„Alles hat seine Zeit“ (Ausstellungsansicht, Galerie Berlin 2023)
„Alles hat seine Zeit“ (Ausstellungsansicht, Galerie Berlin 2023)


Berlin – Die Galerie Berlin kann auf ein langjährige Geschichte zurückblicken, und ihr Repertoire umfaßt eine ganze Reihe begnadeter (und prominenter) Künstler, vor allem der Berliner und Leipziger Schule. Doch nun heißt es Abschied nehmen, die Galerie schließt ihre Pforten. In ihrer letzten Ausstellung „Alles hat seine Zeit“ wird bis zum 1. Juli 2023 noch einmal eine gediegene Auswahl quer durch das Programm gezeigt.

 

Die beiden Eigentümer der Galerie Berlin, Rüdiger Küttner und Rainer Ebert, waren bereits 1974 resp. 1983 im staatlichen Kunsthandel der DDR tätig, und Küttner war zuletzt gar Direktor von dessen Auslandsabteilung. 1990 blieben die beiden gleich in ihrem Metier und riefen die Galerie Berlin als private Gesellschaft ins Leben.

 

Seither sind 33 Jahre ins Land gegangen, in denen man sich als Sammlergalerie auf höchstem Niveau etablieren konnte und sowohl Museen als auch private Sammlungen belieferte, darunter das Kunstforum der Berliner Volksbank oder Hasso Plattner, den Stifter des Museums Barberini.

 

Nun also findet dieses Kapitel sein Ende, und wenn man sich in der Abschiedsausstellung umschaut und Rüdiger Küttner erzählt, die Auswahl für diese sei nicht wirklich kuratiert worden, er sei mit seiner Frau Ulrike „einfach in den Keller gegangen“, veranschaulicht dies umso eindrücklicher das glückliche Händchen der Galerie bei der Auswahl ihrer Künstler (und auch die Verankerung in der Kunstwelt der DDR).

 

Da ist Silke Weyer mit drei kleinen Gemälden, deren pastellige Farben in der Nähe recht chaotisch aufgetragen wirken, doch mit einem gewissen Abstand zauberhafte Kleinlandschaften ergeben. Christoph Bouet steht in der Tradition der impressionistischen Freilichtmalerei und hat, an Monet und seinen Umkreis anknüpfend, einen eigenen Stil gefunden, der durch einen besonders pastosen Farbauftrag gekennzeichnet ist.

 

Bernhard Heisig ist sicher einer der ersten Namen, die mit der „Leipziger Schule“ verbunden werden; von ihm gibt es das expressive „Preußische Stilleben II“ (1988), und auch seine Schülerin und spätere Ehefrau Gudrun Brüne steuert mit ihrem eher dem magisch-realistischen Zweig der „Leipziger“ nahen Vanitas-Stilleben einen beachtlichen Beitrag bei.

 

Johannes Heisig; Sohn von Bernhard Heisig und dessen erster Frau, zeigt mit einem Blumenstilleben „Florales in der Glasvase“ von 2015 seine eigene, unabhängige Meisterschaft. Dieses kommt aus einer Werkgruppe völlig einzigartiger Blumenbilder, die sich aus zum Teil reliefartig aufgetragenen kleinen Mengen etlicher gemischter Farbtöne zusammensetzen und eine hohe technische Meisterschaft belegen.

 

Eines teilweise reliefartigen Farbauftrags bedient sich auch Gero Künzel, der letzte Meisterschüler Bernhard Heisigs, mit zwei etwas verstörenden, aber sehr gekonnten Porträts, die sich an das Chiaroscuro des Barock anlehnen. Kraftvolle und etwas düstere Malerei ist auch „Die Windhose“ von Walter Libuda (einem Heisig-Schüler). Hartwig Ebersbach (übrigens ein Heisig-Schüler), der ursprünglich eine ähnliche Richtung wie Libuda verfolgte, ist mit einem vergleichsweise neuen Werk vertreten, bevorzugt mitlerweile helle, leuchtende Farben; der Gestus bleibt jedoch expressiv.

 

Kleinformatige und eher düstere Landschaften kommen von Lutz Friedel – einem weiteren Heisig-Schüler. Als „klassischer“ Vertreter der Berliner Schule kann der bereits 2001 verschiedene Manfred Böttcher gelten, von ihm sehen wir ein expressiv-realistisches Stilleben. Erwähnt sei auch Stefan Plenkers, dessen zumeist großformatige Bilder sich im Grenzbereich zwischen figürlicher Malerei und Abstraktion bewegen.

 

Natürlich ist auch der Bereich der Skulpturen abgedeckt, genannt sei hier vor allem Trak Wendisch (er studierte unter anderem bei ...) mit drei Arbeiten, von denen die patinierte Bronze „Schönsitzende“ besonders heraussticht. Ist sie dem Geisterreich entsprungen? Klassisch-realistische Schönheit hingegen bietet der „Große Torso“, eine Bronze von Stefan Reichmann.

 

Mit dem Gang durch die Ausstellung wird einem noch einmal bewußt, wie gut diese Galerie war ... Schauen Sie also einmal dort vorbei. Ach ja: Es sind nicht nur Bilder und Skulpturen zu sehen, sondern auch jetzt (Stand 25. Mai) bereits eine Reihe roter Punkte, weshalb es durchaus möglich ist, daß sich die Zusammensetzung der Schau noch einmal ein wenig ändert.

 

Die Galerie Berlin befindet sich noch bis 1. Juli 2023 in der Auguststr. 19 in 10117 Berlin. Geöffnet hat sie von Dienstag bis Sonnabend jeweils 12–18 Uhr sowie nach Vereinbarung.

 

Verweise:

https://www.galerie-berlin.de/

https://trak-wendisch.de/

https://www.johannes-heisig.de/

https://www.silkeweyer.de/

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