Berlin – Ein großer Name in der akademischen Salonmalerei des späten 19.Jahrhunderts war der des Flamen Georges Croegaert. Neben den üblichen Porträts vornehmer Menschen und Genreszenen aus dem Leben vornehmer Menschen hatte er einen Schwerpunkt seines Werkes in äußerst realistisch gemalten, doch spöttelnden Darstellungen des Lebens hoher Würdenträger der katholischen Kirche.
Zur Welt kam er 1848 in Antwerpen, wo er auch die ersten 28 Jahre seines Lebens verbrachte. In diese Zeit fiel seine Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste seiner Heimatstadt, wo exaktes akademisches Training im Sinne des Klassizismus und der angehende belgische Realismus zusammentrafen. Ansonsten sind die verfügbaren Fakten über seine jungen Jahre eher spärlich.
1876 jedenfalls begab er sich nach Paris, welches fortan das Zentrum seines Lebens und Schaffens darstellen sollte. Er machte sich schnell als Porträt- und Genremaler einen Namen, wobei er sich am Realismus orientierte, doch in den frühen Pariser Jahren auch impressionistische Anleihen aufnahm. Einen starken Einfluß hatte dabei der ebenfalls aus Antwerpen stammende Genremaler Jan van Beers.
Von 1882 bis 1914 konnte er kontinuierlich im Pariser Salon ausstellen und mehrmals in Brüssel; zu erwähnen ist auch eine Ausstellung in Wien 1888. Ein bedeutender Teil seines Werkes entstand ab den 1880er Jahren. Hier haben wir es mit hochstilisierten, technisch brillant ausgeführten Porträts und Genrebildern vor allem von Frauen aus gehobenen Gesellschaftsschichten zu tun, oft mit den damals modernen japanischen und chinesischen Anleihen in Dekoration und Kleidung.
Heute ist Croegaert jedoch vorrangig aufgrund seiner Bilder von Kardinälen bekannt. Dabei handelt es sich um ein spezielles Subgenre, welches wohl 1873 von dem akademischen Maler Jean-Léon Gérôme in einer Darstellung des François LeClerc du Trembly, welcher als Sekretär und Beichtvater des Kardinals Richelieu und „graue Eminenz“ in die Geschichte einging, begründet wurde.
Hierbei wurden die Kirchenfürsten in all ihrer Pracht, doch in banalen bis lächerlichen Situationen dargestellt, wobei der Ton zwischen sanft spottend und offen antiklerikal lag; Croegaert war dabei einer der „leichteren“ Vertreter des Genres. Es gab einige andere Künstler, welche dieses ebenfalls bedienten, doch unser Mann prägte es, nicht zuletzt durch seine technische Meisterschaft und die minutiös ausgeführten Intérieurs.
Neben den genannten Themen befaßte er sich auch mit kunstvoll arrangierten Stilleben, Bildern von Blumen und Vögeln und gelegentlich Landschaften. Er starb 1923 in Paris, seine Bilder sind in zahlreichen Museen vor allem Englands zu finden.
Verweise:
http://art-now-and-then.blogspot.com/2014/10/georges-croegaert.html
http://www.artnet.de/künstler/georges-croegaert/
https://www.hellenicaworld.com/Art/Paintings/de/GeorgesCroegaert.html
https://rehs.com/eng/default-19th20th-century-artist-bio-page/?fl_builder&artist_no=489&sold=1