Berlin – Für US-amerikanische Künstler der Generationen etwa von 1840 bis 1880 war es üblich, zum Studium nach Paris zu gehen. Die meisten von ihnen ließen sich dort zwar von akademischen Salonmalern ausbilden, früher oder später jedoch vom Impressionismus einfangen. Es gab jedoch einige wenige, welche dem Stil der Salonmalerei weitgehend treu blieben, einer von ihnen war der Orientalist H. Siddons Mowbray.
Nun ist es zunächst auffällig, daß der erste Vorname nicht ausgeschrieben wird, und tatsächlich scheint auch einfach nicht ganz klar zu sein, ob dieser nun Harry oder Henry war. Ungeachtet dessen beginnt Mowbrays Biographie zunächst mit seiner Geburt, welche 1858 in Alexandria, Ägypten, erfolgte.
Der Vater vertrat dort ein englisches Bankhaus, starb aber, als der Sohn nur etwa ein Jahr alt war. Die Mutter nahm ihn mit in die USA, um ihn dort wenige Jahre später als Vollwaisen zu hinterlassen, worauf er von der Schwester der Mutter und deren Gatten George Mowbray adoptiert wurde.
Als junger Mann besuchte er für ein Jahr die Militärakademie, entschied sich jedoch gegen eine Karriere bei der Armee und wandte sich 1878 nach Paris, wo er von 1879 bis 1883 Unterricht im Atelier des Salonmalers Léon Bonnat nahm. Bonnat widmete sich nur sporadisch orientalischen Motiven, doch Mowbray fand früh und für lange Jahre hierin seinen Schwerpunkt. Dabei bediente er sich leuchtender Farben, mit denen sein Werk eine gewisse Verwandtschaft zu dem John Singer Sargents aufweisen mag.
Eine Rolle für die Entscheidung zum Orientalismus gespielt hat sicher Mowbrays erste Reise nach Algerien 1884, doch auch die Ermutigung durch Jean-Léon Gérôme, bei welchem er ebenfalls lernte. 1885 ging er nach New York, eröffnete ein Atelier, und 1886 wurde er Mitglied der Society of American Artists. Er führte in jenen Jahren seine orientalischen Phantasien fort, doch nahm auch gerne Aufträge für Porträts an.
1891 wurde er, nachdem er zuvor schon assoziiertes Mitglied war, als Vollmitglied in die National Academy of Design aufgenommen. Seither fand er vor allem durch zahlreiche Wandgemälde für prominente Auftraggeber wie F. W. Vanderbilt, J. P. Morgan und die Universität Yale Erfolg und Ansehen.
Etwa 1901 war er Lehrer an der Art Students League in New York, und 1902 ging er zum Studium alter Meister, vor allem der Wandgemälde der Wohnungen der Borgias im Vatikan, nach Rom, wo er 1903 zum Direktor der Amerikanischen Akademie ernannt wurde. Zurück in den USA blieb er Teil der angesehenen Kunstwelt, bis er 1928 an einer Lugenentzündung starb.
Mowbray hatte einige Schüler, die es später selbst zu einigem Erfolg bringen sollten, darunter Lydia Field Emmet, Mortimer Lichtenauer, Florence Wolf Gotthold und Clara Taggart MacChesney. Seine Bilder sind heute unter anderem im Smithsonian American Art Museum, im Boston Museum of Fine Arts und der Yale University Art Gallery zu besichtigen.
Verweise:
https://americanart.si.edu/artist/h-siddons-mowbray-3443
https://de.artprice.com/artist/20590/henry-siddons-mowbray
https://www.spellmangallery.com/artists/henry-siddons-mowbray
https://nationalacademy.emuseum.com/people/1096/henry-siddons-mowbray