Ludolf Backhuyzen dürfte neben Willem van de Velde (dem Älteren und dem Jüngeren) der bekannteste Marinemaler des Goldenen Zeitalters der niederländischen Malerei sein. Insbesondere seine früheren Werke konnten innerhalb des vergleichsweise engen Metiers Maßstäbe setzen.
Geboren wurde Ludolf (oder Ludolph) Backhuyzen (vom Familiennamen existiert gleich ein bunter Strauß verschiedener Schreibweisen: Bakhuizen, Backhujzen, Bakhuyzen, Backhuysen, Bakhuysen) vermutlich 1631 in Emden. Der Vater war ein ostfriesischer Gerichtsschreiber, welcher vor dem Dreißigjährigen Krieg nach Emden geflohen war, wo er als Notar tätig war.
18jährig ging Ludolf nach Amsterdam, dort verdingte er sich als Kontorist für die Handelsfirma Bartolotti. Seiner außerordentlich schönen Handschrift wegen wurde er zudem als Kalligraph eingesetzt und unterrichtete auch diese Kunst.
Seinem Biographen Arnold Houbraken zufolge soll er sich das Malen und Zeichnen zunächst in Eigenregie angeeignet haben, später nahm er jedoch ergänzenden Unterricht bei dem bedeutenden Landschafter Allaert van Everdingen und danach bei dem Marinemaler Hendrik Dubbels. Inspiriert wurde er vor allem auch von den Werken Willem van de Veldes des Älteren.
Die Aufnahme in die Amsterdamer Lukasgilde erfolgte 1663. 1665 erhielt er vom Rat der Stadt den Auftrag, für Hugues de Lionne (den Marquis de Berny, Außenminister Ludwigs des XIV. und Kunstsammler) ein Bild von Amsterdam zu malen. Nachdem der ältere van de Velde 1672 nach London ausgewandert war, konnte Backhuyzen dessen Rang als prominentester Marinemaler der Niederlande einnehmen.
Nach den Ausführungen Houbrakens soll er 1697 Peter dem Großen in Amsterdam Zeichenunterricht gegeben haben, als dieser sich in der Werft der Ostindischen Kompanie als Schiffszimmermann ausbilden ließ. 1699 konnte er eine Galerie im berühmten Amsterdamer Rathaus, dem heutigen Königlichen Palast, eröffnen. Er war bis 1707 als Maler tätig, zuletzt hatte er noch England besucht, im Jahr darauf verschied er nach schwerer Krankheit.
Neben Marinebildern, deren beste als Höhepunkt der niederländischen Marinemalerei gelten, existieren innerhalb seines umfangreichen Gesamtwerks auch Selbstporträts, Porträts von Bekannten und Verwandten des Künstlers, ein paar Landschaften und religiöse Motive.
Was sein wesentliches Sujet angeht, scheint der Ruhm Backhuyzen künstlerisch eher abträglich gewesen zu sein. So gelten unter Kunsthistorikern weithin die sparsam-effektiven und sorgfältig gearbeiteten Frühwerke als bedeutender; später neigte er zu sehr großen, theatralischen und überladenen Bildern. Das Ansinnen, etwas zu repräsentieren, ging hier (wie so oft) auf Kosten der künstlerischen Qualität.
Verweise:
https://rkd.nl/en/explore/artists/3414
https://www.deutsche-biographie.de/sfz1776.html
https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/backhuysen-ludolf