Chorin – Die Ruine des einstigen Zisterzienserklosters Chorin in der Schorfheide im Norden Brandenburgs gilt als bedeutendes Überbleibsel der norddeutschen Backsteingotik und wurde bereits von Karl Friedrich Schinkel als „des Landes schönster Schmuck“ bewundert. Mittlerweile wird es für Konzertveranstaltungen ebenso wie für kleinere Ausstellungen genutzt; bis Mitte September 2024 zeigen dort sieben Künstlerinnen unserer Zeit ihre Werke.
Was diese sieben Künstlerinnen eint, ist, daß sie sich aus Leipzig kennen, dem Kunstfreund durch das „Bildermuseum“ und die „Leipziger Schule“ um Bernhard Heisig, Neo Rauch, Arno Rink usw. ein Begriff. Die Macher der Ausstellung betonen die historische Verbindung zwischen Chorin und Leipzig; beide Orte hatten zur Via Imperii gehört und seien inzwischen Stationen auf dem Jakobsweg geworden.
Während der Weg der Pilger jedoch von Norden nach Süden führt, haben die schaffenden Damen den umgekehrten Weg eingeschlagen, woraus nicht auf gottesferne Inhalte geschlossen werden sollte, denn die sehr verschiedenartigen Werke speisen sich eher aus der Innerlichkeit als aus dem Lärm der Welt; ein Teil wurde eigens für die Ausstellung im Kloster, manches gar direkt vor Ort geschaffen.
Dabei wurde für die Präsentation erstmals nicht nur das historische Infirmarium, der einstige Gäste- und Krankensaal, welcher seit 2010 als Galerie dient, genutzt, sondern die gesamte Klosteranlage mit einbezogen, und neben der Malerei finden sich auch Metallskulpturen oder LED-Neon-Gebilde.
Hjördis Baacke, einst Schülerin bei Arno Rink und Neo Rauch, widmet sich in ihrer Lichtmalerei dem Wald als friedvollem, ja kontemplativem Ort, wobei mehrfach zwei Gemälde nebeneinander hängen, von denen eines einen vergrößerten Ausschnitt des anderen darstellt.
Elena Kozlova aus dem russischen Tver studierte ebenfalls in Leipzig, bei Sighard Gille und Annette Schröter. Ihre Gemälde sind vielseitig, mystisch, dunkel, irgendwo zwischen Abstraktion und Symbolismus angesiedelt. Teilweise setzt sie diese im Kloster bewußt den Elementen aus, gibt die Verantwortung für die Vollendung der Bilder an diese ab.
Auch Kathrin Henschler hat mit ihren Werken hinter Glas und ihrer Palimpsest-Reihe recht Eigenes zu bieten, unter originellem Rückgriff auf alte Meister. Erwähnt sei auch Dana Meyer, deren gewaltige geschmiedete Stahlskulptur „Das Gespann“ definitiv einen Blick wert ist. Petra Polli, Lucy König und Marieken Matschenz sind ebenfalls mit mehreren Arbeiten vertreten.
„Schimmer – Sieben Künstlerinnen auf der Suche nach dem Verborgenen“ wird noch bis zum 16. September zu sehen sein; am 21. September, 16 Uhr, wird zur Finissage mit Auktion gerufen. Ab 28. September sind dann romantische Gemälde und Skizzen des Klosters von Gustav Pflugradt zu sehen, einem Großneffen Caspar David Friedrichs, welcher dessen Tradition folgte.
Das Kloster Chorin befindet sich im Amt Chorin 11a, 16230 Chorin und ist mit dem Auto über die L 200 und die A11 sowie mit dem RE3 der Deutschen Bahn zu erreichen. Zu besichtigen ist es täglich von 9 bis 18 Uhr; der Eintritt kostet reguläre 7,– und ermäßigt 5,– Euro; Kinder bis 7 Jahre haben freien Eintritt.
Verweise:
http://www.hjoerdis-baacke.de/