Herri met de Bles „Landschaft mit Sankt Christopher“ (Öl auf Holz, ca. 1535-45)
Herri met de Bles „Landschaft mit Sankt Christopher“ (Öl auf Holz, ca. 1535-45)

Hieronymus Bosch begründete die fantastische Malerei im Norden Europas, Joachim Patinir führte sie, mit einer Verlagerung des Schwerpunkts auf die epische Landschaft, fort. Andere Maler folgten, und zu deren bedeutendsten gehörte Herri met de Bles, welchen wir heute unseren Lesern vorstellen möchten.

 

Die uns bekannten Lebensdaten dieses Künstlers sind spärlich, und vieles bleibt folglich Spekulation. Geboren wurde er wohl zwischen 1500 und 1510 in Bouvignes oder Dinant (auch 1480 ist zu lesen, aber wohl falsch), welches heute zur belgischen Region Wallonien gehört. Joachim Patinir (1475/80–1524) war vermutlich sein Onkel, und es ist gut vorstellbar, daß er es war, welcher Herri met de Bles an die Malweise Boschs (1450/60–1516) heranführte.

 

Ein nettes Detail betrifft seinen Beinamen met de Bles, diesen soll er aufgrund einer weißen Stirnlocke erhalten haben. Und sonst? 1535 wurde ein Herry de Patenir in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen, dieser wird für gewöhnlich mit Herri met de Bles identifiziert.

 

Des Weiteren wird in der italienischen Kunstgeschichte ein Maler „Henrico Civetta“ bzw. „Il Civetta“ („Das Käuzchen“) genannt – ein Anhaltspunkt, da Herri met de Bles eine Eule als Signatur nutzte. Allerdings ist dies auch nicht sicher, denn zum einen gibt es Werke, welche recht sicher Herri zugeschrieben werden, doch keine Käuzchensignatur besitzen, zum anderen gibt es mit dem Käuzchen signierte Werke, welche kaum von ihm stammen dürften. Dieser Il Civetta ist jedenfalls in Ferrara bestattet.

 

Die Identität mit Henrico da Dinant (die Patinirs stammten aus Dinant) und Heinrich Blesius kann wiederum als gesichert gelten. Sein Todesjahr dürfte zwischen 1550 und 1560 gelegen haben, und, so er mit Il Civetta identisch ist, dürfte er in Ferrara gestorben sein, doch auch Antwerpen und Lüttich werden als Todesorte genannt.

 

Zu Herris Lebzeiten bereits gingen seine Bilder in Europa umher, sie verbreiteten sich in Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Frankreich und Italien, und heutzutage sind die ihm zugeschriebenen Werke Blickfänge in verschiedenen Sammlungen alter Meister, darunter dem Kunsthistorischen Museum Wien, den Florentiner Uffizien, dem Palazzo Ducale in Venedig oder der Dresdner Galerie Alte Meister.

 

Ausgehend von Bosch und Patinir und wie diese der Renaissance bzw. dem nördlichen Manierismus zugerechnet schuf Herri gewaltige und detailreich ausgearbeitete Landschaften mit wildromantisch-zerklüfteten Felsmassiven, in welche perspektivisch genau Heiligenszenen eingebettet sind. Wie auch bei anderen frühen Landschaftern, namentlich Albrecht Altdorfer, scheinen die Figuren dennoch oft eher Staffage zu sein, welche die Landschaft rechtfertigen sollen, denn diese ist das damals noch unübliche, aber eigentliche Thema. Ein bedeutender Künstler also, dessen Werk Jünger Boschs oder der Breughels nicht ignorieren sollten!

 

Verweise:

https://www.metmuseum.org/art/collection/search/435678

https://www.wga.hu/frames-e.html?/html/b/bles/index.html

https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/217973

https://auction.van-ham.com/herri-met-de-bles-berglandschaft-mit-szenen-aus-dem-leben-von-johannes-dem-taeufer--id-49135-item.html

https://www.khm.at/objektdb/?id=11227&L=0&q[]=Herri met de Bles

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