Berlin – Das Berliner Kupferstichkabinett besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen Dürerscher Handzeichnungen und Druckgraphiken weltweit. In einer Auswahl von etwa 130 Werken wird diese nun im Kulturforum präsentiert, unter besonderer Berücksichtigung der Sammlungsgeschichte. Nun wurde „Dürer für Berlin – Eine Spurensuche im Kupferstichkabinett“ um wenige Tage verlängert und wird bis zum 3. September 2023 zu sehen sein.
130 Werke sind weit mehr, als sich in den eigentlichen Ausstellungsräumen des Kupferstichkabinetts unterbringen ließen, zumal dort gerade (und noch bis zum 8. Oktober) die Ausstellung „WORLD FRAMED – Zeitgenössische Zeichenkunst der Sammlung Schering Stiftung im Kupferstichkabinett“ zu sehen ist.
Deshalb also der große Ausstellungsraum im Erdgeschoß des Kulturforums, und man darf ruhig beeindruckt sein, wenn man einmal mitbekommt, wie gewaltig das Werk Dürers doch war – und wieviel davon sich tatsächlich in Berlin befindet.
Auf Dürers Leben (1471-1528) wird dabei weniger eingegangen, eher geht es um die Geschichte der Berliner Bestände. Als das Kupferstichkabinett 1831 ins Leben gerufen wurde, konnte es dabei auf Bestände zurückgreifen, die sich bereits im Besitz des preußischen Königshauses befunden hatten.
1871, nicht nur Jahr der Reichsgründung, sondern auch Dürers 400. Geburtstag, kam es zum „Dürer-Streit“, als für einen Großteil der Berliner Arbeiten nachgewiesen werden konnte, daß es sich nicht um Originale Dürers handelte; ein schwerer Rückschlag.
Als Glücksfall erwies sich die folgende Ernennung Friedrich Lippmanns zum Direktor des Kupferstichkabinettes im Jahr 1876. Bis zu seinem Tod 1903 bemühte er sich kenntnisreich und mit großem Geschick eine neue Dürer-Sammlung aufzubauen, welche nunmehr lediglich noch von jener des Wiener Albertinums übertroffen wird.
Auch die Dürer-Rezeption durch spätere Künstler wie Karl Friedrich Schinkel oder Adolph von Menzel wird thematisiert, ebenso wie die Aufteilung der Sammlung nach dem Zweiten Weltkrieg und die Wiedervereinigung nach dem Fall der Berliner Mauer.
Und die Dürer-Werke selbst? Zu sehen gibt es seine Meisterstiche („Ritter, Tod und Teufel“, „Melencolia I“ und „Hieronymus im Gehäuse“), berühmte Holzschnitte wie das „Rhinozeros“ oder die Reihen „Apokalypse“ und „Marienleben“, sowie eine vielseitige und umfassende Auswahl seiner Handzeichnungen, vom Bildnis seiner Mutter bis zum Aquarell „Drahtziehmühle“, daneben etliche Studien und Skizzen, aber auch Kuriositäten wie nachkolorierte Stiche aus der Sammlung Nagler oder die in Zusammenarbeit mit Albrecht Altdorfer entstandenen Riesenholzschnitte „Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.“.
Sollten Sie also in den nächsten Tagen noch die Zeit finden: Nichts wie hin! Für die Nachwelt festgehalten wurde die Ausstellung in einem 384 Seiten mit 200 Abbildungen umfassenden Hardcover-Katalog, erschienen im Hatje Cantz Verlag (ISBN 978-3-7757-5475-0, 48,– Euro).
Übrigens: In der (ebenfalls im Kulturforum gelegenen) Gemäldegalerie gibt es einen kleinen Raum, eine Exklave des Kupferstichkabinetts, genannt „Kabinett in der Galerie“, welcher sich ergänzend noch bis zum 24. September unter dem Titel „Albrecht Dürer Influencer – Follower und Reichweite in Italien“ mit der Verbreitung von Dürer-Werken in Italien befaßt. Eventuell wird es dazu in den nächsten Tagen noch einen kleinen Bericht geben.
Das Kulturforum befindet sich am Matthäikirchplatz in 10785 Berlin. Geöffnet hat es von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt zur Sonderausstellung „Dürer für Berlin“ kostet regulär 8,–, ermäßigt 4,– Euro. Tickets können online sowie vor Ort erstanden werden.
Verweise:
https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/albrecht-duerer-influencer/