Berlin – Es hat bereits seit Jahren Tradition: Das Berliner Kupferstichkabinett nutzt einen Raum der im gleichen Gebäude beherbergten Gemäldegalerie für kleine Themenausstellungen. Nun wird bis zum 11. Juni 2023 noch „Heiter bis wolkig – Wetterphänomene in der holländischen Graphik und Zeichnung“ zu sehen sein, wobei die gezeigten Werke zeitlich im Barock bzw. dem „Goldenen Zeitalter der niederländischen Malerei“ zu verorten sind.
Als Aufhänger genommen wird, wenig verwunderlich, die aktuelle Debatte um klimatische Veränderungen; anscheinend ist den Staatlichen Museen zu Berlin eine Präsentation von Kunst vergangener Jahrhunderte, ohne dies im Sinne gegenwärtiger Politik auszuschlachten, nicht mehr möglich. Nun dann ...
So wird der Ausstellungsbesucher etwas ungelenk dahin geführt, daß es ja damals in Holland auch klimatische Veränderungen gegeben habe, denen sich der Mensch ausgesetzt sah, und es habe Wetterextreme gegeben, welche irgendwie mit menschlichen Eingriffen in die Landschaft zu gehabt haben (könnten?).
Und diese Wetterextreme hätten ja die Künstler auch in ihren Bildern festgehalten, denn da waren ja z.B. auch Stürme zu sehen. Und vielleicht hätte es ja ohne die menschlichen Versuche, dem Meer durch Eindeichung Ackerland abzugewinnen, gar keine Stürme gegeben? Hauptsache, man findet irgendwie einen Bezug zum baldigen Weltuntergang durch Kohlendioxid ...
Richtig ist aber natürlich, daß der Mensch im Ringen mit den Elementargewalten diesen weit stärker ausgeliefert war, als heutzutage, und diese einen gewaltigen Eindruck machten, welchen zahlreiche Künstler festzuhalten bestrebt waren.
Festgestellt wird auch, daß es die Zeit des niederländischen Barock war, in der dessen Künstler begannen, sich mit der Landschaft als solcher zu befassen. Sie diente nicht mehr nur als Hintergrund, und mittlerweile war es auch möglich, auf Alibi-Staffage zu verzichten (derer etwa ein Albrecht Altdorfer noch bedurft hatte).
Und wie in der Malerei fand entsprechend auch in der Grafik die Beobachtung der Landschaft unter verschiedenen Wetterverhältnissen ihren Niederschlag (welch feines Wortspiel!). Und so bekommen wir – und jetzt wird es interessant – etwa 25 Arbeiten geboten, (teils farbige) Radierungen, Kupferstiche, Handzeichnungen, welche sich in meisterhafter Weise der Darstellung des Landes unter verschiedenen Wetterverhältnissen widmen.
Namen wie Ludolf Backhuysen, Jan van de Velde II, Hendrick Avercamp oder Allart van Everdingen dürfte jeder, der sich mit niederländisch-barocken Landschaftsabbildungen befaßt, bereits einmal gehört haben.
Fazit: Wenn man also eh gerade in der Gemäldegalerie ist (welche derzeit wegen Sanierung teilweise gesperrt ist), oder im Kupferstichkabinett, sollte man ruhig einmal reinschauen. Die Gemäldegalerie befindet sich im Kulturforum am Matthäikirchplatz in 10785 Berlin. Geöffnet hat sie von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr. Tickets können online sowie vor Ort erstanden werden.
Verweise: