Felix Ivo Leicher „Die Heilige Sippe“ (Öl auf Kupfer, 1770, 92,5 cm x 60 cm, Kunsthistorisches Museum Wien / Belvedere)
Felix Ivo Leicher „Die Heilige Sippe“ (Öl auf Kupfer, 1770, 92,5 cm x 60 cm, Kunsthistorisches Museum Wien / Belvedere)


Berlin – Der späte Barock in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie brachte eine durchaus eigene Malerei hervor, deren bekannteste Vertreter Martin Johann Schmidt und Franz Anton Maulbertsch waren. Felix Ivo Leicher, den wir heute vorstellen möchten, war der bedeutendste Schüler und Mitarbeiter Maulbertschs. Er ist vor allem durch seine Altargemälde in die Kunstgeschichte eingegangen.

 

Leicher wurde 1727 im mährisch-schlesischen Wagstadt (heute: Bílovec) geboren. Er war zunächst einige Jahre als Weber tätig, doch 1745–49 ließ er sich bei dem heute vergessenen Franz Schaffer zum Maler ausbilden. 1751 ging er dann an die Akademie der Bildenden Künste zu Wien, wo ihn das Schicksal zum Schüler Maulbertschs machte.

 

1754 brachte ihm sein Gemälde der „Salbung Sauls“ an der Akademie den zweiten Platz ein. Ein früher Auftrag für religiöse Gemälde waren die Altarbilder der Theklakirche zu Wien 1755/56; es sollten etliche weitere folgen.

 

Leicher war nicht nur Schüler Maulbertschs, sondern auch über viele Jahre sein wichtigster Mitarbeiter, wodurch sein Stil sich dem seines Lehrers so sehr anglich, daß die Gemälde zeitweise kaum unterscheidbar sind; einige Arbeiten sind auch von beiden Künstlern gemeinsam signiert.

 

Der Stil des verehrten Lehrers blieb auch in späteren Jahren eine wichtige Quelle der Inspiration, wobei er jedoch mit der Zeit auch andere Einflüsse aufnahm. Insgesamt ist seine Malweise im Vergleich weicher und lyrischer; Kunsthistoriker sehen Anleihen an Peter Paul Rubens und venezianische Maler jener Epoche, vor allem an Giambattista Pittoni.

 

Diskutiert wird zudem ein Einfluß des aus Südtirol stammenden Wiener Professors Michelangelo Unterberger, welcher ebenfalls einem weicheren Stil zuneigte. In jedem Fall stellen die Werke Leichers einen hochwertigen Beitrag aus der Übergangszeit vom süddeutschen Barock zum Rokoko dar.

 

Sind auch die Mehrzahl der Gemälde religiöser Natur, gab es 1786 doch eine ganze Einzelausstellung mit säkularen Arbeiten. Leicher starb 1812 in Neubau, heute ein Stadtteil Wiens. Seine Arbeiten sind heutzutage unter anderem in der Dreifaltigkeitskirche in Fulnek (Tschechien), in der Piaristenkirche in Wien, im Oberen Belvedere (Wien) und dem Museum der Schönen Künste in Budapest zu besichtigen.

 

Verweise:

http://www.artnet.de/künstler/felix-ivo-leicher/

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Felix_Ivo_Leicher

https://www.paintingsbefore1800.com/PaintingsF/page86.html

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