Sie blieb auf der Erfolgsspur. 1891 wurde sie in die „Royal Society of Portrait Painters“ aufgenommen, 1893 war sie auf der World's Columbian Exposition in Chicago vertreten, und zwar im „Palace of Fine Arts“ ebenso wie in „The Woman's Building“. 1901 wurde ihr schließlich, gemeinsam mit Lucy Kemp-Welch, als erster/zweiter Frau die Mitgliedschaft in der Royal Society of British Artists gewährt.
Insgesamt läßt sich also aus diesem Leben, welches 1933 im Dorf Chesham Bois in der Grafschaft Buckinghamshire endete, allerhand berichten. Ihre Bilder wirken typisch für das England ihrer Epoche, liegen stilistisch irgendwo zwischen den Arbeiten Whistlers, denen der Präraffaeliten und einem eher realistischen Ansatz.
Verweise:
https://www.artnet.com/artists/louise-jopling/past-auction-results
http://www.louisejopling.arts.gla.ac.uk/
https://artuk.org/discover/artworks/search/actor:jopling-louise-18431933
http://arcadiasystems.org/academia/cassatt9b.html#jopling
https://amershammuseum.org/history/people/19th-century/louise-jopling/