Berlin – Mit zunehmendem Erfolg des Impressionismus begannen auch einige Salonmaler, sich dieser Malweise zuzuwenden oder zumindest, Anleihen am Impressionismus zu nehmen. Jean Béraud, den wir Ihnen heute vorstellen möchten, feierte im späten 19. Jahrhundert mit hervorragend ausgeführten Pariser Straßenszenen große Erfolge.
Zur Welt kam er 1849 als Sohn eines den gleichen Namen tragenden Bildhauers in Sankt Petersburg, wo dieser zu jener Zeit wohl an der Isaakskathedrale beschäftigt war. Der Vater verschied 1853, und die Mutter kehrte mit den Kindern nach Paris zurück. Nach Abschluß der Schule begann der Junge zunächst ein Jurastudium.
Erst nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges, in welchem er in der Truppe diente, wandte er sich der Malerei zu und wurde Schüler des bedeutenden akademischen Malers Léon Bonnat an der École des Beaux Arts. Er bezog bald ein eigenes Atelier am Montmartre, und 1872(73?) stellte er erstmals beim Pariser Salon aus; dies würde er bis 1889 regelmäßig tun.
Anfangs orientierte er sich nicht nur stilistisch, sondern auch thematisch an seinem Lehrer Bonnat, das heißt, er war vor allem Porträtist. Insbesondere wohlhabende Damen ließen sich von ihm abbilden. Großer Erfolg war ihm damit jedoch zunächst nicht beschieden.
Ab Mitte der 1870er Jahre fokussierte er sich immer mehr auf Pariser Genreszenen, auf detailreiche Darstellungen des Lebens der Belle Époque. Der Montmartre, die Champs-Élysées, das Ufer der Seine lieferten ihm die Schauplätze seiner Gemälde, auf welchen er, ausgehend von seinem akademisch-realistischen Hintergrund, mit der Zeit zunehmend Einflüsse der Lichtmalerei verarbeitete.
Als Vorbilder dienten ihm dabei insbesondere Edgar Dégas und sein Freund Édouard Manet, welche, anders als die meisten Impressionisten (wie etwa Claude Monet oder Alfred Sisley) ihre Motive nicht im Grünen, sondern im bewegten Großstadtleben suchten. Ein vergleichbarer Künstler war übrigens Victor Gabriel Gilbert, den wir hier bereits vorstellten.
1887 wurde er in die Ehrenlegion aufgenommen, 1889 gewann er eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung, und 1890 gründete er, gemeinsam mit Puvis de Chavannes, Auguste Rodin und Jean-Louis-Ernest Meissonier, den Salon de la Société Nationale, wo er bis 1829 ausstellen sollte. 1894 wurde er in der Ehrenlegion zum Offizier erhoben.
Beim Duell mit dem Kritiker Jean Lorrain 1897 diente er seinem Freund Marcel Proust als Sekundant. In späteren Jahren war er selbst weniger schöpferisch, sondern engagierte sich in Jurys und Vereinen wie eben der Société Nationale des Beaux-Arts. Er starb 1935 in Paris. Sein Bilder finden wir heute in zahlreichen Museen, darunter sind der Louvre, das Metropolitan Museum in New York, die National Gallery in London und das Art Institute of Chicago.
Verweise:
http://www.artcyclopedia.com/artists/beraud_jean.html
https://de.findagrave.com/memorial/74861319/jean-béraud
https://www.oel-bild.de/Kuenstler/Bilder/Gemaelde/Jean--Beraud.htm