El Greco „Die reuige Maria Magdalena“ (Öl auf Leinwand, ca. 1576/77, 156,5 cm x 121 cm, Museum der Schönen Künste Budapest)
El Greco „Die reuige Maria Magdalena“ (Öl auf Leinwand, ca. 1576/77, 156,5 cm x 121 cm, Museum der Schönen Künste Budapest)


Budapest – Wie angekündigt hat Ihr Schreiberling der ART-DEPESCHE in Budapest zwei der bedeutendsten ungarischen Museen aufgesucht, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Heute soll es um das Museum der Schönen Künste gehen, und dies gleich vorweg: Dieser Eindruck ist wahrlich atemberaubend.

 

Direkt am Heldenplatz liegt das von 1900 bis 1906 anläßlich der ungarischen Millenniumsfeier von dem bekannten Architekten Albert Schickedanz entworfene neoklassizistische Gebäude, welches seither für Dauerausstellungen von Kunst von der Antike bis ins 18. Jahrhundert und verschiedene Sonderausstellungen genutzt wird.

 

Die aktuelle Sonderausstellung, zu sehen bis zum 16. Juli 2023, ist dem ungarischen Sonderling Tivadar Kosztka Csontváry gewidmet, welcher zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein völlig eigenes Oeuvre zwischen Symbolismus, (Post-)Impressionismus, naiver Kunst und Expressionismus schuf (die ART-DEPESCHE berichtete; Verweis unter diesem Artikel).

 

Mit 120.000 Werken ungarischer und internationaler Kunst handelt es sich um eine gewaltige Sammlung in diesem größten Kunstmuseum Ungarns, welches auch als eines der bedeutendsten der Welt gilt. Zu Recht! Dabei ist nicht alles, was dort gezeigt wird, im Bereich dessen, worüber die ART-DEPESCHE üblicherweise berichtet. So gibt es etwa bedeutende Bestände altägyptischer, griechischer und römischer Kunstwerke – wir lassen es bei einer Erwähnung.

 

Nur kurz erwähnt werden soll auch die Sammung altungarischer Kunst, denn diese möchten wir demnächst in einem eigenen Beitrag behandeln. Uns soll es an dieser Stelle um die Gemäldegalerie der Alten Meister gehen, welche mit nahezu 3.000 (!) Werken europäischer Malerei von Gotik bis Rokoko den Schwerpunkt des Hauses darstellt.

 

Dabei fällt, wenn wir die Galerie betreten, gleich die würdige Präsentation auf. Die Räume sind zu großen Teilen in dunklem Holz gehalten, die Bilder sind viele, sehr viele, und hängen doch nicht zu dicht. Geordnet sind sie nach ihrer Herkunft in Raum und Zeit, also Stilepochen und lokalen / regionalen / nationalen Schulen. Nennen wir nur einige Namen ...

 

Die italienische Gotik und Frührenaissance ist u.a. mit Fra Angelico, Fra Diamante, Duccio, Filippino Lippi, Giovanni Santi (dem Vater Raffaels) sehr gut abgedeckt, die altniederländische Malerei mit Hans Memling, Jan Gossaert, der Bosch-Schule, Pieter Bruegel d. Ä. und Petrus Christus („Maria mit dem Kinde“) dabei. Bernhard Strigel, Hans Baldung Grien, Albrecht Altdorfer und Bernhard Strigel sind frühe deutsche Meister im Programm.

 

Der flämische und niederländische Barock ist mit Adriaen Brouwer, Jan van Goyen, Paulus Potter, Jacob van Ruisdael, Salomon van Ruysdael, Pieter Claesz, Willem Claesz Heda, Jan Steen, Hendrick Avercamp, Frans Hals, Gerard Dou, Willem Kalf, Pieter de Hooch, Nicolas Maes usw. äußerst umfassend und repräsentativvertrete, vom Porträt über Genreszene und Stilleben bis hin zur Landschaft.

 

Italienische Hochrenaissance und Manierismus begegnen uns u.a. mit zwei Schlüsselwerken Raffaels („Madonna Esterházy“ und „Bildnis des Pietro Bembo“), Lorenzo Lotto, Agnolo Bronzino oder Domenico Ghirlandaio, der italienische Barock und Rokoko mit Artemesia Gentileschi, Tizian, Paolo Veronese, Correggio, Francesco Guardi, Jacopo Tintoretto, Luca Giordano oder Giovanni Battista Tiepolo.

 

Die alten englischen Meister wie John Constable, Francis Wheatley, Thomas Gainsborough, Joshua Reynolds treffen wir ebenso wie die Spanier El Greco (u.a. mit dem Meisterwerk „Die reuige Maria Magdalena“), Francisco de Zurbarán, Francisco de Goya und Bartolomé Esteban Murillo oder die Franzosen Claude Lorrain und Simon Vouet.

 

So stolpert also der Kunstfreund staunend, ja benommen, von Raum zu Raum und möchte gar nicht mehr fort aus diesem wunderbaren Haus. Und bei all den vielen Namen bleibt eine kurze Botschaft: Mehr geht nicht, und das betrifft sowohl den Umfang als auch die Ordnung und Schönheit der Präsentation. Bringen Sie also Zeit mit; ein entspannter Rundgang mag durchaus seine vier Stunden dauern!

 

Das Museum der Schönen Künste (Szépművészeti Múzeum / Museum of Fine Arts) der Ungarischen Nationalgalerie befindet sich am Heldenplatz, Dózsa György út 41, in 1146 Budapest. Es hat von Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr geöffnet; der Montag ist Schließtag.

Verweise:

https://www.mfab.hu/

https://www.mfab.hu/collections/old-masters-paintings/

https://art-depesche.info/170-jahre-csontvary-grosse-gedenkausstellung-in-budapest

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