Berlin – Impressionismus und Postimpressionismus waren malerische Strömungen, welche ganz Europa in ihren Bann zogen, von Spanien bis Rußland, von Frankreich bis – Finnland. Eine Künstlerin dieses Landes, welche es verstand, die nordische Landschaft in leuchtenden Farben und eigener Handschrift festzuhalten, war Helmi Biese, die wir unseren Lesern heute vorstellen möchten.
Geboren wurde Helmi Katharina Ahlman 1867 in Helsinki als Tochter des Philosophen und Übersetzers Frans Ferdinand Ahlman und seiner russisch-baltischen Gattin. Sie besuchte eine schwedische Mädchenschule in Helsinki, wo sie von der Porträtmalerin Hilda Granstedt unterrichtet wurde, wobei angenommen wird, daß Granstedt es war, welche die Flamme der Malerei in ihr entfachte.
1884 begann sie ihr Kunststudium an der Zeichenschule des Finnischen Kunstvereins unter dem realistischen Landschaftsmaler Fredrik Ahlstedt, einer von der Düsseldorfer Malerschule geprägten Schlüsselfigur der damaligen Kunstwelt Finnlands. Ahlstedts bedeutendster Schüler dürfte Akseli Gallen-Kallela gewesen sein.
Im Jahr 1890 wurde sie Schülerin von Gunnar Berndtson in einer unter anderem von den Symbolisten Magnus Enckell, Väinö Blomstedt und Beda Stjernschantz geprägten Gruppe. Stipendien, welche ihr eine Fortsetzung ihres Kunststudiums im Ausland ermöglicht hätten, bekam sie leider nicht.
1891 hatte sie ihr Ausstellungsdebut auf einer Gruppenausstellung finnischer Künstler. Ihre ersten Werke waren dem Realismus und Impressionismus zuzurechnen, später verarbeitete sie, wie ihr berühmter Kollege Gallen-Kallela, Einflüsse des Symbolismus und japanischer Farbholzschnitte, etwa benutzte sie bewußt das aus der japanischen Kunst bekannte lange und schmale Kakemono-Format. 1896 heiratete sie den Buchhalter Hjalmar Biese, welcher sie bis zu seinem Tod 1925 in ihrem Wollen unterstützte.
Ihr bekanntestes Bild ist wohl unser Titelbild, das 1900 geschaffene „Winteransicht von Pyynik“, welches zu den wichtigsten Werken des Kunstmuseums Ateneum in Helsinki gehört. Immer mehr begeisterte Biese sich für leuchtende Farben. Neben Darstellungen oft winterlicher Waldlandschaften und Küstenansichten schuf sie Blumen- und Genrebilder.
Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1920. Die Reaktionen des Publikums waren begeistert, die Kunstkritik hingegen betrachtete die Arbeiten schon wieder als unzeitgemäß – der Irrglaube, es gebe eine Notwendigkeit, immer den neuesten Moden zu folgen, war anscheinend auch dort und damals bereits weit verbreitet. 1922 und 1924 hatte sie gemeinsame Ausstellungen mit dem Impressionisten Santeri Salokivi.
Bei Reisen nach Stockholm, Malmö und Kopenhagen lernte Biese die dortige Kunstwelt kennen. Sie hatte zudem lange selbst als Zeichenlehrerin gearbeitet, dies jedoch eher als Notwendigkeit betrachtet, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen; als sie Mitte der 1920er Jahre der Ansicht war, von ihren Bildern leben zu können, gab sie das Unterrichten auf.
Helmi Biese starb 1933 in Helsinki, und 1935 gab es eine große Gedenkausstellung. Eine weitere Retrospektive gab es 2006 im Kunstmuseum Hämeenlinna. Ein Sohn aus der Ehe mit Hjalmar Biese, Yrjö Moses Biese, wurde in Finnland als Linguist und Professor für englische Philologie bekannt.
Verweise:
https://www.artnet.com/artists/helmi-ahlman-biese/
https://www.mutualart.com/Artist/Helmi-Biese/A315F3B6A0652C06/Artworks
https://blogs.helsinki.fi/hum-object-of-the-month/2022/01/20/helmi-bieses-masculine-pine-tree/