„Mythos und Massaker. Ernst Wilhelm Nay und André Masson“ (Ausstellungsansicht)
„Mythos und Massaker. Ernst Wilhelm Nay und André Masson“ (Ausstellungsansicht)


Berlin – Ausgehend von im Grunde eher arbiträren stillistischen Ähnlichkeiten in Teilen des Werks von André Masson und Ernst Wilhelm Nay hat die Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin-Charlottenburg beschlossen, eine Auswahl der Werke beider Künstler gemeinsam zu präsentieren.„Mythos und Massaker“ wird bis zum 28. April 2024 zu sehen sein, und es lohnt sich!

 

André Masson wurde 1896 in Nordfrankreich geboren; im Ersten Weltkrieg wurde er als Kriegsfreiwilliger verwundet. Sein künstlerisches Schaffen stand anfangs im Zeichen des von Pablo Picasso und Georges Braque entwickelten Kubismus.

 

Mitte der 1920er Jahre engagierte er sich zeitweilig in der Surrealisten-Gruppe um André Breton, die Idee der von den Surrealisten verfolgten „écriture automatique“ übertrug er ins Feld der Malerei, wodurch der „automatische Kubismus“ entstand. In der Nachkriegszeit war er Teilnehmer der ersten drei documenta-Ausstellungen in Kassel (1955, 1959 und 1964). Er starb 1987 in Paris.

 

Im Zentrum der Ausstellung steht Massons 1931 entstandenes Großgemälde „Massaker“, ansonsten gibt es einen Einblick, der verschiedene Werkphasen beleuchtet, wobei insbesondere auf das fast ätherische „Narziß“ hingewiesen sei.

 

Der Deutsche Ernst Wilhelm Nay wiederum gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Klassischen Moderne in Deutschland. Geboren wurde er 1902 in Berlin, den Zweiten Weltkrieg überstand er als Soldat ohne Verwundungen.

 

Künstlerisch ließ er sich zunächst vom Surrealismus beeinflussen. Diese Frühphase ist durch einige Werke repräsentiert, darunter das beeindruckende „Fisch mit Muschel“. In den späten 1930er Jahren wurde Ernst Ludwig Kirchner zum offensichtlichen Einfluß, insbesondere in einigen auf den Lofoten entstandenen Bildern. In dieser Zeit wurde Nay übrigens von keinem Geringeren als Edvard Munch gefördert.

 

In Kriegszeiten entstanden einige Aquarelle französischer Landschaften, außerdem begann Nay den zwischen Expressionismus und Abstraktion gelegenen Stil zu entwickeln, mit welchem er in der Nachkriegszeit zu einem der wichtigsten deutschen Künstler aufsteigen sollte, wobei er bis zu seinem Tod 1968 in Köln noch verschiedene Ansätze im Bereich der Abstraktion ausprobieren sollte. Alle genannten Werkgruppen sind exemplarisch vertreten.

 

Die Ausstellung bietet also insgesamt einen beachtlichen, rund 70 Arbeiten umfassenden, Einblick in das Schaffen zweier wesentlicher Vertreter der klassischen Moderne, welches sich stilistisch zuweilen durchaus ähnelte. Ergänzend gibt es Beispielwerke der „Inspiratoren“ Kirchner und Picasso sowie der stilistischen Nachfolger Georg Meistermann, Theodor Werner und Asgar Jorn.

 

Gelungen ist die Hängung, Verbesserungen wären hinsichtlich der Beleuchtung möglich; diese könnte ruhig differenzierter sein. Wie aber eingangs gesagt: Es lohnt sich. Die Sammlung Scharf-Gerstenberg befindet sich in der Schloßstr. 70 in 14059 Berlin und hat von Dienstag bis Freitag 10–18 sowie am Sonnabend und Sonntag von 11–18 Uhr geöffnet; der Montag ist Schließtag. Der Eintritt kostet regulär 12,–, ermäßigt 6,– Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

 

Verweise:

https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/sammlung-scharf-gerstenberg/ausstellungen/detail/mythos-und-massaker/

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