Potsdam – Claude Monets „Impression, Sonnenaufgang“ von 1872 gab einer ganzen Stilepoche ihren Namen und stellt für einige Wochen den Ausgangspunkt der neuen Sonderausstellung im Museum Barberini dar, welche sich mit der Darstellung und Bedeutung der Sonne in der Kunst auseinandersetzt. „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“ wird bis zum 11. Juni 2023 laufen.
Doch gleich vorab: Der berühmte Monet aus der Sammlung des Pariser Musée Marmottan, welcher die rote Morgensonne ins Zentrum rückt, wird hier nur bis Mitte April zu sehen sein. Und bis dahin wird er auch gut belagert sein ...
Doch ist er natürlich nicht das einzige Werk der Ausstellung, welche zu besuchen durchaus empfohlen werden kann. Die Rolle der Sonne in 2.000 Jahren abendländischer Kunstgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart wird hier untersucht, und so ist mit einer großen Vielfalt des Gezeigten zu rechnen, im Guten wie im Schlechten.
Dabei geht es vom Mythos des Unbesiegten Sonnengottes (Sol Invictus) der Antike über die Darstellung des solaren Christus’ als des Lichtes der Welt bis zur hinsichtlich ihres Symbolgehaltes stark reduzierten Rolle der Sonne als Lichtquelle in der Freilichtmalerei. Reliefs, Wandmalereien, Skulpturen, Ölgemälde, Druckgrafiken und eine Lichtinstallation sind Teil des Programms.
Wir begegnen der Sonne in Verbindung mit Alexander dem Großen, Ikarus, Franz von Assisi, August dem Starken, Napoleon Bonaparte; eine pompejanische Wandmalerei und römische Sol-Statuetten treffen auf Druckgrafik der Renaissance und Skulpturen des Barock.
Doch wollen wir, wie gewohnt, das Hauptaugenmerk auf die Malerei legen, und einen kleinen Überblick geben, was den Besucher dort erwartet. Von den Alten Meistern sind unbedingt Peter Paul Rubens (herausragend: „Der Sturz des Phaeton“), Carlo Saraceni und Joachim von Sandrart zu erwähnen.
Caspar David Friedrich als bedeutendster deutscher Romantiker hielt die Sonne ebenso für darstellungswürdig wie sein englisches Gegenstück J.M.W. Turner. Man nutze die Gelegenheit: Turner ist in den Sammlungen in und um Berlin mit etwa null Bildern völlig unterrepräsentiert, und auch Thomas Cole aus der Hudson-River-School ist ein in Deutschland selten gezeigter Maler.
Und dann natürlich, im Barberini fast zwingend, die Impressionisten: Neben dem eingangs bereits genannten Bild sind zwei weitere Monets sowie zwei Gemälde Eugène Boudins im Programm, welche sonst allerdings auch Teil der Dauerausstellung sind; der Neoimpressionist Paul Signac ist ebenso dabei wie die Postimpressionisten Felix Vallotton und Maurice Denis und die Symbolisten Franz von Stuck, Odilon Redon und Ludwig von Hofmann (dessen „Klage um Phaeton“ gehört ebenfalls zu den Glanzlichtern).
Künstler der angehenden Moderne, die erwähnt werden sollten, sind Edvard Munch, Otto Dix (mit seinem beeindruckenden Frühwerk „Sonnenaufgang“), Max Pechstein, Albert Trachsel, Max Ernst, Wilhelm Morgner und Odilon Redon. Arthur G. Dove gilt als einer der Wegbereiter der US-amerikanischen Abstraktion, seine „Rote Sonne“ ist eines seiner wichtigsten Werke. Zuletzt sei auch auf Bernhard Heisig mit „Der Tod des Ikarus“ hingewiesen, der zu den Künstlern der Gegenwart gehört, welche sich einen Platz in der Kunstgeschichte verdient haben dürften.
Das Museum Barberini befindet sich am Alten Markt, Humboldtstr. 5-6, in 14467 Potsdam und hat jeden Tag außer am Dienstag von 10-19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär in der Woche 16,- und am Wochenende und Feiertagen 18,-, ermäßigt 10,- Euro; für den Besuch wird (außer für Inhaber einer Jahreskarte) der Erwerb eines vorab zu buchenden Zeitfenstertickets empfohlen.
externe Links:
https://www.museum-barberini.de/de/ausstellungen/9493/sonne-die-quelle-des-lichts-in-der-kunst