Berlin – Bis zum 22. Januar 2024 wartet die Berlinische Galerie mit einer „Zauber des Nordens“ betitelten Ausstellung auf, welche sich dem wohl weltweit bekanntesten norwegischen Maler, dem Symbolisten und Proto-Expressionisten Edvard Munch (1863–1944) widmet.
Die Schau ist eine Kooperation mit dem Osloer Museum MUNCH, und verbindet eine ganze Reihe von dessen Leihgaben mit Berliner Beständen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Wirken des Künstlers in Berlin, was als Aufhänger genutzt wird, um das etwa 80 Arbeiten Munchs umfassende Programm mit ausgewählten Werken von Künstlern zu ergänzen, „die Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin die Vorstellung vom Norden sowie die moderne Kunstszene an der Spree geprägt haben, darunter Walter Leistikow oder Akseli Gallen-Kallela“, wie eine Info des Hauses preisgibt.
So wird eingangs die damals populäre nordeuropäische Landschaftsmalerei vorgestellt, anhand zweier großformatiger Gemälde der Spätromantiker Themistokles von Eckenbrecher und Adelsteen Norman. Letzterer war es, der Munch entdeckte und in die Berliner Künstlerkreise einführte, welche wiederum mit Landschaften Walter Leistikows und Hans Herrmanns vertreten sind.
Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang ein kleines Gemälde „Weiße Rosen“ des Finnen Axel Gallen; eines der Glanzlichter der Ausstellung – überhaupt verdiente Gallen, der sich später Akseli Gallen-Kallela nannte, weit mehr Aufmerksamkeit! Munch selbst ist mit nur wenigen Landschaften vertreten; dieser Bereich wird später im Museum Barberini weitere Würdigung erfahren.
Im folgenden Saal sind dann zahlreiche Gemälde Munchs, darunter viele Osloer Leihgaben, zu sehen; darunter Schlüsselwerke wie „Vampir“, „Rot und Weiß“, „Auge in Auge“, „Der Tod und der Frühling“ sowie mehrere Werke aus dem für den Augenarzt und Sammler Max Linde geschaffenen „Linde-Fries“.
Weiter geht es mit Munch als Druckgraphiker, seinen Holzschnitten, Radierungen und Lithographien; auch hier ist Wesentliches dabei. Dann geht es zu den Porträts, wobei u. a. Walther Rathenau festgehalten wurde (das Bild hängt sonst im Märkischen Museum), außerdem Elisabeth-Förster Nietzsche (die Schwester des Philosophen), der Dramatiker August Strindberg und der polnische symbolistische Schriftsteller Stanisław Przybyszewski, welcher zu Munchs bekanntestem Bild, „Der Schrei“, einen kongenialen Roman verfaßte. Ach ja: Auch einige von Munch gefertigte Fotografien sind zu sehen.
Im letzten Raum werden einige weitere Gemälde gezeigt, darunter „Straße in Åsgårdstrand“, und die ambivalente Bewertung des Künstlers während der NS-Zeit wird angerissen; in der Treppenhalle ist überdies der sonst in der Neuen Nationalgalerie ausgestellte, eher rohe „Reinhardt-Fries“ zu sehen.
Kurz: Viel Bedeutendes, kraftvolle und einzigartige Kunst. Bei unserem Besuch war das Haus allerdings extrem voll, sonst wäre genug Platz gewesen, um die Bilder von nah und fern zu betrachten. Die Begleittexte waren durch die im gegenwärtigen Kulturbetrieb beliebte fehlerhafte Zeichensetzung allerdings schwer lesbar.
Die Berlinische Galerie befindet sich in der Alten Jakobstraße 124–128 in 10969 Berlin. Sie hat am Montag, Mittwoch, Freitag, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie am Donnerstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet (ab 17 Uhr gilt am Donnerstag ermäßigter Eintritt). Der Dienstag ist Schließtag. Der Eintritt kostet regulär 15,–, ermäßigt 9,– Euro.
Zuletzt: Vom 18. November 2023 bis 1. April 2024 wird sich das Museum Barberini in Potsdam mit Edvard Munch als Landschaftsmaler befassen. Es gibt aus diesem Anlaß ein Kombi-Ticket, welches einen etwas günstigeren Besuch beider Ausstellungen gestattet. Fragen sie dazu im Museum oder buchen Sie die Karte im Netz ...
Verweise:
https://berlinischegalerie.de/ausstellungen/vorschau/edvard-munch/