Neben Heidelberg am Neckar gibt es mindestens einen weiteren bedeutenden Ort dieses Namens, und zwar handelt es sich in unserem Fall um einen Vorort von Melbourne, Australien, wo sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Gruppe von Freilichtmalern traf, auf welche entsprechend ihrer Wirkungsstätte als „Heidelberger Schule“ referiert wird. Etwas unspezifischer läßt sich auch von australischem Impressionismus sprechen. Ungewöhnlich hoch war an dieser Künstlergruppe der Frauenanteil, und eine der führenden Protagonistinnen war Clara Southern.
Geboren wurde diese 1860 (auch 1861 ist zu lesen) in Kyneton im südostaustralischen Bundesstaat Victoria. Sie studierte von 1883 bis 1887 in Melbourne an der privaten National Gallery of Victoria Art School bei George Folingsby, der seinerseits in München bei Carl von Piloty gelernt hatte, und dem nur wenige Jahre älteren Frederick McCubbin, einem der Begründer der Heidelberger Schule. 1886 wurde sie als Mitglied eines Buonarotti-Gesellschaft genannten Skizzierklubs zugelassen.
Von 1888 bis 1900 teilte sie sich in Melbourne ein Atelier mit ihrer vormaligen Kommilitonin Jane Sutherland, welche eine ganz ähnliche Richtung verfolgte – ein biographisches Porträt Sutherlands ist vor kurzem auf der Art-Depesche erschienen. Dort erteilte Southern auch privaten Malunterricht.
1905 heiratete sie, für ihre Malerei nutzte sie jedoch weiterhin den alten Namen. Das Ehepaar errichtete ein „Blythe Bank“ getauftes Anwesen nebst Atelier in der Gemeinde Warrandyte, etwa 25 km von Melbourne entfernt. Ab 1908 versammelte sie dort eine Gruppe junger Landschaftsmaler zur gemeinsamen Pleinairmalerei. Unter ihren Besuchern waren Walter Withers, Frank Crozier, Charles Wheeler und einige mehr; manche ließen sich ganz in der Nähe nieder und errichteten ebenfalls Ateliers.
Southerns Arbeiten, meistens von leichten Farben bestimmte Landschaften und Stilleben, fanden damals große Anerkennung in der australischen Künstlergemeinschaft. Relativ bekannt wurde das Bild „An Old Bee Farm“ von 1900, welches die Titelseite zweier Bücher schmückt. Von 1889-1917 stellte sie regelmäßig aus. Unter wohlhabenden Anwohnern fanden ihre Bilder mit der Zeit recht guten Absatz. Allerdings war die Gegend stark durch Buschfeuer bedroht, und einem solchen sollten 1939 eine ganze Reihe ihrer Arbeiten zum Opfer fallen.
Sie war die erste Frau, welche Mitglied der Australian Art Association wurde, und wurde später sogar zu deren Vorstandsmitglied. 1929 hatte sie ihre letzte große Einzelausstellung, sie starb 1940 in Melbourne. „Blythe Bank“ fiel leider eine Weile nach ihrem Tod einem Buschfeuer zum Opfer. Werke von Clara Southern finden sich u.a. in der „National Gallery of Victoria“ und der „Ballarat Fine Art Gallery“.
Verweise:
https://art-depesche.info/jane-sutherland-australische-pleinairmalerei-der-heidelberger-schule
http://www.artistsfootsteps.com/html/Artists_Southern.htm
http://www.artistsfootsteps.com/html/Southern_biography.htm