Muriel Kalish „Zwei Schwestern“ (Öl auf Leinwand, 1982, 86 cm x 117 cm, Foto: ©️ Roman März)
Muriel Kalish „Zwei Schwestern“ (Öl auf Leinwand, 1982, 86 cm x 117 cm, Foto: ©️ Roman März)


Berlin – Eine bemerkenswerte und doch sehr organische Entwicklung von naiver Malerei zu einer von alten Meistern inspirierten Malweise hat die New Yorkerin Muriel Kalish vollzogen. Die Galerie Brusberg in Berlin, welche die Künstlerin seit den 70er Jahren vertritt, entführt das Publikum noch bis zum 13. April 2024 in „Die wunderbare Welt der Muriel Kalish“.

 

Es war die aktuelle Ausstellung des Kunstforums der Berliner Volksbank zu Werner Heldt und Burkhard Held, welche mehrere Leihgaben der Galerie zeigt, welche uns motivierte, einmal genau diese, welche sich gleichfalls in Berlin-Charlottenburg befindet, aufzusuchen. Eine gute Idee, wie sich zeigte.

 

Gegründet worden war die Einrichtung 1958 in Hannover von Dieter Brusberg (1935 – 2015), welcher mit dem Umzug nach Berlin 1982 bald zu einer der prominentesten Persönlichkeiten im hiesigen Kunsthandel aufstieg. In verkleinerter Fassung besteht seine Galerie bis heute. Brusberg war es auch, der 1972 die Arbeiten Kalishs in New York kennen und lieben lernte und sie 1975 erstmals nach Deutschland brachte.

 

Die Künstlerin selbst kam 1932 in New York zur Welt. 1954 heiratete sie den Maler Lionel Kalish (1931 – 2022), der seinen Schwerpunkt in recht eigenen Stadtansichten hatte, und nach der Geburt ihrer Tochter 1958 stand für sie fest, selbst malen zu wollen, wobei ihr Mann sie etwas anleitete; eine professionelle Ausbildung hatte sie allerdings nie.

 

Sie malte zunächst recht ungestüm los – in bester naiver Tradition, beeinflußt von amerikanischer Volkskunst, kraftvoll, farbstark. Ein erster Italienaufenthalt 1965 führte zur Begegnung mit der Kunst der Renaissance, und sie begann, eine verfeinerte Technik zu entwickeln.

 

Das eigentlich Bemerkenswerte daran ist nun, daß ihre ganz persönliche Note während der gesamten Entwicklung erkennbar bleibt. Von den frühesten, frontal und pastos gemalten Bildern bis zu den späteren durchdachten Arbeiten, bei welchen unbekleidete Frauen, Tiere, Früchte und Blumen in idyllischen Landschaften zu sehen sind, ist die Handschrift die gleiche. Die Ausstellung, welche Werke verschiedener Schaffensphasen vereint, gibt Zeugnis davon.

 

Eine Verwandtschaft besteht sicher zu Henri (dem „Zöllner“) Rousseau, und die seltsame, entrückte Atmosphäre (ent-)rückt sie in die Nähe der Surrealisten, wobei ihre Gemälde doch deutlich freundlicher wirken als jene der bevorzugt in seelische Abgründe schauenden Dalí, Magritte usw. Die Bilder enthalten Rätsel, auf deren Lösung Kalish verzichtet, lieber läßt sie den Betrachter mit diesen alleine. Ergänzend sind den Arbeiten einige Beispiele der für sie so prägenden amerikanischen Volkskunst hinzugesellt.

 

Alles in allem: Es lohnt sich. Die Galerie Brusberg „Wunderkammer“ befindet sich in der Friedbergstraße 29 in 14057 Berlin. Für Besucher geöffnet hat sie am Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, am Freitag von 11 bis 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr – oder nach Vereinbarung per Telefon ( +49 30/305.12.29) oder E-Mail (brusberg@brusbergfineart.com).

 

 

Verweise:

https://galerie-brusberg.de/exhibition/179-405-die-wunderbare-welt-der-muriel-kalish/

https://www.kalishandkalish.com/muriel-kalish-works-of-art

https://galerie-brusberg.de/ueber-uns/

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