Wernigerode – Kleinere und mittlere Regionalmuseen beherbergen oft allerlei Interessantes für Kunstfreunde. Das trifft auf das Harzmuseum in Wernigerode in besonderem Maße zu, denn dieses verfügt, neben den Ausstellungsräumen zur regionalen Geschichte, Geologie, Flora und Fauna auch über eine beachtliche Sammlung von Kunst der Harzmaler vom 19. bis 21. Jahrhundert. Wir waren vor Ort, um uns einen kleinen Einblick zu verschaffen.
Ein allgemeines Fazit gleich vorab: Das Harzmuseum ist vom Umfang überschaubar und hübsch gestaltet. Lokale Mineral- und Fossilfunde werden ebenso ausgestellt wie im Harz vorkommende Wildtiere oder Exponate aus Militär und Handwerk. Kleine Modelle zum Bergbau können per Knopfdruck in Gang gesetzt werden, und erläuternde Texte können aus historischen Telefonapparaten gehört werden. Sicher etwas für Familien.
Doch freilich soll es hier vornehmlich um Kunst-Dinge gehen, und da erfahren wir, daß das Harzmuseum über eine beeindruckende Sammlung von Werken der „Harzmaler“, also von Malern mit starkem und nicht nur sporadischem Bezug zum Harz und den von ihm gebotenen Motiven, verfügt; zu lesen ist von (Stand 2018) fast 400 Gemälden und über 1.000 grafischen Arbeiten, darunter auch überregional bekannter Künstler wie Otto Illies (1881–1959), Walter Gemm (1898–1973) und Albert Schöpwinkel (1830–1910).
Allerdings ist der Großteil dieser Werke seit 2006 im Schaudepot im Obergeschoß des Stadtarchivs untergebracht, welches jedoch immerhin nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden kann. Nur ein kleiner Teil ist üblicherweise in einer Dauerausstellung im „Galerieraum“ des Museums zu sehen; einige weitere Werke sind auf andere Räume verteilt.
Gelegentliche Sonderausstellungen sollen jedoch den Blick dezidiert auf die Kunst aus dem Harz lenken, zudem ist ein bedeutender Teil der Sammlung, aktuell 615 Werke, bereits digital erfaßt worden (s. unter „Verweise“).
Noch bis zum 20. August 2023 haben wir es noch mit der Sonderausstellung „Lüders Werke; Industrie- und Familiengeschichte in Wernigerode“ über die Eisenkunstgießerei Lüders zu tun, welcher auch der Kunstteil der Dauerausstellung weichen mußte, allerdings mit einem Trost für den Kunstfreund: Da die Familie Lüders selbst Künstler hervorgebracht hat bzw. mit diesen verbunden war, ist der „Kunstraum“ nun speziell diesen gewidmet.
Christian Hallbauer (1900–1954) war der Enkel des Werksgründers Wilhelm Ludwig Lüders. Der Anhänger Rudolf Steiners schuf ausgesprochen atmosphärische Landschaftsbilder, welche den spirituellen Bezug zumindest erahnen lassen. Auch seine Gattin Marianne Hallbauer-Lichtwald (1903–1991) ist zu erwähnen.
Hanns Beatus Pürschel (1899–1946), Ehemann von Marlise, einer Enkelin Wilhelm Lüders’, begegnet uns mit realistischen Landschaftsaquarellen und -ölgemälden sowie Pflanzenstudien. Auch Adolf Schröter (1904–1997) als Freund der Familie ist mit recht verschiedenen Werken vertreten, vom Blumenaquarell über den Tierholzschnitt bis zum Ölbildnis von Marlise Lüders.
Doch, wie gesagt: Diese Sonderausstellung wird nur noch bis zum 20. August zu sehen sein. Indes gibt es bereits gute Nachrichten, denn vom 6. September bis 12. November 2023 wird es wieder vorzugsweise um die Malerei gehen.
Unter dem Titel „#gesammelt – Neues aus der Kunstsammlung“ sollen auf drei Räumen Neuerwerbungen der letzten fünf Jahre gezeigt werden, darunter Werke von Walter Gemm, Ernst Helbig, Erich Krüger und Maria Schmidt-Franken. Spezielle Angebote wie Kuratoren-Führungen und eine Öffnung des Schaudepots werden auf der Seite des Museums bekanntgegeben.
Das Harzmuseum befindet sich am Marktplatz 1 in 38855 Wernigerode. Es hat von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr geöffnet sowie am Sonnabend und Sonntag von 11 bis 16 Uhr; der Montag ist Schließtag. Der Eintritt kostet regulär 4,– Euro; Informationen über diverse Ermäßigungen entnehmen Sie bitte der Museumsseite.
Verweise:
https://nat.museum-digital.de/collection/80
https://www.wernigerode.de/Stadtleben/Kultur-und-Freizeit/Harzmuseum/
https://www.harztourist.de/sehenswuerdigkeiten/wernigerode/harzmuseum-wernigerode/4_99_68.html
https://st.museum-digital.de/people/87
https://www.museum-halberstadt.de/de/museum-aktuell-uebersicht/215-31122023-walter-gemm.html