Die Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg
Die Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg

Berlin – Es gibt tatsächlich noch für Kunstfreunde relevante Einrichtungen der Staatlichen Museen zu Berlin, welche wie in der Art-Depesche noch nicht vorgestellt haben. Eine von diesen ist die in Charlottenburg, gleich am S-Bahnhof Westend gelegene Gipsformerei. Was also hat es mit dieser auf sich?

 

Bei der Gipsformerei handelt es sich um die älteste Einrichtung der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie wurde bereits 1819 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. ins Leben gerufen. Ihr erster Leiter war Christian Daniel Rauch, der neben seinem Lehrer Johann Gottfried Schadow bedeutendste klassizistische Bildhauer Preußens; insbesondere Rauchs Goethe-Büste darf ohne Weiteres als legendär bezeichnet werden.

 

Seit 1819 fertigt die Institution ununterbrochen Gipsabgüsse bildhauerischer Werke aus den Beständen der Berliner Museen und anderen Sammlungen. Die Sammlung umfaßt mittlerweile über 7.000 Stücke und ist damit die größte ihrer Art – weltweit. Auf der Netzseite der Einrichtung heißt es diesbezüglich:

 

„Unter ihnen befinden sich neben vielen Arbeiten unbekannter Meister Formen und Abgüsse von über 400 bekannten Künstlern und Künstlerinnen aus der Antike bis zur Neuzeit wie Polyklet, Praxiteles, die Naumburger Meister, Michelangelo, Auguste Rodin oder Elisabeth Ney. Eine besondere Bedeutung für die Gipsformerei haben die Arbeiten der klassizistischen Bildhauer Johann Gottfried Schadow, dem Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor und Begründer der Berliner Bildhauerschule und seinem Schüler Christian Daniel Rauch als erstem Gründungsdirektor der Gipsformerei.“

 

Dabei ist das älteste Stück die rund 25.000 Jahre alte „Venus von Willendorf“ (im Original im naturhistorischen Museum Wiens zu betrachten). Größenmäßig geht es vom winzigen ägyptischen Skarabäus bis zur 42 Meter hohen römischen Mark-Aurel-Säule (Wo befindet sich diese eigentlich? Wird sie in Serie produziert?), wobei zahlreiche Stücke durch den Verlust oder die Beschädigung der Originale von über die Kunstgeschichte hinausgehender Bedeutung sind.

 

1891 erfolgte der Umzug in das gegenwärtige Quartier in Charlottenburg an der Ecke Sophie-Charlotten-Straße / Spandauer Damm. Hier befinden sich das Gipsformenlager mit den Matrizen ebenso wie die Gipsformerei und die Malerwerkstatt.

 

Im Jahr 1960 wurde am Standort in Charlottenburg auch ein Verkaufs- und Ausstellungsraum eröffnet, wo eine winzige Auswahl der Produktion von Nachbildungen von Skulpturen aus verschiedensten Zeiten und Kulturen vorgestellt wird. Darüberhinaus gibt es auch einen umfassenden Online-Katalog, nach welchem Kunstliebhaber ihre Bestellungen aufgeben können.

 

Schauen Sie also vorbei … Die Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich in der Sophie-Charlotten-Straße 17/18 in 14059 Berlin. Der Verkaufsraum ist am Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 16 und am Mittwoch von 9 bis 18 Uhr geöffnet; der Eintritt ist frei. Zweimal im Monat finden überdies Führungen durch die Werkstätten statt; die Führung kostet 4,– Euro pro Person.


Verweise:

https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/gipsformerei/sammlungsgebiete/ueberblick/

https://www.gipsformerei-katalog.de/

https://www.berlin.de/museum/3109434-2926344-gipsformerei.html

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