Halberstadt – Bei unserem letzten Ausflug in Harz und Harzvorland besuchten wir wegen einer aktuellen Sonderausstellung zum Landschafts- und Vedutenmaler Walter Gemm auch das Städtische Museum Halberstadt. Dieses ist in erster Linie ein Geschichtsmuseum, allerdings gibt es auch in der Dauerausstellung eine ganze Reihe von Gemälden.
Wie bei vergleichbaren Regionalmuseen wird die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung verfolgt, von der Vor- und Frühgeschichte über die Bistumsgründung im frühen Mittelalter, die Reformation, den Aufstieg des Bürgertums über den Zweiten Weltkrieg und die Zerstörung der Stadt zum Kriegsende bis in die DDR-Zeit und unmittelbare Gegenwart.
Doch wollen wir uns, dabei allerdings ebenfalls der Zeit folgend, mit den Gemälden der über Erdgeschoß und erstes Obergeschoß gehenden Dauerausstellung befassen. Noch im Foyer sehen wir mehrere Porträts bekannter Halberstädter Persönlichkeiten, die Künstler sind Ernst Gottlob (1744–1796), Andreas Knorre (1763–1841, heute vor allem durch seine Totenmaske Immanuel Kants ein Begriff) und Georg Friedrich Adolf Schöner (1774–1841).
Ein Künstler von echtem Rang war Carl Hasenpflug (1802–1858). Dieser stammte ursprünglich aus Berlin, studierte bei Carl Wilhelm Gropius und Carl Friedrich Schinkel, ließ sich aber 1828 im künstlerfreundlichen Halberstadt nieder, wo im selben Jahr auch bereits der Halberstädter Kunstverein entstand, bei welchem Hasenpflug regelmäßig ausstellte. Das Museum zeigt mehrere erstklassige Stadtansichten dieses großen Vertreters der Romantik.
Theodor Hellwig wurde 1815 geboren (das Todesjahr ist unbekannt); er lernte bei Adolph (von) Menzel, Franz Krüger und Eduard Magnus. Bekannt wurde er als Porträtist, hier ist er jedoch mit einer italienischen Landschaft vertreten. Auch der Architekturmaler Albert Schwendy (1820–1902) hatte in seiner Zeit einen gewissen Namen; das Museum zeigt uns eine Darstellung des Holzmarktes.
Der Halberstädter Heimatkünstler schlechthin war sicherlich Walter Gemm (1898–1973); wir schrieben einige Zeilen zu der kleinen Sonderausstellung anläßlich seines 125. Geburts- und 50. Todestages. In der Dauerausstellung gibt es mehrere seiner Werke, wobei er uns sowohl als Historienmaler (etwa mit einem Bild zu den Bauernkriegen) als auch als Chronist seiner Zeit (mit Bildern zum Kriegsende 1945) entgegentritt.
Vor allem als Architekt bekannt war schließlich Erhard Wolf (1907–1980), doch den Halberstädtern dürfte er heute am ehesten durch seine Vedutenzeichnungen der im Bombenkrieg und durch SED–Modernisierungswahn weitgehend zerstörten Altstadts ein Begriff sein; das Gleimhaus hatte diesem Künstler erst kürzlich eine Sonderausstellung gewidmet, und auch im Städtischen Museum ist er mit einer Zeichnung der Altstadt aus dem Jahr 1949 vertreten.
Alles in allem: Man mache sich keine Illusionen, ein Kunstmuseum ist diese Einrichtung nicht, auch ist die Präsentation der Bilder offensichtlich dem Zweck der Geschichtsdarstellung untergeordnet. Ein wenig gibt es aber doch zu sehen. Das Städtische Museum befindet sich am Domplatz 36 in Halberstadt und hat von Dienstag bis Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Verweise:
https://art-depesche.info/walter-gemm-sonderausstellung-im-stadtischen-museum-halberstadt
https://art-depesche.info/erhard-wolf-zeichnungen-der-halberstadter-altstadt-im-gleimhaus
https://www.museum-halberstadt.de/de/museum-aktuell.html
https://st.museum-digital.de/people/407
https://www.halberstadt.de/de/detailseite-suche/carl-hasenpflug-leben-und-werk-20036642.html
https://st.museum-digital.de/people/43463