Berlin / Potsdam – Noch dieses Jahr werden in Deutschland gleich zwei große Sonderausstellungen zu Norwegens düsterem Genius Edvard Munch ihre Tore öffnen: Vom 15. September 2023 bis 22. Januar 2024 erweckt die Berlinische Galerie den „Zauber des Nordens“, während das Museum Barberini in Potsdam 18. November 2023 bis 1. April 2024 mit „Munch. Lebenslandschaft“ aufwartet. Jetzt bereits kann ein günstiges Kombi-Ticket für beide Ausstellungen vorbestellt werden.
Skandinavische Kunst war im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin sehr angesagt, und so war es auch wenig verwunderlich, daß eine Einladung an den damals 29jährigen Edvard Munch, in Unkenntnis von dessen Werk, vom Vorsitzenden des Vereins Berliner Künstler, Anton von Werner, unterschrieben war, einem durchaus fähigen, heute wegen seiner konservativen und staatsloyalen Haltung zu Unrecht abgewerteten Maler (als ob heutige Künstler staatsferner wären ...).
Nun aber war man von skandinavischer Kunst eher Gefälligkeit gewohnt, etwa die anheimelnde Stimmung der Wohnszenen Carl Larssons, die ästhetischen Akte eines Anders Zorn oder die epischen spätromantischen Landschaften eines Marcus Larson.
Doch die schwermütigen Gestalten und von Seelennot gefärbten Landschaften Munchs schockierten die Berliner, und so mußte die Ausstellung nach nur einer Woche, insbesondere aufgrund des Einsatzes des entsetzten Anton von Werner wieder schließen. Ein Schuß, der indes nach hinten losging, denn durch den Skandal wurde der norwegische Proto-Expressionist erst zur Berühmtheit.
Über 140 Jahre später hat sich der Wind für Munch gedreht, in Berlin und Potsdam wird er trotz oder wegen der Kenntnis seines Werkes mit Pauken und Trompeten empfangen. Keine Frage, Munch hat Kunstgeschichte geschrieben, seine Bedeutung für die frühe Moderne ist wohl am ehesten mit der eines Vincent van Gogh zu vergleichen.
Die Berlinische Galerie eröffnet den Reigen und geht in Kooperation mit dem Munch-Mueum in Oslo der Bedeutung des Künstlers für die angehende Moderne nach, wobei zur Ergänzung auch andere Maler, „die Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin die Vorstellung vom Norden sowie die moderne Kunstszene an der Spree geprägt haben“ vertreten sind.
Das Museum Barberini wiederum will sich auf die Landschaftsmalerei Munchs und die in dieser festgehaltenen Wetterphänomene konzentrieren und setzt diese in Bezug zu gegenwärtigen Theorien über Klimaveränderungen. Nun dann ...
In jedem Fall darf sich der Kunstfreund auf zwei Ausstellungen mit einer großen Zahl sehenswerter Kunstwerke freuen, und eine weitere gute Nachricht ist, daß es ein günstiges Kombiticket gibt, welcher für 20,– bzw. ermäßigt 12,– Euro den Besuch beider Ausstellungen gestattet, und dieses kann jetzt bereits vorbestellt werden.
Es ist auf den Online-Auftritten beider Museen erhältlich und während der Laufzeit der jeweiligen Ausstellung gültig. Die ART-DEPESCHE wird selbstverständlich zu gegebener Zeit von beiden Ausstellungen Bericht erstatten!
Verweise:
https://www.museum-barberini.de/de/13876/kt-munch
https://www.museum-barberini.de/de/ausstellungen/9500/munch-lebensland-shy-schaft
https://berlinischegalerie.de/ausstellungen/vorschau/edvard-munch/
https://www.welt.de/print-welt/article326313/Anton-von-Werners-Pyrrhussieg.html