Lentos Kunstmuseum Linz, Ausstellungsansicht der Dauerausstellung September 2023
Lentos Kunstmuseum Linz, Ausstellungsansicht der Dauerausstellung September 2023

Linz – Gleich am Ufer der „schönen blauen Donau“ liegt ein 130 Meter langer Glasquader, welcher eine international beachtetete Sammlung moderner Kunst vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart beherbergt, das Lentos Kunstmuseum Linz. Die ART-DEPESCHE wagte für ihre Leser einen Blick.

 

Der Ursprung der Sammlung liegt in einem Konvolut von 120 Werken aus der Sammlung des bekannten Berliner Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt sowie weiteren Werken aus der Sammlung von Friedrich Welz, welche die Stadt Linz in den 1950er Jahren erworben hatte; hierunter finden sich Namen wie Lesser Ury, Max Pechstein, Emil Nolde, Lovis Corinth, Wilhelm Trübner, Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und Anton Romako.

 

Diese Werke bildeten den Grundstock der Neuen Galerie der Stadt Linz, welche ab 1979 im Lentia 2000 untergebracht war. Die Unterbringung in einem eigenen städtischen Kunstmuseum wurde 1998 beschlossen, und seit 2003 ist sie an ihrem heutigen Ort zu besichtigen.

 

Der Aufbau der Dauerausstellung folgt der Chronologie, wobei es heißt, daß die Auswahl immer wieder ein wenig wechsele; insofern ist folgende Bestandsaufnahme mit Vorsicht zu genießen, mag aber für einen ungefähren Überblick genügen.

 

Es beginnt mit einigen kurzen Ausführungen zur Entstehungsgeschichte des Hauses und einer ersten Auswahl von Bildern aus den Gurlitt-Beständen, darunter passenderweise Corinths „Bildnis Wolfgang Gurlitt“ (1917). Auf erklärende Begleittafeln wird verzichtet, dafür gibt es einen gedrucktes Saalheft mit weiterführenden Erläuterungen. Die Räume sind licht und weit; die Hängung ist locker, wodurch einerseits die Zahl der gezeigten Werke vergleichsweise gering ist, diese jedoch gut zur Geltung kommen.

 

Weiter geht es mit Kunst aus Wien um 1900 bzw. der Wiener Sezession und ihrem Umfeld, darunter Werke bekannter Künstler wie Koloman Moser, Carl Moll und Gustav Klimt (mit dem angesichts seiner bekannteren Werke eher untypischen „Kuh im Stall“) neben Bildern weiterer, die eher Liebhabern und Fachleuten bekannt sind, etwa Ferdinand Andri, Erwin Lang oder Broncia Koller-Pinell.

 

Weiter geht es dann mit Expressionismus und früher Abstraktion; Bedeutendes gibt es beispielsweise von Paula Modersohn-Becker, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Marianne von Werefkin, Otto Mueller, Max Pechstein, Anton Kolig und Helene Funke. Eine gediegene Auswahl!

 

Anschließend wird die Stilepoche der „Neuen Sachlichkeit“ in nur wenigen Gemälden veranschaulicht; Carl Hofer und Franz Sedlacek dürften dabei die bekanntesten Namen sein. Eine besondere Entdeckung für Ihren Schreiberling war der Kitzbühler Alfons Walde mit zwei sehr eigenständigen, kraftvollen Tiroler Berglandschaften; unbedingt zu beachten!

 

Im folgenden Raum werden Beispiele im NS-Staat anerkannter (Fritz Fröhlich, Rudolf Schüller) und als „entartet“ verfemter (Werner Gilles, Ida Kerkovius, Christian Rohlfs, Wolfgang Paalen) Kunst gegenübergestellt, bevor sich der Rest des Hauses der Kunst der Nachkriegsjahre bis heute widmet.

 

Hier wird es dann auch etwas unübersichtlicher, und es werden neben Malerei (u. a. abstrakter Expressionismus, geometrische Abstraktion, Pop-Art, Informel), Fotografie und Skulptur auch Installationen und Objektkunst präsentiert. Unter den Malern seien André Masson, Georges Mathieu, Maria Lassnig, Herbert Bayer stellvertretend für viele erwähnt.

 

Zusammengefaßt: Gemessen an den gewaltigen Ausmaßen des Gebäudes ist die tatsächliche Dauerausstellung recht überschaubar; in zwei Stunden läßt sich diese entspannt bewältigen. Insbesondere bei der frühen Moderne ist die Auswahl jedoch beachtenswert; es sind einige Glanzlichter dabei.

 

Das Lentos Kunstmuseum Linz befindet sich in der Ernst-Koref-Promenade 1 in 4020 Linz. Es hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet. Der Montag ist Schließtag.

 

Verweise:

https://www.lentos.at/

https://art-depesche.info/secessionen-klimt-stuck-liebermann-sonderausstellung-in-der-alten-nationalgalerie

http://www.museum-kitzbuehel.at/

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